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Seit Jahren kam der fleißige Horst Dieter N. (54) pünktlich und gutgelaunt zur Arbeit.
Horst Dieter liebte seinen Job im kleinen Baubetrieb und das, obwohl er die meiste Zeit des Tages damit zubrachte, körperlich äußerst hart zu arbeiten.
Doch vor fünf Monaten stellte sein Chef plötzlich fest, das es in der kleinen, erfolgreichen 2-Mann-Firma niemanden gab, der Horst Dieter bei seiner täglichen Arbeit beaufsichtigte und beschloss, dass es mit solch einer Nachlässigkeit einfach nicht weitergehen konnte.
Ein Vorarbeiter, möglichst mit langjähriger Berufserfahrung, musste her und wurde auch schnellstens eingestellt.
Um die zukünftige leistungsorientierte Effektivität von Horst Dieters Arbeit zu gewährleisten und eventuell zu steigern, erstellte sein neuer Vorarbeiter Unmengen von strukturierten Arbeitsabläufen und Zeitvorgaben.
Doch mit dieser äußerst verantwortungsvollen, zeitraubenden Tätigkeit war der neu eingestellte Vorarbeiter schon bald überfordert.
Hilfe musste her.
Also wurde eine ältere Sekretärin eingestellt, die sich sofort daran machte, Horst Dieters Tätigkeitsnachweise und die Berichte seines Vorarbeiters zu archivieren, abzuheften, zu kopieren, wichtige Telefonate zu führen und überhaupt den Vorarbeiter von allem lästigen Schreibkram zu entlasten.
Horst Dieter arbeitete unterdessen hart, aber stets gut gelaunt weiter. Von den Veränderungen in der Firma nahm er kaum Notiz.
Sein Chef indes, zeigte sich überaus begeistert von den modernen Arbeitsmethoden seines neuen Vorarbeiters, fragte hin und wieder nach Analysen, Prognosen und sprach einen Internetauftritt an.
Beim gemeinsamen Frühstück, natürlich ohne Horst Dieter, kamen Chef, Vorarbeiter und Sekretärin deshalb zu dem Schluss, endlich einen erfahrenen IT-Experten einzustellen, der die Firma ins Internet bringen sollte.
Computer wurden angeschafft, der Posten eines Systemadministrators geschaffen, man zog in hellere, größere Büros um und nur Horst Dieters Arbeitsalltag ging wie gewohnt hart, aber gutgelaunt weiter.
Das änderte sich jedoch, als Horst Dieter plötzlich Tätigkeitsnachweise, Zielvereinbarungen und sonstigen Schreibkram abzugeben hatte. Horst Dieters gute Arbeitsmoral war dahin, denn vor lauter Abrechnungen und Schreiberei schaffte er seine eigentliche Arbeit nicht mehr.
Letztendlich musste ein Projektmanager, der sämtliche Arbeitsabläufe in Horst Dieters angewachsener Abteilung aufs Wesentliche koordinieren sollte, eingestellt werden.
Um diesen Manager möglichst in all seinen Arbeitsschritten zu unterstützen, wurden eigens für ihn Dienstwagen, Laptop und eine 4-Stunden Aushilfe angeschafft.
Horst Dieters geleistete Arbeit ließ sich fortan und dank geförderter Teamfähigkeit sogar im Internet nachvollziehen.
Doch dem selbst, ging es schon längst nicht mehr so gut.
Horst Dieter litt zusehends unter den ständigen Kontrollen und der Besserwisserei seiner Vorgesetzten.
Um der schwindenden Gesundheit seines Mitarbeiters auf den Grund zu gehen und entsprechende, vorbeugende Maßnahmen einzuleiten, wurde vom Chef sofort eine Firma von Wirtschaftsprüfern, Experten und sonstigen Spezis engagiert.
Wichtige Diagnosen und teure Prognosen wurden erstellt.
Tausende Euros später kam man zu dem Schluss, dass es wohl das Beste für die Firma sei, unnötiges Personal abzubauen.
Wie im Abschlussbericht der Wirtschaftsexperten nachzulesen war, empfahl man, Horst Dieters Stelle einzusparen.

Bürgerreporter:in:

Marco Kersten aus Altenburg

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