Es war das Jahr 1944 !
Die Eltern waren nach dem Terrorangriff auf Augsburg
mit ihren wenigen Habseligkeiten nach Sielenbach / Aichach geflohen.
Drei Bomben-Volltreffer rings um mein Elternhaus waren der Grund dafür.
Die Sirenen heulten alle zwei Stunden auf`s neue vor dem nächsten Angriff ,
so erzählte mir meine Mutter Jahre später,
In dieser Zeit saß sie hochschwanger im " Luftschutzkeller ",
einem gemeinsam ausgebauten Kohlenkeller
des Sechs-Familienhauses und hoffte darauf,
den nächsten Angriff heil zu überstehen.
Durch die `Angriffsziele Messerschmitt und MAN `
war auch Augsburg- Oberhausen besonders gefährdet,
selbst abgeschossene Flugzeuge stürzten
knapp hinter dem Ortsteil Bärenkeller ab.
Auf dem Fluchtweg Richtung Aichach,
mit dem Leiterwagen voller Habseligkeiten ,
kam zufällig Herr Stärker , Chef v. Fa. Zeuna-Stärker )
mit seinem Pkw-Kombi vorbei,
sah die hochschwangere Frau seines Mitarbeiters
und nahm meine Eltern bis Sielenbach / Aichach mit.
Bis kurz vor Schulanfang verbrachte der kleine Lausbub
bei seinen Großeltern auf dem Bauernhof in Sielenbach.
Gleichzeitig wurde das stark beschädigte Wohnhaus
in Augsburg-Oberhausen wieder provisorisch hergerichtet;
dazu gab es z. B. am Fenstersims eine innenliegende Regenrinne,
die das eindringende Regenwasser auffangen sollte !
Mein Vater war tagsüber bei Fa. Zeuna-Stärker in der Arbeit
und die Mutter mit dem Fahrrad auf " Hamsterfahrt " im Aichacher Raum.
Sehr gefragt waren die verzinkten Eisenkübel und Wannen
der Firma Zeuna für Wäsche, Wiederaufbau und Schutt - Entsorgung.
Noch lange nach Kriegsende rannte der kleine Junge
bei jedem in der Ferne brummenden Probeller-Flugzeug
instinktiv hinter die nächste Hecke
oder in den nahen Wald !
1946 kamen dann schon die ersten " CARE -Pakete " an,
von Amerikaner zur Unterstützng der deutschen Bevölkerung gespendet.
Mit sechs Jahren, auf dem Weg zur Kapellenschule in Augsburg-Oberhausen,
vorbei an langen amerikanischen Militärkolonnen,
bekam der Knabe meist von dunklen ,
wesentlich freundlicheren Soldaten
einen Kaugummi / Schokolade vom LKW zugeworfen.
Dagegen hatte unsere Mutter schnell meine große Schwester
unter`m Heuhaufen verstecken müssen,
als die Kampftruppen 1945
in Sielenbach durchmarschierten.
In den von Bomben zerstörten Häusern
und Trümmergrundstücken spielten wir
noch in den 50`er Jahren nach der Schule
oft Räuber und Gandarm,
was recht gefährlich wegen evtl. noch vorhandener
Blindgänger oder herabfallenden Trümmern war.
Zeppeline schwebten über Augsburg auf dem Schulweg
zur Dokumentation /Schadensbegutachtung.
Fuhrmannsleute brachten die ersten gefrorenen Eis-Stangen
auf alten Pferde-Anhänger zu den Gasthäusern und Kühlanlagen.
In den Kramerläden gab es die ersten Bananen zu bestaunen -
nicht einmal meine Mutter hatte sie vorher einmal gesehen.
In Papiertüten wurden Zucker und Mehl abgewogen u. verkauft.
Die Milch konnte nur in offenen Milchkübeln
und später in Dreieckstüten gekauft werden.
Für die Haus-Nachbarn durften wir vom Gasthof Sonne
immer eine Maß Bier im Krug holen.
Für ein Trinkgeld und einen heimlichen Schluck
hat uns das viel Spaß gebracht.
Die Leute schimpften dann über den Wirt,
der immer so schlecht einschenkte !?
Im Flußbett der Wertach fanden wir noch funktionnierende Gewehre,
Säbel, Trommelrevolver u. Derringer-Pistolen,
die einfach von der Diesel-Brücke nahe Bärenwirt geworfen wurden.
Nach jedem Western-Kino am Sonntag-Nachmittag
in der Filmburg oder im Scala ( Eintritt 50,- Pfennig )
konnten wir dann selber damit " kämpfen "
oder auch mit Pfeil u. Bogen spielen.
Es ging alles gut aus -
weil " Zoro mit Maske und Peische " immer gewann !
Auf dem alten BCA-Fußballplatz in Augsburg-Oberhausen
durften wir neben dem Hauptfeld auf einem Löschplatz spielen.
Da war gelöschte Kohle in groben Brocken aufgebracht worden
und bei jedem Sturz waren richtig brennende Bremsspuren
lange zu sehen und zu spüren.
In einem Spiel des BCA gegen den FCN zog der Stürmer vom BCA,
Schorsch Schlump, einfach seine Sporthose runter
und zeigte den Zuschauern seinen nackten Hintern
aus Frust für den veschossenen Elfmeter ! ;-))
An Weihnachten 1950 bekam ich mein erstes " Aufzieh-Auto ".
Das fuhr dann immer nur im Kreis unter dem Sofa durch
und vorne wieder raus - einfach toll war das damals !
Auf der Straße spielten wir Murmeln
mit großen und kleinen Glaskugeln,
petzten mit den Pfennigen an die Wand
oder trieben mit der Peitsche den Kreisel vorwärts,
bis er umkippte - hat richtig Spaß gemacht !
Das war nur ein kleiner Rückblick in meine Kinder /Jugendzeit.
Ich danke meinen Kindern,
Freunden vom Bayern-Fanclub Gablingen,
den Tschibo-Rentnern, meinen lieben Cousinen,
meiner Freundin Rita und Fam. Scherer
für ihre lieben Grüße, Glückwünsche und Präsente zu meinem 70. Geburtstag.
Bürgerreporter:in:Heinrich Wörle aus Gersthofen |
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