"Aichach prosperiert": Ein Interview mit Bürgermeister Klaus Habermann
Ein ereignisreiches Jahr mit vielen „Baustellen“ liegt hinter Klaus Habermann. Die günstige Entwicklung der städtischen Finanzen, richtungweisende Verkehrsprojekte und attraktive Gewerbegebiete stimmen den Rathauschef positiv und lassen ihn optimistisch in die Zukunft blicken. myheimat unterhielt sich mit Klaus Habermann über die Investitionsvorhaben in Aichach, die Beseitigung der „Staufalle“ bei Oberbernbach, das Projekt „Interkommunales Gewerbegebiet“ und seinen Besuch des Willy-Brandt-Hauses in Berlin.
myheimat: Herr Habermann, stets legten Sie ein besonderes Augenmerk auf die Konsolidierung der städtischen Finanzen. Am Ende des Jahres 2011 können Sie einen Schuldenstand vermelden, der unter 10 Millionen Euro liegt. Das ist der niedrigste Stand seit dem Jahr 1999. Wie wollen Sie verhindern, dass diese Zahlen neue Begehrlichkeiten wecken und der Pfad der Tugend verlassen wird?
Habermann: Richtig, mit 9,42 Millionen Euro Gesamtverschuldung - das sind nur noch 452 Euro pro Kopf - werden wir die „Schallmauer“ erstmals deutlich unterschreiten. Gleichwohl: ein jeder im Stadtrat weiß aber, welche Mega-Aufgaben derzeit anstehen und finanziert sein wollen. Da ist kein Spielraum für Begehrlichkeiten!
myheimat: Das Gesamtvolumen der Investitionsvorhaben in Aichach beträgt derzeit - privat und öffentlich - mehr als 50 Millionen Euro. Das Ziel einer effektiven Haushaltspolitik besteht darin, Zuführungen vom Verwaltungs- an den Vermögenshaushalt zu erzielen. Wie schnitt die Stadt Aichach unter diesem Gesichtspunkt im Jahr 2011 ab?
Habermann: Ich denke sehr positiv. Wir mussten entgegen der Haushaltsplanung keinen Euro Kredit aufnehmen und auch die geplanten Rücklagen von 3 Millionen Euro nicht entnehmen. Ich gehe letztlich von einem positiven Überschuss aus dem Verwaltungshaushalt aus, was uns fürs nächste Jahr schon wieder gut tut!
myheimat: Eine Investition in die Zukunft ist sicherlich die Beseitigung der „Staufalle“ bei Oberbernbach sowie der Anschluss der Bahnhofstraße und des Stadtteils Algertshausen mit zwei Kreisverkehren an die Staatsstraße. In welcher Höhe muss sich die Stadt Aichach an den Kosten beteiligen?
Habermann: Die Gesamtkosten belaufen sich nach derzeitigem Stand wohl auf ca. 8,5 Millionen Euro, wovon DB Netz und der Bund jeweils ein Drittel zu tragen hätten. Das letzte Drittel teilen sich der Straßenbaulastträger Freistaat Bayern und die Stadt im Verhältnis 77% zu 23 %, für uns also so rund 700.000 Euro. Die Bahn versucht derzeit allerdings noch ihren Anteil zu drücken.
myheimat: Welche Effekte versprechen Sie sich vom Umbau des Bahnübergangs bei Oberbernbach?
Habermann: Kein Rückstau mehr in alle Richtungen und damit keine unnötigen Wartezeiten mehr für alle, die da durch müssen. Und damit natürlich auch weniger Lärm- und sonstige Belastungen für Oberbernbach und Algertshausen und das gesamte Bahnhofsumfeld.
myheimat: Ein weiteres kommunalpolitisches Dauerbrenner-Thema war die Suche nach einem geeigneten Standort für die neue Feuerwehrzentrale. Blicken Sie dem Neubau an der Freisinger Straße optimistisch entgegen?
