Ausstellung im Sisi-Schloss: „Kitchen stories - Kittchen Geschichten“

Nach vier Jahren kann in diesem herbst endlich wieder eine große Kunstausstellung mit Werken von in der JVA Aichach inhaftierten Mädchen und Frauen im Sisi-Schloss gezeigt werden. Ausgestellt werden etwa 350 Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Leucht-Objekte und bemalte Blechtonnen, die alle käuflich zu erwerben sind. 

Gerade im Hinblick auf Weihnachten finden sich in der Ausstellung sicher interessante Geschenke für die Familie oder Freunde. Der Erlös kommt dem Förderverein frauenHAFT e.V. zugute und unterstützt die Weiterführung der künstlerischen Angebote für inhaftierte Frauen in der JVA Aichach.
Gedichte und Texte ergänzen die bildnerischen Arbeiten und ermöglichen dem Ausstellungsbesucher einen ganz direkten Zugang zur Gedankenwelt der Verfasserinnen. Die Texte werden an drei verschiedene Lesungen (Sonntag 20.11.22, Mittwoch 23.11.22 und Sonntag 27.11.22, jeweils zwischen 16 und 17 Uhr) vorgetragen.
Darüber hinaus kann während der Ausstellung in Gedichtbänden geblättert werden, manche Texte werden neben den dazugehörenden Bildern in ausgedruckter Form präsentiert. In Zusammenarbeit mit dem Augsburger Maria-Ward Gymnasium entstanden Hörstationen, an denen Schülerinnen des Projekt-Seminars 2021/2022 Texte inhaftierter Frauen vertont haben und die zu hören sind.
Unterstützt vom Verein frauenHAFT e.V. konnten im Jahr 2019 noch 400 Kursplätze zu verschiedenen Freizeitaktivitäten an Inhaftierte vergeben werden. Danach stand, pandemiebedingt, das Freizeitangebot von März 2020 bis Juni 2022 in der JVA Aichach fast vollständig still. All die vielen kunstpädagogischen, literarischen und musikalischen Maßnahmen konnten nicht mehr abgehalten werden, da Zugangsbeschränkungen, die das Eintragen des Coronavirus in die sensiblen Strukturen des Strafvollzugs verhindern sollten, alle externen Referentinnen und Referenten betrafen.
Um den inhaftierten Frauen trotz allem in dieser schwierigen Zeit künstlerische Anregungen und Impulse zu geben, wurden von frauenHAFT e.V. Kunst-, Zeichen- und Malanleitungen angeschafft sowie Bücher zum Kreativen Schreiben. Diese konnten von den Gefangenen zur Mitnahme in den Haftraum ausgeliehen werden. Auf Anfrage wurden auch Kunstmaterialien zur sinnvollen Freizeitbeschäftigung ausgehändigt, was insbesondere in Zeiten der Quarantäneanordnungen zur psychischen Stabilisierung beitrug.

Kunst- und Schreib-Wettbewerbe ausgelobt

Ein großer Ansporn für die inhaftierten Mädchen und Frauen waren die in Jahren 2020 und 2021/2022 durchgeführten Kunst- und Schreib-Wettbewerbe, die als Kooperationsprojekt der beiden Vereine Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung und frauenHAFT e.V. unter der Schirmherrschaft von Landrat Dr. Klaus Metzger ausgelobt werden konnten.
Da in diesem Zeitraum pandemiebedingt keine fachkundige Begleitung durch externe Referentinnen innerhalb der JVA angeboten werden konnte, hatten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, ein Ferncoaching mit ausführlichen schriftlichen Beratungen durch eine externe Künstlerin und/oder Autorin in Anspruch zu nehmen.
Eine Fachjury bewertete die eingereichten bildnerischen Werke und Texte und vergab in beiden Jahren an jeweils 27 Inhaftierte Sachgutscheine für ausgewählte Werke.
Die Gelder für die Sachpreise wurden zur Hälfte durch Landrat Dr. Klaus Metzger und den Verein Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. zur Verfügung gestellt.
Ausgewählte Kunstwerke und Texte der Gewinnerinnen werden in dieser Ausstellung gezeigt.
Die Öffnungszeiten sind:
17.11.2022 ab 18.00 Uhr: Vernissage
18.11.-20.11.2022 von 14.00 - 18.00 Uhr
23.11.-27.11.2022 von 14.00 - 18.00 Uhr
Lesungen: 20.11., 23.11. und 27.11.2022 von 16.00 – 17.00 Uhr
Der Eintritt ist frei!

