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Vortrag über den ehemaligen Feldflugplatz und Standortübungsplatz Kirtorf

  • Betreten des ehemaligen Feldflugplatzes ist wegen der Munitionsreste lebensgefährlich.
  • hochgeladen von Sören-Helge Zaschke

Am 22.1.2011 hielt Alfons Wieber eine Vortrag über den einstmals als Feldflugplatz gebauten Truppenübungsplatz im Herrenwald. Alfons Wieber hatte durch seinen Dienst als Soldat und später Standortfeldwebel ein umfangreiches Detailwissen über diese Fläche und während seiner Dienstzeit verschiedene Fotos von Relikten des Flugplatzes gemacht. Der von der Volkshochschule angebotenen Vortrag, welchen Alfons Wieder nicht zum ersten Mal hielt, war mit etwa 60 Zuhörern gut besucht. Vorwiegend ältere Leute, unter welchen sich auch ein Zeitzeuge befand, der den Flugbetrieb miterlebt hatte, waren gekommen.

Der Feldflugplatz
Der Feldflugplatz entstand zwischen 1935 und 1939 im Wald nahe Wahlen. Es handelte sich um einen Einsatzhafen erster Ordnung, welcher damit über Infrastruktur wie Treibstofflager oder Hallen zur Wartung der Flugzeuge verfügte. Der Flugplatz sollte zur Tarnung wie ein landwirtschaftliches Gehöft aussehen. Dazu wurde die Fläche mit unterschiedlich farbigen Gräsern bepflanzt, um den Eindruck von Feldparzellen zu erwecken. Sogar der Verlauf der alten Wegeführung wurde durch entsprechende Bepflanzung nachgestaltet. Das Kommandanturgebäude war durch aufgemaltes Fachwerk als Gehöft getarnt, während die Werfthallen wie Scheunen aussahen. Ein Platzlandwirt pflegte mit zwei Schafherden den Rasen. Der Flugplatz hatte außerdem einen Gleisanschluss, der zum Bahnhof Allendorf führte und zum Transport von Betriebsmitteln wie Treibstoff und Munition benutzt wurde. Eine Verlängerung der Bahnstrecke bis zu einem auf der anderen Seite des Flugplatzes gebauten Tanklagers wurde ebenso wie das Tanklager nicht mehr fertiggestellt.
Anhand von Karten und Luftbildern zeigte Alfons Wieber auf, wo sich welche Infrastruktur befand. Von Gebäuden und Anlagen sind heute meist nur noch einige kleine Reste wie Bodenplatten oder Trümmerteile vorhanden, zum Teil auch gar keine Relikte mehr zu finden. Eine Fotoserie zeigte die heute noch vorhandenen Überbleibsel wie ein als Blockhütte gestaltetes Wachhaus, ein Munitionshaus, Fundamente eines Flakturms, Reste einer Wartungsgrube, einen Laternenmast, Bodenplatten oder Gebäudereste einer Waschbaracke.
Aufnahmen, welche die Anlagen vor der Zerstörung des Flugplatzes zeigen, hatte Alfons Wieber bisher noch nicht gefunden. Er konnte aber einige auf dem Flugplatz entstandene Bilder von Flugzeugen und Solaten zeigen. Auf dem Flugplatz war 1940 eine Gruppe mit 36 Flugzeugen stationiert, welche an Kämpfen des Frankreichfeldzugs beteiligt waren. Nach dem Frankreichfeldzug wurden Piloten für die Flugzeugtypen ME 109B und HE 111 B ausgebildet. 1944 waren Flugzeuge vom Typ JU 52 und Me 109 G stationiert. Letztere wurden "Beule" genannt, weil der Flugzeugrumpf verschiedene Ausbeulungen hatte. Die kamen daher, dass man das Modell im Laufe der Zeit mit immer leistungsfähigeren Komponenten ausgestattet hatte, die aber nicht mehr ganz in das ursprüngliche Gehäuse passten. Zuletzt war 1945 eine Nachtschlachtgruppe mit Flugzeugen vom Typ JU 87G stationiert. Die Flugzeuge besaßen am Triebwerk einen Flammendämpfer, der den nachts sichtbaren Flammenaustritt reduzieren sollte.

