Insel Kampenwerder-Stintenburg
Die Stintenburginsel ist eine kleine bewohnte Insel im Schaalsee. Sie gehört zur Gemeinde Zarrentin am Schaalsee im Landkreis Ludwigslust-Parchim.
Das Gut Stintenburg befand sich im 13. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Schwerin. Ab 1417 war die Familie von Lützow Gutsherr, von 1434 bis 1639 die Familie von Bülow, 1642–1680 Herzogin Christine Margarete zu Mecklenburg und von 1683 bis 1738 die Familie von Hammerstein. 1740 gelangte das Gut in den Besitz des Grafen Johann Hartwig Ernst von Bernstorff (1712–1772), dessen Familie die Gutsherren bis ins 20. Jahrhundert stellte.
Die kleine Insel Kampenwerder übt immer wieder eine merkwürdige Ausstrahlung auf mich aus. Das ist wohl dauerhaft mit meinem 1.Besuch auf der Insel verbunden. Damals waren die Grenzsicherungsanlagen fast noch vollständig erhalten. Im Jahr 1990 besuchte ich die Insel Stintenburg, da lagen noch die Genzsicherungsboote der DDR am Ufer des Brückenhauses. Bekannt war mir die besondere Bedeutung des Herrenhauses durch seine Lage damals noch nicht wirklich. Man kam auf die eigentliche Insel nur über einen gut gesicherten Doppelzaun, vor dem Zaun stand seinerzeit noch ein Wachturm. Es überkam einem ein merkwürdiges Gefühl auf der Insel. Die DDR Grenzboote waren hier nicht mit hohen Aufbauten versehen, wie zum Beispiel auf der Elbe. Das hatte einen besonderen Grund , denn die Boote mussten die Brücke noch Kampenwerder unterfahren. Der Grund war, das die Insel Kampenwerder zwar vollständig zur DDR gehörte, aber das Wasser am Ufer des Schaalsee`s schon westliches Staatsgebiet war. Es war also nicht möglich die Insel vollständig zu umfahren. Die Grenzboote war also gezwungen immer unter der Brücke durch zufahren. Auf der beigefügten Karte kann man das gut erkennen. Bei meinem 1.Besuch stellte ich damals schon fest, das am westlichen Ufer der Insel lediglich DDR Grenzpfähle den Verlauf der DDR Staatsgrenze markierenden.
Wer also auf der Insel Kampenwerder war, konnte ohne weitere Sperranlagen im Westen vom Ufer sofort in den Westen springen. Ein paar Jahre später war am Brückenhaus auf der Insel eine nette Gastronomie entstanden, die gut besucht war.
Jetzt ist auch das Brückenhaus wieder im Besitz derer von Berndorff gekommen und wird nur noch vermietet. Alles in allem bietet die Insel einen traurigen Eindruck und das Brückenhaus hinterließ bei mir einen eher faden Beigeschmack.
Man bekommt immer wieder den Eindruck als wenn man die unsägliche Geschichte der Teilung beider deutschen Staaten für immer aus den Geschichtsbüchern streichen. Derweil das Volkseigentum der DDR für immer verschwunden bleibt, gab es massenweise Rückführungen von Hof und Gut für weltliche Kader.
Im Jahr 1767 hielt sich der deutsche Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock auf der Stintenburginsel auf und widmete ihr die Ode Stintenburg.[1]
Das heutige, klassizistisch gestaltete Herrenhaus wurde in den Jahren 1810 bis 1817, vermutlich unter der Leitung von Joseph Christian Lillie, auf den deutlich älteren Fundamenten eines möglicherweise schon im 14. Jahrhundert errichteten Vorgängerbaus errichtet.
Zeitgleich mit der 1943 erfolgten Verhaftung des Besitzers des Gutes, des regimekritischen Albrecht Graf von Bernstorff, wurde dem die Verfügungsgewalt über seinen Besitz entzogen. Die Verwaltung wurde an den Bauernführer Hans Teuner übertragen, später setzte die Landesbauernschaft Schleswig-Holstein einen Zwangsverwalter ein. Bernstorff wurde in den letzten Kriegstagen von der Gestapo in Berlin-Moabit ermordet.
