HARZVORLAND
Wanderung von Mehringen zur Burg Freckleben

der Bergfried 3 und das Burggelände
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Am ehemaligen Kloster in Mehringen hatten sich Wanderfreunde der Zweigvereine Ballenstedt und Quedlinburg getroffen um eine gemeinsame Wanderung zur Burg Freckleben zu unternehmen. Der Anlass war die 1050 - Jahrfeier von Freckleben. Freckleben ist ein Ortsteil von Aschersleben und liegt, wie auch Mehringen, im Wippertal.  Es gibt zwei Möglichkeiten um nach Drohndorf bzw. Freckleben zu gelangen. Aufgrund der Wetterlage wählten wir den rechts der Wipper führenden Weg, der zugleich Teil des Wipperradweges ist. In Drohndorf gibt es eine Besonderheit. Hier befindet sich Vierseitenhof der Familie Luther. Und dies schon sei dem Jahre 1536. Damals hatte der Bruder des Reformators Dr. Martin Luther, Jacob Luther seinem Sohn Johannes Luther dieses Anwesen geschenkt. In den fast 500 Jahren ist dieser Hof immer im Besitz der Familie Luther geblieben. Nach einem kurzen Abstecher zum Lutherhof überquerten wir die Wipper und anschließend die Bahnstrecke Ascherleben - Halle.  Bald erreichten wir die ehemalige Gipshütte von Drohndorf. Hier wurde bis ca. 1930 Gips abgebaut und auch an Ort und Stelle verarbeitet. Auf einem schattigem Weg, am Rande eines kalkhaltigen Berghangs, auf dem im Frühjahr viele Adonisröschen blühen, wanderten wir vor bis zu dem Ort Freckleben. Im Ort befindet sich eine der 5 Winkelkirchen in Deutschland. Ursprünglich gab es 2 Kirchen in Freckleben. Nachdem die St. Moritzkirche im 16. Jahrhundert abgebrannt war, wurde die  Kirche St. Stephanus zu klein für die Gläubigen. Also vergrößerte man durch eine Anbau die Kirche. Der wurde an der südwestlichenSeite ausgeführt. So entstand die Winkelkirche. Die Kanzel befindet sich direkt im Winkel, sodass der Pastor von allen Sitzplätzen der Kirche aus gesehen werden konnte. Da aufgrund von Bauarbeiten am Kirchendach die Kirche verschlossen blieb und wir deshalb auf eine Besichtigung verzichten mussten, wanderten wir die Straße "Am Schloßteich" hinauf und erreichten über die Straße "Auf dem Schloß"  die Burganlage Freckleben. Für die Frecklebener ist diese Burg schon immer ihr Schloss.

Schloss (Burg) Freckleben

Diese Burganlage ist eine romanische Höhenburg. Die Anfänge gehen auf eine Wallanlage zurück. Der Bergfried 1, mit einer beachtlichen Höhe von 32 m, wurde bereits im 10. Jahrhundert geschaffen. Weitere Bergfriede folgten im 12. Jahrhundert, wovon nur der Bergfried 3 erhalten blieb. Und dieser Bergfried 3 ist etwas ganz Besonderes. Er hat die Grundform eines Viereckes von 6.90 x7,96 m. Oberhalb des 4. Obergeschoß geht der Bergfried in einem unregelmäßigen Achteck über. In der 1. Hälfte des 18. Jahrhundert entschloss man sich in den beiden oberen Etagen Tauben zu halten. An den 8 Innenseiten des Turmes wurden in unterschiedlicher Höhen zu diesem Zweck Nistkästen angebracht. Um die  anfallenden Taubeneier leicht einsammeln zu können, wurde in dem 5. und auch in dem 6. Obergeschoss  jeweils eine Drehspindelleiter nach französischem Vorbild  eingebaut. In einem drehbaren, senkrecht stehenden, starken Rundholz wurden spiralförmig Leisten eingebracht. Dadurch war es möglich alle Nistkästen mit diesen Drehspindelleitern zu erreichen. Einmalig ist es auch, dass eine Drehspindelleiter in einem Bergfried eingebaut wurde. In Europa gibt es nur noch  eine weitere  Drehspindelleiter in Frankreich. Nach dem Tod des letzten  Eigentümer der Burg Graf Udo der IV. von Freckleben aus dem Hause Stade, er wurde am 15.3.1130 von den Mannen Albrecht des Bären erschlagen, übertrug Kaiser Friedrich der I. (Barbarossa) die als Reichsschloss bezeichnete Burg an den Magdeburger Erzbischof. Von 1479 bis 1896 waren die Fürsten von Anhalt die Eigentümer der Burg.  Sie wurde als Domäne genutzt. Der bekannteste Vertreter der anhaltinischen Fürsten war der schon erwähnte Albrecht der Bär (1000 - 1170). Er war Graf von Aschersleben, Graf von Ballenstedt und Markgraf von Brandenburg. Der Heimatverein Freckleben e.V. hat in den vergangenen Jahrzehnten dafür gesorgt, dass wir dieses Kleinod in dem heutigen Zustand erleben können. So wurde z.B. der Bergfried 1, der bereits eine Ruine war,  im Jahre 2008 teilweise neu aufgebaut und mit einem Dach versehen. Der 1966 zufällig entdeckte Brunnen wurde im Jahre 1999 neu aufgemauert. So ähnlich geschah  es mit den anderen historischen Bauten auf dem Burggelände.
Ein Mitglied dieses Heimatvereins versuchte, während eine Führung, uns die Burg etwas näher zu bringen. So besuchten wir den als Aussichtsturm umgebauten Bergfried 1, das auf der Vorburg befindliche Wikingerlager und die Burgbrunnenanlage. Dafür unseren Dank. Vorher hatten wir uns mit Speisen und Getränken auf dem, zu einem Festplatz umgestalteten, Burghof gemütlich gemacht. Nach der Führung ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung, dem ehemaligen Zisterzienser Kloster in Mehringen.  Es wurde im Jahre 1222 als Nonnenkloster eingerichtet und wurde im Jahre 1525 während des Bauernkrieges zerstört. Die leichte Wanderstrecke betrug knapp 12 km. Bis auf den An- und Abstieg zur Burg Freckleben war es eine fast ebene Strecke. Zur Vervollständigung meines Beitrages habe ich wieder mein Archivmaterial verwendet.

Bürgerreporter:in:

Gerd Horenburg aus Aschersleben

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