Vier Wertinger Rennradler auf Tour
In sieben Tagen 19 Pässe und 20000 Höhenmeter bezwungen
Vier Wertinger Rennradler auf Tour
Wertingen: Hans-Peter Bernklau, Anton Leupold, Bernd Mathias und Josef Steinheber haben sich bereits im letzten Jahr dazu entschlossen, gemeinsam an der legendären siebentägige Alpenüberquerung „Transalp“ von Mittenwald bis Arco am Gardasee mit dem Rennrad teilzunehmen. Im Frühjahr begann die intensive gemeinschaftliche sportliche Vorbereitung für die anspruchsvolle Tour. Konditions- und Ausdauertraining wurde teils im örtlichen Fitnesscenter und teils im Freien auf dem Rennrad trainiert. Am Samstag, den 26. Juni 2010, war es dann soweit.
Sie fuhren mit dem Auto nach Mittenwald zum Startort der diesjährigen Transalp. Dort angekommen, wurden wir erst mal von den Organisatoren in Empfang genommen und über die umfangreichen Sicherheitsbestimmungen und Regeln informiert. Anschließend bezogen sie Unterkunft und bereiteten sich auf den Starttag vor. Bereits hier waren die Wertinger von den durchtrainierten muskelbepackten Athleten, die bis aus Israel, Kanada und USA anreisten, beeindruckt Schon der Anblick der Hightech-Ausrüstung war sehenswert. Am Abend wurden die Räder nochmals überprüft und wie im richtigen Leben, das Vorderrad von Josef Steinheber hatte bereits vor dem ersten Start den ersten Defekt und musste noch schnell repariert werden.
Am Sonntagmorgen um 9 Uhr ging es dann los. 1300 Rennradler, darunter sehr viele Frauen, in ihren bunten Trikots starten aus vier verschiedenen Blocks gegen die Uhr von Mittenwald in Richtung Sölden. Dazwischen lagen Leutasch und Kühtai mit insgesamt 2700 Höhenmeter und rund 120 Km Strecke. Die Temperaturen waren am Sonntag angenehm warm und zu Beginn war es ein gemütliches Einrollen. Spätestens am Kühtai wurde dann klar, dass die Rennleitung keinen „Altherrenausflug“ ausgeschrieben hatte sondern Pässe ausgesucht hat, die es in sich haben und sich nicht mal so am Sonntagnachmittag zwischen Kaffee und Kuchen fahren lassen. Glücklich mit dem Hauptfeld in Sölden angekommen, wurden die ersten gemachten Erfahrungen mit anderen Teilnehmern ausgetauscht.
Am Montagmorgen stand dann die nächste Etappe an. Von Sölden über das Timmelsjoch und den Jaufenpass weiter nach Brixen. Insgesamt wieder 3000 Höhenmeter und 120 Km Strecke durch landschaftlich wunderschönes Gebiet. Auf dem Timmelsjoch (2500m) spiegelte sich die Sonne in den zwei bis drei Meter hohen Schneefeldern links und rechts der Straße. Von Paßübergang in 2500 Meter Höhe rasten wir auf für die Transalp gesperrten Straßen durch unbeleuchtete Tunnels hinab nach St. Leonhard. Die Tunnels waren sehr schwierig zu fahren, da eine Menge Schlaglöcher in der Straße sowie der Randstein überhaupt nicht zu sehen waren. Die Sturzgefahr erhöhte sich dramatisch! Dann durch die vielen engen Serpentinen mit den schmalen Rennradreifen und das bei einer Geschwindigkeit zwischen 60 und 80 Km/h, da war die volle Konzentration der Teilnehmer verlangt. Unten angekommen, ging es gleich den Jaufenpass in praller Sonne und bei rund 35 Grad wieder berauf. Kehre um Kehre wurde bezwungen. Die Mühsal, die Quälerei, der nicht endende Anstieg machte langsam aber sicher mürbe und es kam so langsam der Gedanke ans Aufgeben zu denken, aber diese Blöse wollte sich keiner von uns RSW`lern geben. Am Jaufenpass angekommen, erstmal durchatmen, schnell hochschalten, dann wieder Tritt aufnehmen und schnell hinunter nach Sterzing. Bis Brixen war es dann nur noch ein Katzensprung allerdings mit viel Gegenwind.