Karte zum Gebietstausch 1945
Nach dem Krieg fiel der Besitz zunächst in den Bereich der britischen Besatzungstruppen; in Form eines Gebietstausches aus verkehrstechnischen Gründen wurde jedoch im Gadebuscher Vertrag am 13. November 1945 die Zuordnung des Bernstorffschen Gutes zu der Sowjetischen Besatzungszone geregelt. Im Rahmen der Bodenreform wurden dann Gut und Herrenhaus enteignet. Unter schwierigen Bedingungen erfolgte eine Ansiedlung von Neubauern auf dem parzellierten Gutsbetrieb.
Ab 1952 übernahm die Deutsche Grenzpolizei der DDR das Gebiet wegen seiner Grenznähe (die innerdeutsche Grenze verlief nur zwei Kilometer weiter westlich).1952 übernahmen die DDR-Grenztruppen das Herrenhaus der Stintenburg als Ausbildungsort unter verdeckter Regie des Staatssicherheitsdienstes der DDR. Später wurde die Anlage von der Hauptabteilung I des Ministeriums für Staatssicherheit zur Ausbildung einer geheimen Elitetruppe für die Grenztruppen der DDR genutzt. Dazu war die Anlage als ein Objekt der Grenztruppen legendiert.[2] Seit Anfang der siebziger Jahre diente die Stintenburg als die Zentralschule für Grenzaufklärer. Die Geheimhaltung zu dieser Ausbildungseinrichtung war so groß, dass die Bewohner der umliegenden Ortschaften bis zum Ende der DDR vom maßgeblichen Einfluss der Stasi nichts wussten. In jeder Grenzkompanie entlang innerdeutschen Grenze gab es in der Stintenburg als Berufsunteroffiziere ausgebildete Grenzaufklärer. Diese verfügten über eine besondere Ausrüstung in Form der Doppelbewaffnung mit Maschinenpistole und Pistole, einen Diensthund, ein Motorrad, eine kleine Harke zum Verwischen von Spuren; zuweilen führten sie auch spezielle Fototechnik mit. Neben diesen Überwachungs- und Kontrollaufgaben oblag ihnen auch die Kontaktpflege zu sogenannten zivilen „Grenzhelfern“. Diese waren aus Einheimischen aufgestellte „Grenzaktivs“, die ebenso wachsam zu sein hatten, wie die Uniformierten an der Grenze selbst und jede verdächtige Bewegung oder Ortsveränderung melden sollten. Diese Grenzaufklärer durchstreiften auch häufiger die Grenzortschaften. Sie waren – anders als die üblichen Grenzposten aus Wehrdienstleistenden – allein unterwegs.[3] Den Grenztruppen der DDR gehörten in den 1980er Jahren bis zum Zeitpunkt der Wende und friedlichen Revolution 1989 durchschnittlich 44.000 Personen unter Waffen an.[4]
Seit der Restitution sind Herrenhaus (1993) und Gut (1997) wieder im Besitz der Familie von Bernstorff. Annähernd das gesamte Areal wurde durch das Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen ohne Rückkaufbedingungen an den Neffen des ermordeten Albrecht Graf von Bernstorff übergeben. Die Insel wird heute von der Familie und einigen Angestellten bewohnt und befindet sich im Biosphärenreservat Schaalsee. Sie unterliegt somit einigen besonderen Schutzbestimmungen.
Gegen 6.-€ Schutzgebühr können Sie sich umfassender über die wechselvolle Geschichte dieser Insel informieren.
Auch in diesem Buch kein Wort über diese vielen Opfer.
Wir sollten diese Opfer nicht vergessen !
Bürgerreporter:in:Norbert Höfs aus Schwerin (MV) |
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