Münders Rohmelbad ist mein Jungbrunnen
Es ist nur drei Jahre jünger als ich, kann aber im Gegensatz zu mir von Heilquellen zehren. Das Rohmelbad in Springes Nachbarstadt Bad Münder speist sich aus mineralhaltigem Wasser der Mühlenworthquelle. Das erfrischende und belebende Nass enthält Natrium, Kalzium und Sulfat, worauf auf der Webseite des Rohmelbads als besonderes Plus verwiesen wird.
Die kleine Kurstadt westlich von Springe würde im Ranking der hannoverschen Umlandgemeinden auf Platz 17 landen. Mit gut 17 500 Einwohner ist Bad Münder noch einen Tausender kleiner als Hemmingen, liegt aber nicht in der Region Hannover, sondern zählt zum Nachbarlandkreis Hameln-Pyrmont. Die Geschichte des Bades spiegelt die Höhen und Tiefen seiner Stadt wider. Der Kurbetrieb hat in wirtschaftlich und gesundheitspolitisch schwierigen Zeiten arg gelitten und ohne ehrenamtliches Engagement wie in Pattensen wäre das Bad sicherlich schon Vergangenheit.
Springe und Bad Münder ergänzen sich badetechnisch ganz gut. Bad Münder hatte mal beides, doch es rentierte sich nicht mehr, das defekte Hallenbad wieder betriebstauglich zu sanieren. So lag die Konzentration auf dem angrenzenden Freibad. Gerade wegen seines mineralhaltigen Wassers hat es auch in der Nachbarschaft viele Freunde. Springe, dass schrumpft und sich derzeit mit seiner Einwohnerzahl den 29 000 nähert, darf sich noch stolz den Top Ten im Umland Hannovers zurechnen. Aber Freibad hat die Kernstadt indes schon lange nicht mehr, der Erhalt des Hallenbades erfordert Springes finanzwirtschaftliche Konzentration. So pilgern die Springer im Sommer gen Westen und die Münderaner zu den übrigen Jahreszeiten gen Osten, um schwimmen zu gehen. Warum es bisher noch nicht geklappt hat, beide Bäder gemeinsam zu vermarkten? Die Deisterregion wächst mit Blick auf ein einheitliches Marketing erst schrittweise zusammen.
Natürlich bleibt den Schwimmern in den kühleren Jahreszeiten gar nichts anderes übrig, als im Hallenbad zu überwintern. Ab April wächst dann schon die Vorfreude auf die neue Freiluftsaison, und jeder Tag im Mai schmerzt, an dem das Rohmelbad noch aus welchen Gründen auch immer noch nicht geöffnet hat. Denn ab Ende August sind die Tage des Open-Air-Badens bereits wieder gezählt. In unseren Breiten kann es dann in der Lesart von Heinz Rühmann schnell "hübsch hässlich" werden.
Ergo ist jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen. Auch wenn der innere Schweinehund einem oft genug einen Strich durch die Rechnung macht. Es gab Jahre, in denen wären die beruflichen Belastungen ohne die Stunden im Heilquellenwasser nicht zu meistern gewesen. So stehe ich dem Rohmelbad in der Schuld, ihm auch dann die Treue zu halten, wenn ich nicht so darauf angewiesen bin.
Daran habe ich mich in diesem Jahr erst Anfang Juni erinnert. An diesem Sonntagmorgen ging dann alles ganz schnell, restliche Münzen vom vergangenen Sommer wähnte ich noch im Flur, griff zu und stand staunend an der Badekasse. "Nein, mit diesen Münzen könne ich hier nichts anfangen", wurde ich freundlich, aber bestimmt zurückgewiesen. Ich hatte mich tatsächlich vergriffen. Mit Wasser hatten die Münzen schon zu tun, aber sie waren vom Autowaschen übrig geblieben. Ich kam dennoch zu meinen Runden. Als Stammgast konnte ich anschreiben, was heute kaum noch irgendwo klappt. Wer will schon so freundlichen Kredit verspielen? Noch am frühen Nachmittag waren die Schulden getilgt, diesmal mit waschechten Bademünzen.
Bürgerreporter:in:Clemens Wlokas aus Springe |
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