Am Dienstag startete der Tross von Brixen nach St. Vigil. Auch hier lagen wieder ein paar Pässe, wie das Würzjoch und Furkelpass mit 2950 Hm und 85 Km Strecke zwischen Start und Ziel. Der Renndirektor wies am Vortag im Briefing noch drauf hin, dass der Furkelpass auch „Furunkelpass“ wegen seiner gemeinen Anstiege bis zu 19 Prozent genannt wird. Die Wertinger radelten auf den Pass zu und am Fuss ging es schon ungewöhnlich steil hoch. Aber ab der Mitte ging es tatsächlich so steil hoch, dass das Pedalieren über lange Strecken nur im Stehen und mit riesigen Kraftaufwand möglich war.
Am Mittwoch folgte die Königsetappe von St. Vigil nach Alleghe über insgesamt fünf Pässe, bekannt unter Radlern auch als Sella-Runde. Zuerst standen dem ersehnten Ziel das Grödnerjoch, dann das Sellajoch und der Pordoi im Weg. Dann kamen noch Falzarego und Giau dazu. Insgesamt wieder 3450 Hm und 130 Km Strecke. So schwer wie diese Etappe war, so schön war der Blick in die Täler der Dolomiten. Das der letzte Pass Giau allerdings wieder so steil war, mit dem hatten auch wir nicht gerechnet. Trotzdem wurde gestrampelt bis zum Etappenziel, auch wenn alle Knochen weh taten.
Am Donnerstag ging es dann wie jeden Tag um 0900 Uhr von Alleghe in Richtung Kaltern. Auch auf dieser 118 Kilometer langen Strecke mussten wieder drei Pässe (San Pellegrino, Karerpass und Deutschnofen) mit insgesamt 2800 Hm überwunden werden. Mitten durch die Dolomiten lag dieser landschaftlich wunderschöne Weg über den Rosengarten und hinunter ins Etschtal Am Freitag führte dann der 118 Km lange Weg von Kaltern nach Trento über Truden und den Manghenpass. Wieder mussten 3055 Hm überwunden werden. Dafür wurden wir in Triest am Domplatz phänomenal empfangen. Die Altstadt war für die Teilnehmer der Transalp gesperrt, da war die Zielankunft schon ein beeindruckendes Erlebnis. Am Samstagmorgen stand die letzte Etappe von Triest nach Arco am Gardasee auf dem Programm. Wieder zwei Pässe, der Monte Bodone und der Passo del Ballino mit 2200 Hm waren zu bezwingen. Nach rund 100 Kilmeter Fahrtstrecke und wieder durch wunderschöne Berglandschaft haben wir glücklich aber erschöpft das Ziel Arco am Gardasee erreicht.
Auf die Frage, ob wir Hans Peter Bernklau, Bernd Mathias, Anton Leupold und Josef Steinheber an der Transalp im nächsten Jahr nochmals teilnehmen waren die Antworten interessant. Während den schwierigen und steilen Passagen war ein einhelliges und jede Diskussion unterdrückendes „NEIN, Niemals!“ zu vernehmen. Am Zielort und auf der Rückfahrt mit dem Bus nach Mittenwald war dann die Antwort: „Also wenn du mitmachst, dann bin ich auch wieder dabei.“
Unter dem Strich ist es ein einzigartiges Erlebnis, in 7 Tagen 19 Pässe und 20000 Höhenmeter durch die Alpen und Dolomiten zu fahren, auf das keiner trotz der schwereren Strapazen von uns verzichten möchte.
Eine super Leistung für Amateursportler, allen Respekt.
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