Stadtkapelle Wertingen: Junge Musiker hauen auf den Topf
Sommerkonzert: Ein ganz besonderer Abend der jungen Stadtkapelle Wertingen
von Hertha Stauch
Weiße Kochhauben zwischen Tuba, Klarinette und Xylophon, Dutzende Fahrräder in der Ecke – was war da los beim Sommerkonzert des großen und kleinen Stadtkapellen-Nachwuchses? Die Dirigenten – Karolina Wörle für das Vororchester und Manfred-Andreas Lipp für das Jugendorchester – brachten am Samstagabend mit ihren Ideen beste Sommerlaune in die voll besetzte Stadthalle.
Vor den erstaunten Augen der vielen Eltern und Großeltern, die zum Konzert gekommen waren, verwandelten sich junge Musiker in Windeseile in emsige Köche und tauschten ihr Instrument mit Utensilien aus der Küche. Schneebesen, Kochlöffel und Glasflasche gaben beim „Kitchen Koncerto“ von Chef Lloyd Conley den Ton an. Die Percussiongruppe des Vororchesters haute nicht auf die Pauke, sondern auf den Topf! Und wenig später taten ihnen das die großen Schlagzeuger des Jugendorchesters nach. Ganz neue Tischmanieren erlebten die Zuhörer beim Stück „Eine kleine Tischmusik“ von Manfred Menke – geklopft und geschlagen mit Kochlöffeln, gestampft mit Füßen und gerückt mit Tischen. Der Spaß an der Sache war den jungen Drummern anzusehen und die Zuhörer lohnten die temperamentvolle Abwechslung mit kräftigem Beifall.
Eine Überraschung folgte auf die andere
Doch das war noch nicht alles an Überraschungen! Nachdem sich das Vororchester in die Pause verabschiedet und die Besucher ihr Gläschen Sekt-Orange im Foyer getrunken hatten, ertönten plötzlich helle Klingeltöne aus allen Richtungen und läuteten den zweiten Teil des Konzerts ein, den das Jugendorchester bestritt. Per Fahrrad kamen die jungen Leute in den Saal – angeführt von ihrem Dirigenten Manfred- Andreas Lipp steuerten sie aufs Musikpodium zu, um gleich „The happy Cyclist - I like my bike“ zu spielen. Die kleine swingende Komposition von Ted Huggens war ein witziger Willkommensgruß für das Publikum im Saal.
Unter den Gästen war neben dem Ehepaar Charlotte und Hermann Buhl, den großen Förderern der Musikschule, auch Laugnas Bürgermeister Georg Keis mit Gattin. Das Ehepaar freute sich besonders über die Premiere seines Enkels Ludwig, der sich erstmals im Chor kleiner Sänger und Sängerinnen bewährte, der den Afrika-Schlager „Siyahamba“, begleitet von den großen Sängerinnen Anna-Lena Mader und Juliane Stauch und dem Vororchester, zum Besten gab. Ludwig erwies sich – hoch konzentriert – als ebenso tapferer Sänger wie die anderen kleinen Chormitglieder, die mit weit geöffneten „Schnäbelchen“ ehrfurchtsvoll dem Takt ihrer Dirigentin Karolina Wörle folgten. So war das Konzert eine Ohren- und Augenweide für die Eltern, aber auch wieder einmal ein Zeichen für die vielen Facetten von Musikkultur, die die Kinder und Jugendlichen in der Stadtkapelle lernen und pflegen.
Davon zeugten auch die anderen Programmbeiträge. Schon die Jüngsten im Vororchester lernen mit „Classic for Kids“ Haydn, Mozart und Beethoven kennen oder fühlen sich an der Feuerwerksmusik von Händel in die strukturierte Barockmusik ein. Große Pop- und Rockhymnen sind geliebte Stücke bei den jungen Musikern – „Musik was my first love – das Epos von John Miles war für das Jugendorchester ein Lehrstück, in das es sein ganzes Gefühl einbringen durfte. „First Love“ - die Liebe zur Musik, so sagte es Stadtkapellen-Präsident Christian Hof eingangs, sollte das sein, was das Konzert prägte - eine Liebe, die die Zuhörer letztendlich mit allen Musikern teilten und dafür mit mehreren Zugaben belohnt wurden.