Der Polygon bei Straßburg war zwischen 1720 und 1920 ein bedeutender Paradeplatz

Kaiser Napoleon III. (1808-1873) besichtigt die Truppen auf dem Polygon bei Straßburg, 1857. | Foto: Regamey Frédéric
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  • Kaiser Napoleon III. (1808-1873) besichtigt die Truppen auf dem Polygon bei Straßburg, 1857.
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Der Polygon bei Straßburg war in früheren Zeiten ein bedeutender Paradeplatz. Dort fanden bis 1920 Militärparaden, Manöver und Prüfungen von Artilleriewaffen statt. Im folgenden Beitrag soll etwas über dessen Geschichte bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 gesagt werden.
Am 30. September 1870 zogen die preußischen Truppen feierlich im elsässischen Straßburg ein. Im Zuge des Deutsch-Französischen Krieges hatte die traditionsreiche Stadt in den Wochen zuvor eine Belagerung und einen folgenschweren Bombenhagel erdulden müssen. Am 28. September kapitulierte die Stadt. General August von Werder (1808-1887) hatte als Oberbefehlshaber über das Belagerungskorps den Sieg davongetragen.
Straßburg wurde 1871 Hauptstadt des Reichslandes Elsass-Lothringen und blieb dies bis zu den Festlegungen im Versailler Vertrag im Jahre 1919. Als 1871 das neu geschaffene XV. Armee-Korps in Straßburg seinen Bestimmungsort erhielt, stand es unter der Führung des Generals der Infanterie Eduard Friedrich Karl von Fransecky (1807-1890). Der Kaiser hatte ihn wegen seiner Erfolge im Deutsch-Französischen Krieg zum Kommandierenden General des XV. Armeekorps ernannt und ihm auch am 5. Februar 1871 den Orden Pour le Mérite verliehen.
Das weite Terrain etwa zehn Kilometer südlich von Straßburg, nahe dem Stadtteil Neuhof, wurde als Paradeort, Antrete- und Artillerieübungsplatz des XV. Armee-Korps auserkoren.
Die Ebene, seit 1720 (bis 1920) bereits zu militärischen Zwecken genutzt, befand sich in guter Nachbarschaft zum Flugplatz „Polygon“. Heute befindet sich dort das Quartier Aubert de Vincelles, Sitz des Stabes des 1992 gebildeten Eurokorps.
Ab 1913 begannen die Kasernenbauarbeiten in diesem kargen Landstrich am Rande des Neuhofer Waldes. Die neuen Anlagen sollten als Unterkunft für die dem XV. Armee-Korps unterstehende 1. Kompanie und den Stab des Flieger-Bataillons Nr. 4 dienen. Das Bataillon stand damals unter der Leitung von Major Wilhelm Siegert (1872-1929), der im Ersten Weltkrieg zum Inspekteur der deutschen Flieger- und Luftschifftruppen avancierte.
Zur Verfügung stand ein Teil des Flugplatzes „Polygon“; der schon seit 1720 militärischen Zwecken gedient hatte. Die Armee übernahm das Wachlokal, von dem aus vor 1870 der Zugang zum Flugplatz kontrolliert worden war, und auch einige Nebengebäude und fügte einige Gebäude im Osten hinzu.
Mit dem Bau der zum Unterstellen der Zeppeline bestimmten „Parsival Halle“ kam um die Wende des 20. Jahrhunderts ein kleines Team von Offizieren auf den Polygon. Aber die Dienstleistungen des Garnison-Bauamtes in Sachen Kasernenbau datieren von der ersten Hälfte des Jahres 1913. Ein Plan wurde im Juli des gleichen Jahres genehmigt und die Arbeiten gegen Ende des Sommers aufgenommen.
Für die kaiserliche Luftfahrt war die Wahl des Standortes, taktisch gesehen, sinnvoll, weil er quasi ein Vorposten vor den Vogesen und Frankreich war.
Bei der Unterzeichnung des Versailler Vertrages am 28. Juni 1919 ging die „caserne du Polygon“ an die französische Armee zurück, die sie zu Ehren des ruhmreichen französischen Piloten Georges Guynemer (1894-1917) umbenannte. Einzug erhielten dort die acht Staffeln des 2. Régiments d’Aviation de Chasse (2e RAC, 2. Jagdflieger-Regiment).
Gegen Ende des Jahres 1919 wurde das heute noch vorhandene große Hauptgebäude aus rotem Backstein gebaut.
1921 trat übrigens der Autor der Erzählung „Der kleine Prinz“, Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944), seinen Militärdienst in Straßburg an. Er meldete sich beim 2. Régiment d’Aviation de Chasse und bezog als unterkunftspflichtiger, einfacher Soldat de deuxième classe am 22. November die Stube Nr. 12 in der Kaserne Guynemer. Gemeinsam mit Robert Aeby, einem Mitarbeiter des zivilen Unternehmens Transaérienne de l’Est, nahm er dort seine ersten privaten Flugstunden.
Von Ende Mai 1925 bis 1929 war der später hoch dekorierte französische Pilot Emmanuel Arin (1904-1948) beim 2. Régiment d’Aviation de Chasse stationiert.
Bei der Auflösung des 2. Régiments d’Aviation de Chasse im September 1933 folgten aufeinander bis 1939 das Centre Aérien Régional de Strasbourg, die Groupe Aérien Régional und die Groupe Aérien d’Observation n° 553. Die Luftwaffe beanspruchte die Kaserne Guynemer folglich bis 1939.
Yvette Luczo, damals als Jugendliche an der route du Polygone wohnhaft, wo ihr Vater eine Kaffee-Bar besaß, erinnerte sich an diese Zeit: „A la caserne Guynemer nous y allions jouer après le départ des aviateurs. Il y avait ces travées de tir et avec toute l’insouciance de notre jeunesse nous jouions à cache-cache dans les buttes de tir.“ „Nach dem Weggang der Flieger waren wir zum Spielen in der Kaserne Guynemer. Dort waren diese Schießbuchten, wo wir in unserem jugendlichen Leichtsinn Verstecken spielten.“

Bürgerreporter:in:

Matthias Blazek aus Adelheidsdorf

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