Zerstörung des Flugplatzes
Am 24.3.1945 erfolgte die Bombardierung des Flughafens, nach welcher etwa 1200 Bombentrichter auf dem Gelände gezählt wurden. Der Flugplatz war danach unbrauchbar. Bis auf zwei Munitionsbunker wurde die übriggebliebene Infrastruktur durch die US-Truppen gesprengt. Auch die Gleisanlagen wurden abgebaut.
Die Fläche wurde anschließend zur Entsorgung von Überbleibseln der Allendorfer Sprengstoffproduktion genutzt. Rückstände aus den Munitionsfabriken wurden in die Bomben- und Sprengtrichter gefüllt. Beim Transport wurden die teilweise flüssigen Produktionsreste auf LKW verladen, aus welchen während der Fahrt dann ein Teil der Ladung durchsickerte. Die benutzte Transportstrecke über die Kirschbrücke und Kirchenstumpfschneise war dadurch ganz gelb gefärbt gewesen. Außerdem wurde zu vernichtende Munition auf dem Gelände gesprengt.
Die Bombardierung und anschließende unsachgemäße Entsorgung von Sprengstoffen hatten eine bis heute währende Gefährdung von Trinkwasser und auf dem Gelände befindlichen Personen zur Folge. Etwa einem Viertel der abgeworfenen Bomben erwies sich als Blindgänger, die noch heute im Boden liegen und explodieren können - wobei die Explosionsgefahr zunimmt, wenn im Laufe der Zeit Teile der Bombe durchrosten. Bei Munitionssprengungen wurde Munition in einem Umkreis von einem Kilometer verteilt. Hinzu kommen die Ablagerungen von Produktionsrückständen, die sich zum Teil an unbekannten Stellen befinden. Ein Teil der Munitionsreste sowie gelegentlich gefundene Blindgänger sind zwar geräumt worden, aber es ist bisher keine systematische Suche oder Reinigung des Geländes erfolgt.

Spätere Nutzungen
Mit dem Einzug der Bundeswehr in den Herrenwald wurde das Gelände zum Truppenübungsplatz. Erst dann entstanden die heutige Panzerstraße und der zughörige Anschluss an den ehemaligen Flugplatz. Zu den Neubauten gehörte auch eine Panzerwaschanlage bei der Zugangsstraße.
Während der Bundeswehrzeit kam es mehrfach zu Sachbeschädigung auf dem Gelände. Häufig zerstört wurde eine Schranke an einem durchs Militärgelände führenden Weg, der einmal die Verbindungsstraße zwischen Wahlen und Lehrbach war. Hier waren wohl einige Einwohner sauer darüber, dass dieser Weg nicht wie einst versprochen wieder für die Öffentlichkeit freigegeben worden war.
Außerdem erfolgte ein Einbruch in einen der früheren Munitionsbunker. Die Einbrecher hebelten den ersten Teil einer Doppeltür heraus und schnitten in den zweiten ein Loch. Der Muntionsbunker wurde zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr genutzt und war leer. Wie sich später ergab, hatten die Täter dort nach dem Bernsteinzimmer gesucht.
Durch das Befahren des Geländes mit Panzern ist ein guter Lebensraum für Kammmolche und andere bedrohte Tierarten enstanden, welche bei Untersuchungen im Rahmen der A49-Planungen entdeckt wurden. Der Truppenübungsplatz wurde deswegen unter Naturschutz gestellt und muss in diesem Zustand erhalten werden. Dadurch ergaben sich aber Probleme, nachdem die Bundeswehr ihre Panzer aus dem Herrenwald abgezogen hatte, da die von den Panzern hinterlassenen Fahrspuren eine wichtige Rolle für die Qualität des Lebensraums spielen. So müssen in regelmäßigen Zeitabständen Panzer herbeigeschafft werden, um für die nötigen Fahrspuren zu sorgen. Eine Befahrung mit anderen Fahrzeugen ist wegen der Gefährdung durch Bomben und andere Munition nicht möglich.

Weitere Veranstaltungen
Am 7.5. findet die nächste Veranstaltung mit Alfons Wieber statt: Eine historische Führung durch das WASAG-Gelände in Stadtallendorf.
Auszüge aus dieser Führung sind in einem Film des Stadtallendorfer Verkehrsverein zu sehen.

Links
Filme vom Stadtallendorfer Verkehrsverein
VHS Marburg-Biedenkopf

  • Betreten des ehemaligen Feldflugplatzes ist wegen der Munitionsreste lebensgefährlich.
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  • Bild 1 / 3
  • Die Straße zur Standortschießanlage wurde über die frühere Bahn zum Feldflugplatz gebaut.
  • hochgeladen von Sören-Helge Zaschke
  • Bild 2 / 3

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2 Kommentare

Danke für Deinen ausführlichen und sehr informativen Bericht.

Trotz der Länge ist es nur eine Kurzfassung von einem informativen und unterhaltsamen Vortrag, der einen Besuch lohnt.

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