Strom statt Zucker

Altenburg/Göhren. Die Projektgruppe „Praxisbetriebe Altenburger Energiefruchtfolge“ (PAEF) hat beschlossen, künftig mehr Zuckerrüben zur Stromproduktion in Biogasanlagen zu verwenden. Neben Mais, Grassilage und Stallmist soll die Zuckerrübe als weiterer Rohstoff für die Erzeugung von Energie dienen. Der Rübenanbau ist deutschlandweit in den vergangenen 30 Jahren von zehn auf etwa drei Prozent gesunken, doch mit der zunehmenden Verwendung in Biogasanlagen könnte sich das bald wieder ändern.
Derzeit werden im Altenburger Land auf circa 1500 Hektar Zuckerrüben angebaut. Die Ernte von 1400 Hektar wird in die Zuckerfabriken gebracht beziehungsweise zur Ethanolproduktion verwendet. Die restlichen 100 Hektar, die einen Ertrag von etwa 1300 Tonnen liefern, werden derzeit schon zur Produktion von Energie in Biogasanlagen verwendet.
Geht es nach PAEF-Projektleiter Frank Quaas, sollen im Altenburger Land zukünftig mehr Rüben den Weg in die Biogasanlage finden. „Die Zuckerrübe ist sehr rentabel, wenn es darum geht, Strom zu erzeugen. Aus einer Tonne können beispielsweise
180 Kubikmeter Biogas hergestellt werden“, erklärt der Experte. „Bei Mais sind es 200 Kubikmeter – also ähnlich viel.“
Da diese Methode erst seit einigen Jahren angewandt wird, gibt es bisher noch kein standardisiertes Verfahren, um die Rüben aufzubereiten. „Zudem besteht das Problem, dass die Rübe im Gegensatz zum Mais im Boden wächst und dadurch auch öfter Steine oder Sand dorthin gelangen, wo sie nicht sein dürfen“, erzählt Frank Quaas. Das bedeutet, dass es zurzeit noch aufwendiger ist, die Rüben zu reinigen, zu zerkleinern und sie anschließend zur Stromerzeugung zu nutzen.
Eine Zusammenkunft der Landwirte Ende September informierte über diesen Sachverhalt und sollte die Teilnehmer dazu bewegen, die Rübe trotz des höheren Arbeitsaufwandes als Produkt für die Biogasanlage in Erwägung zu ziehen.
Ein Vorreiter auf diesem Gebiet ist Ludwig Berthold. Er betreibt in Göhren eine Biogasanlage und hat schon einige Versuche unternommen, aus Rüben Strom zu erzeugen. „Ich habe im vergangenen Jahr zum ersten Mal Zuckerrüben verwendet und war sehr positiv überrascht“, erzählt der Landwirt. „Es macht zwar noch ein wenig zusätzliche Arbeit, aber ich merke, dass die Abwechslung der Anlage gut tut. Schließlich essen wir auch nicht jeden Tag Schweinebraten.“ Er ist bereits überzeugt von der Rübe als Stromerzeuger und peilt für das kommende Jahr einen Anteil von circa 15 Prozent an. Mais wird dennoch mit 60 Prozent weiterhin als größter Energielieferant dienen. Derzeit erzeugt Berthold in seiner Biogasanlage mehr als 600 Kilowatt Strom pro Stunde und kann somit innerhalb von fünf Stunden die Energie herstellen, die ein Drei-Personen-Haushalt durchschnittlich im Monat benötigt.
Neben Berthold haben zwei weitere Landwirte aus dem Kreis Interesse an der Stromerzeugung durch Zuckerrüben gezeigt. Nicht zuletzt deswegen ist Frank Quaas äußerst optimistisch, dass die Bedeutung der Pflanze für die Energie-Erzeugung im Altenburger Land zunehmen wird und möglicherweise auch die Anbaufläche der Rübe dadurch wieder wächst.

Bürgerreporter:in:

Monique Pucher aus Altenburg

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