HARZ - WANDERUNG
SILVESTERWANDERUNG IM UTERHARZ MIT DEM REVIERFÖRSTER MARIO FULZ UM NEUDORF
Es ist schon eine schöne Tradition geworden, das Wanderjahr mit einer Silvesterwanderung mit dem Revierförster Mario Fulz ausklingen zu lassen. Der Revierförster ist auch gleichzeitig der Vorsitzende des Harzklub Zweigvereins Neudorf. Zu dieser Wanderung hatten sich ca. 180 Wanderer*innen eingefunden.
Der Ort Neudorf ist ein Ortsteil der Stadt Harzgerode im Landkreis Harz des Landes Sachsen - Anhalt. Er liegt im östlichen Unterharz auf einem Hochplateau mit knapp 700 Einwohnern. Als Ackerbürgersiedlung wurde Neudorf 1531 gegründet. Wenig später wurde in und um Neudorf Erze gefunden und abgebaut. Seine Blüte erlebte der Bergbau in der Region Ende des 19. Jahrhundert. Mit dem Konkurs des, im nahen Selketal gelegenen, Hüttenzentrums Silberhütte im Jahre 1909 waren auch die Bergwerke in und um Neudorf betroffen. Nun musste schnell ein neuer Wirtschaftszweig gefunden werden. Da kam der aufkommende Fremdenverkehr gerade recht. In dieser Zeit wurde u.a. durch den Harzklub ZweigvereinDessau der, noch heute bestehende, Dessauer Weg geschaffen.
Zu DDR Zeiten gab es in Neudorf ein Betriebsferienheim des VEB Mansfeldkombinats und ein Kinderferienlager des VEB Brauerei Dessau. Seit dem Jahre 1985 besitzt Neudorf den Status eines staatlich anerkannten Erholungsortes.
Nach der Begrüßung durch den Revierförster und einer kurzen Einstimmung auf die Wanderung setzte sich vom Kirchplatz aus die riesige Wandergruppe aus, in nördlicher Richtung, in Bewegung. Am Dessauer Weg angekommen, machte uns Herr Fulz mit den aktuellen Problemen seiner Reviers bekannt.
Entstehung eines naturnaher Mischwald
Am 18.01.2018 tobte in seinem Revier der Sturm Friederike. Zusammen mit den nachfolgenden Borkenkäfer- und Dürrejahren sind dadurch in dem Neudorfer Revier Kahlflächen von 1.050 ha entstanden. Damit waren über 40% der gesamten Waldflächen des Reviers vernichtet. Nach dem Sturm mussten die zerstörten Fichtenbestände schnell beräumt werden um eine weitere Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern und eine Wiederaufforstung zu ermöglichen. Der Sturm war der Anlass sich endlich von der Monokultur Fichtenwald zu verabschieden. Es sollte ein naturnaher Mischwald entstehen, der zugleich klimaresilient ist. Unter dem Motto "Unser Wald wird bunter" wurde eine beispielhafte Aktion gestartet. Viele Helfer unter ihnen Kindergartengruppen, Schulklassen und Mitglieder des Harzklubs halfen dabei den Wald wieder aufzuforsten. Bis heute ist eine Fläche von knapp 600 ha, mit ca. 1,5 Millionen Bäumen in dem Neudorfer Revier, bepflanzt worden. Die am meisten verpflanzten Bäume waren Douglasie, Lärche, Eiche, Wildkirschen, Linden, Ahorn, Esskastanien und weitere Tannenarten. An den Waldrändern und an den Wegen wurden zusätzlich Strauch- und Wildobstarten in den Boden gebracht. Auf weiteren 350 ha ist man dabei eine Naturverjüngung durchzuführen. Auf älteren, schon lichten Fichtenbeständen waren genügend Samen in den Boden gelangt, sodass sich daraus Birken, Fichten, Bergahorn und Traubeneichen entwickeln konnten. Aus den einstigen, als Monokultur bestehenden, Fichtenbeständen entsteht so ein artenreicher Mischwald. Ungefähr 100 ha sind noch in dem Revier aufzuforsten. Übrigens wird in dem Neudorfer Revier bei dem Jungbäumen eine beispielhafte, sehr hohe Anwuchs- Quote von über 90% erreicht. Ein Helfer ist hierbei der Luchs. Durch ihm gelingt es die Schäden, durch den, vom Reh- und Damwild verursachten, Wildverbiss, zu begrenzen. Herr Fulz bezeichnete den Luchs als seinen "besten Jäger".
Den Dessauer Weg verließen wir bereits nach wenigen hundert Metern, um weiter in Richtung Teufelsteich zu wandern. Der Teufelsteich ist, wie fast alle Harzteiche, ein künstlich angelegter Teich. Er versorgte die umliegenden Bergwerke mit Aufschlagwasser. Ab 1945 trägt er zur Trinkwasserversorgung der Stadt Harzgerode bei. Von 1985 bis 1989 wurde der Teufelsteich grundhaft erneuert. Dazu wurde die bisherige Ortsverbindungstraße zwischen Harzgerode und Neudorf durch eine großzügige Umgehungsstraße ersetzt. Seit ein paar Jahren ist die alte Landstraße ein Bestandteil des, von Harzgerode zum Besucherbergwerk Glasebach führenden, Lehrpfads KUGELsSPASS. An den einzelnen Stationen kann man Wissenswerte über Forstwirtschaft und dem Bergbau aus der Region erfahren. Diesen KUGELsSPASS Weg erreichten wir am Teufelsteich. Wir folgten ihm in Richtung Glasebach. An verschiedenen Stellen versuchte der Revierförster uns die, durch den Sturm ausgelöste, massive Umgestaltung seines Reviers zu erläutern. Bald verließen wir den KUGELsSPASS Weg um zu unserem nächsten Ziel dem Birnbaumteich zu gelangen. An dem Altbergbaugebiet Biewende trafen wir nochmals auf den Dessauer Weg. Aufgrund des aufgeweichten Weges wählte der Revierförster aber einen anderen Weg, um den Birnbaumteich zu erreichen. Der Birnbaumteich, ebenfalls ein alter Bergbauteich, war schon zu DDR -Zeiten ein beliebter Badeteich mit einem Campingplatz. Heute befindet sich dort der Ferienpark Birnbaumteich. Am Birnbaumteich trafen wir auf den Neudorfer Bergbaulehrpfad. Auf diesem erreichten wir wieder Neudorf. Dort wurden wir schon von Mitgliedern des Zweigvereins Neudorf mit Erbsensuppe, Rostbratwürsten und diversen Getränken erwartet. Für die schöne Wanderung möchte ich mich bei dem Revierförster Mario Fulz bedanken. Gleichzeitig danke ich ihm recht herzlich für die Bereitstellung von Fakten und Zahlenmaterial zu diesem Beitrag. Zur Ergänzung meines Beitrages habe ich wieder Bilder aus meinem Archiv verwendet.
Bürgerreporter:in:Gerd Horenburg aus Aschersleben |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.