Ergänzende Information zum Förderverein frauenHAFT e.V.:
Der Verein frauenHAFT e.V. unterstützt den Resozialisierungsauftrag an inhaftierten Mädchen und Frauen der JVA Aichach mit einem breiten kunstpädagogischen und persönlichkeitsfördernden Angebot, wie z.B. Kunstgruppen, Kreatives Schreiben, Musikworkshops, Gesangs- und Tanzgruppen und Yoga.

Er ermöglicht den Inhaftierten in dieser besonderen Lebenssituation sinnvolle Freizeitaktivitäten zu erlernen, künstlerische Potenziale zu entdecken und dadurch ihre Persönlichkeit weiter zu entwickeln.
Je stabiler diese ihr Leben nach der Inhaftierung meistern können, desto mehr profitieren auch ihre Familien und die Gesellschaft, denn ein Leben hinter Gittern lässt immer ein anderes zurück.
Der Verein frauenHAFT e.V. wurde im Januar 2013 von MitarbeiterInnen der Justizvollzugsanstalt Aichach gegründet. Mitglieder sind heute hauptamtlich tätige Bedienstete unterschiedlicher Berufsgruppen im Frauenstrafvollzug und interessierte BürgerIinnen aus der Region. Den Vorstandsvorsitz haben seit der Vereinsgründung als erste und zweite Vorsitzende Kerstin Weger und Margrit Wucher-Blaszczak inne, beide hauptberuflich Lehrerinnen in der JVA Aichach.
Der Strafvollzug in Deutschland will die Voraussetzung dafür schaffen, dass sich Menschen nach der Haftverbüßung wieder in die Gesellschaft integrieren können. Dieses Ziel des Strafvollzugs setzt voraus, Möglichkeiten und Qualifizierungen zu eröffnen. Dazu will der Verein mit seiner ehrenamtlichen Vereinsarbeit beitragen. Er eröffnet den Frauen in Haft künstlerische Freizeitaktivitäten, um sich in der konstruktiven Auseinandersetzung mit der Freiheitsstrafe auf ein Leben nach der Haft vorzubereiten.
Der Verein organisiert, finanziert und begleitet ein regelmäßiges und breites kunstpädagogisches Angebot, insbesondere: 

• Kunstgruppen (Portraitmalen, Aquarell, Kalligrafie, Skulpturen, etc.)
• Kreatives Schreiben
• Musikworkshops (Popmusik, afrikanisches Trommeln)
• Gesangs- und Tanzgruppen (Volksmusik, Salsa, HipHop)
• Bewegungstherapien (Yoga, Tanztherapie)

Geleitet werden die Kurse von qualifizierten externen ReferentInnen, vor allem KünstlerInnen und KunsttherapeutInnen. Die Angebote finden bei den inhaftierten Mädchen und Frauen großen Anklang und werden als Unterstützung und Bereicherung des Haftalltags erlebt.

Mit ihrer Arbeit eröffnen die Vereinsmitglieder den Frauen in einem geschützten Rahmen die Möglichkeit, durch Kunst, Literatur und Musik einen Zugang zu sich selbst und den eigenen, oft verborgenen Potenzialen zu finden und erfüllende Freizeitaktivitäten zu erlernen. Sie gehen über die künstlerische Kreativität neue Wege, mit Leere und Langeweile umzugehen, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln und Bewältigungsstrategien zu generieren.
Außerdem unterstützt der verein frauenHaft den gesetzlichen Resozialisierungsauftrag, indem er die Angebote des modernen, an dem Ziel der Resozialisierung ausgerichteten Strafvollzugs ergänzt.
Gefördert werden folgende Ziele für die inhaftierten Mädchen und Frauen:

• Erleben der eigenen Gestaltungskraft und Schaffen neuer Strukturen
• Entwicklung von Selbstbewusstsein und Aufbau von Bewältigungsstrategien
• Konstruktive Auseinandersetzung mit der Situation der Inhaftierung
• Psychische Stabilisierung und Stressabbau
• Gestaltung des Haftalltags und Unterstützung in Krisen
• Bildung neuer Sozialkontakte und Erleben einer positiven Gruppenzugehörigkeit
• Erweiterung von sozialen Kompetenzen
• Erlernen einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung und Etablierung einer prosozialen und delinquenzfreien Lebensweise
• Beitrag zur Verringerung der Rückfallwahrscheinlichkeit nach der Entlassung.

Frauen stellen eine Minderheit im männlich dominierten Strafvollzug dar, nur sechs Prozent sind Frauen. Die Ausgestaltung des Strafvollzugs orientiert sich deshalb maßgeblich an den Erfordernissen des Männervollzugs. Das Angebot stellt insoweit einen Beitrag zur Frauenförderung dar.
www.frauenhaft-foerderverein.com