Stadtallendorf: Boxcamp steht vor unsicherer Zukunft
Beim gemeinsamen Sport bauen Jugendliche im Boxcamp im Südstadt-Kiosk ihre Aggressionen ab. Das Projekt unter der Trägerschaft des Internationalen Bundes war bisher sehr erfolgreich.
Der Kampf um die Einrichtung des Boxcamps in Stadtallendorf war hart und mühselig. Lange Zeit fehlte es der Stadt an einem Betreiber und am Geld. Mittlerweile existiert das Camp seit zweieinhalb Jahren - und kommt bei Jugendlichen sehr gut an. Rund 200 Jugendliche sind beim Boxcamp registriert. Sie nehmen an den unterschiedlichen Trainingszeiten teil.
„Es hat sich gezeigt, dass wir tatsächlich Jugendliche erreichen, die sonst nicht zu erreichen wären“, erläuterte Christof Stock, Bereichsleiter vom Internationalen Bundes (IB), vor Mitgliedern des Sozialausschusses. Der IB hat die Trägerschaft über das Camp übernommen. Das Box- und Sportcamp entstand seinerzeit als ein Projekt zur Gewaltvorbeugung. Neben qualifizierten Trainern ist auch eine Sozialpädagogin mit eingebunden.
Bemerkenswert ist, dass sich im Laufe der Zeit auch eine reine Mädchengruppe etabliert hat. An ihr nehmen auch jüngere Türkinnen teil, was Stock in der Ausschuss-Sitzung positiv hervorhob.
„Generell kann jeder kommen, der zwischen 13 und 17 Jahre alt ist“, erläuterte Stock noch einmal die Rahmenbedingungen. Natürlich gibt es Grundregeln: Drogen und Gewalt sind tabu, wer kommt, muss Sportkleidung tragen. Und die Jugendlichen befolgen diese Grundregeln bis auf zwei Einzelfälle. Ein Jugendlicher darf das Camp gar nicht mehr besuchen, einem weiteren wurde geraten, sein Verhalten zu überdenken. „Es gibt überraschend wenig Ausreißer“, sagt Stock.
Generell gibt es im Stadtallendorfer Camp nur Trainingsbetrieb und keine gemeinsame Freizeitangebote, aber keine Wettkämpfe. Sie werden bei Interesse in Kooperation mit dem Verein BC Marburg organisiert. Zuletzt gab es während des Europafestes Wettkämpfe vor breitem Publikum.
Doch die Frage steht im Raum, wie es längerfristig mit dem Box- und Sportcamp weitergehen könnte. Das Projekt wird derzeit über das Programm „Soziale Stadt“ und aus dem Haushalt der Stadt Stadtallendorf finanziert. Bisher ist das Projekt bis Ende Januar nächsten befristet. Dann läuft die Förderung aus dem Programm „Soziale Stadt“ aus. Jährlich kostet das Sport- und Boxcamp 51700 Euro, wie die Stadtverwaltung gegenüber der OP erklärte.
Der Versuch, Sponsoren für die Weiterfinanzierung des Camps zu finden, ist gescheitert. Mit dem Internationalen Bund hatte die Stadt vereinbart, dass sich der Träger um Unterstützer aus Stadtallendorf bemüht. „Dieses Ziel werden wir in Stadtallendorf wohl nicht erreichen“, erklärte Christof Stock auf Nachfrage in der Ausschuss-Sitzung. An einem anderen Boxcamp-Standort ist die Finanzierung über Sponsoring hingegen längerfristig gelungen. Die Existenz des vom IB geführten Offenbacher Boxcamps konnte so langfristig gesichert werden.
So bliebe noch die Möglichkeit, dass die Stadt Stadtallendorf das Boxcamp in Zukunft alleine weiterfinanziert. Doch dafür sieht Bürgermeister Christian Somogyi (SPD) derzeit keine Spielräume. „Es wäre gut, wenn das Camp fortgeführt werden könnte. Wir werden uns darüber unterhalten müssen, wie es weitergeht“, erklärte er gegenüber der OP.
Er könne sich aber nicht vorstellen, dass die Stadt das Box- und Sportcamp in der jetzigen finanziellen und organisatorischen Form übernähme. Somogyi hält eine Kooperation mit einem Verein für denkbar, um das Angebot in der Freizeithalle des Südstadt-Kiosks aufrechtzuerhalten.
Bürgerreporter:in:Walter Munyak aus Stadtallendorf |
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