Habermann: Ja, auf jeden Fall. Das ist ein guter Standort, gut erreichbar für die aktiven Feuerwehrleute mit direkter Auffahrt auf die B 300. Das ist übrigens der positive Begleiteffekt daraus: Die kreuzungsfreie Auffahrt auf die B 300 wird dadurch vom Straßenbauamt zeitlich vorgezogen und gleich mit realisiert. Damit haben wir auch gleich die letzte Auffahrt verkehrssicher gestaltet. Wer hätte daran noch vor 3 Jahren geglaubt?
myheimat: Ein wichtiger Faktor für jeden Wirtschaftsstandort ist eine gute Verkehrsinfrastruktur. Welche Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang den Ausbauarbeiten an der B 300 zu?
Habermann: Eine sehr hohe. Sie schafft eine schnellere, sichere und effiziente Verkehrsanbindung an den Wirtschaftsraum Aichach! Und nach dem 4-streifigen Ausbau der B 300 ab Dasing, auf den wir schon 2013 hoffen, ist das Verkehrsnetz nahezu autobahnähnlich. Das verbessert unsere Chancen als Wirtschaftsstandort, natürlich insbesondere für unser Interkommunales Gewerbegebiet!
myheimat: Die letzte „Baustelle“, über die wir mit Ihnen sprechen wollen, ist der Umbau und die Neugestaltung des Bahnhofbereiches. Sie versprechen sich von den Maßnahmen eine Aufwertung des gesamten Areals. Welche konkreten positiven Effekte meinen Sie damit?
Habermann: Wir haben das Bahnhofsgebäude ja gekauft und wollen es aufwerten: Komfortgewinn für unsere immerhin knapp 2000 Fahrgäste am Tag und optischer Gewinn für unseren gesamten Bahnhofsbereich: Der erste Eindruck, den unsere Gäste von Aichach gewinnen, soll einfach wieder stimmen!
myheimat: Attraktive Gewerbegebiete gehören zu einer zukunftsorientierten Standortpolitik. Mit dem interkommunalen Gewerbegebiet Aichach-Dasing betreten Sie Neuland. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit diesem Projekt in den nächsten Jahren?
Habermann: Dass wir das schnell und erfolgreich vermarkten können, wobei sich der „Erfolg“ in neuen Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie mittelfristig auch in Gewerbesteuer ausdrücken sollte. Ich bin zuversichtlich: Der Wirtschaftsraum Aichach wird davon profitieren.
myheimat: Die Gewerbesteuereinnahmen stellen eine wichtige Säule des städtischen Haushaltes dar. Wie sind Sie mit dem Jahr 2011 rückblickend zufrieden?
Habermann: Sehr zufrieden, wir hatten 6,9 Millionen Euro geplant und werden wohl auf 7,3 Millionen Euro zusteuern. Damit lässt sich's gut leben.
myheimat: Nicht nur in den Gewerbegebieten tut sich einiges, sondern auch in der Innenstadt stehen viele Projekte in den Startlöchern. Wie sieht Ihre Vision für Aichachs Stadtzentrum in den nächsten Jahren aus?
Habermann: Tja, da brummt es derzeit richtig. Das Milchwerk, das sich inzwischen sichtbar entwickelt, der Hochwasserschutz und Grünzug Paar, der schon jetzt als „Paarpromenade“ großen Anklang findet, das neue Ärztehaus in der Sudetenstraße oder auch die Neugestaltung des Tandlmarktes, die gleich im Frühjahr - nach der Sanierung der Tiefgarage - erfolgen wird. Dies sind ja nur einige wenige Schlaglichter! Unsere Stadt prosperiert, entwickelt sich weiter, wird noch attraktiver! Jetzt noch schnell im Rahmen der Städtebauförderung die Obere und Untere Vorstadt aufwerten und - mein stiller Traum - den ehemaligen Stadtbach am Stadtplatz wieder öffnen. Das wär's doch!
myheimat: Nach all den politischen Gesprächsgegenständen noch eine persönliche Frage: Welche Begegnung hat Sie im abgelaufenen Jahr persönlich am meisten beeindruckt?
Habermann: Für mich zwei persönliche Highlights: mein Besuch im Berliner Willy-Brandt-Haus - da wollte ich schon lange mal rein - und der Besuch von Josef „Dick“ Deimer in Aichach. Immerhin war Josef Deimer 35 Jahre Oberbürgermeister in Landshut und 30 Jahre lang Vorsitzender des Bayerischen Städtetags. Das war schon berührend. Er ist ein langjähriger Freund und Weggefährte und für mich einer der ganz Großen in der Kommunalpolitik.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.