Schweizer Trimmpfad-Schilder rekonstruiert
1968 wurde in der Schweiz das erfolgreichste Modell für einen Trimmpfad erfunden: Der mit hellblauen Schildern ausgestattete Vita-Parcours war innerhalb weniger Jahre flächendeckend in der Schweiz und in Westdeutschland anzutreffen. Von den markanten Stationstafeln sind jedoch keine Aufnahmen im Internet zu finden, die diese vollständig zeigen. Mit dem aufzufindenden Bildmaterial lassen sich jedoch Schilder rekonstruieren, die der früheren Ausstattung nahekommen.
Wer im Internet nach Vita-Parcours sucht, wird zunächst den Eindruck haben, dass es reichlich Aufnahmen von den alten hellblauen Trimmpfadschildern mit Aufschrift Vita-Parcours gibt. Es handelt sich jedoch um Schilder aus Deutschland, wo noch einige Trimmpfade mit der alten Ausstattung erhalten geblieben sind. Die deutschen Schilder sehen fast so aus wie die früheren Exemplare aus der Schweiz, aber es gibt durchaus Unterschiede.
In der Schweiz wurden alle Vita-Parcours zur Jahrtausendwende durch ein neues Modell ersetzt, welches über eine andere Ausstattung verfügt. Deswegen zeigen digitale Aufnahmen aus der Schweiz nur noch die neuen Vita-Parcours. Es gibt aber noch einige historische Aufnahmen von Presseagenturen sowie fürs Fernsehen entstandene Videos, die leider fast alle in Schwarzweiß entstanden. Zwar sind nur wenige bildfüllende Aufnahmen von Schildern zu finden, aber man kann bei genauem Hinsehen einige Merkmale entdecken, die für die Schweiz spezifisch sind. Mit Hilfe detailreicher Aufnahmen aus Deutschland lassen sich damit realistische Darstellungen von schweizer Trimmpfadschildern rekonstruieren.
Übung 5
In dem Artikel "Fetter statt fitter" findet sich eine Aufnahme, die Felix Gutzwiller (früherer Präsident der "Stiftung Vita Parcours") beim Rumpfschwingen im Jahr 1993 zeigt. Aus einem anderen Zeitungsartikel ist zu erfahren, dass die Aufnahme in Zürich-Fluntern (also in der Schweiz) entstand. Auf der im Hintergrund sichtbaren Stationstafel ist eine Besonderheit zu erkennen: Zwei runde Bögen mit Pfeilspitzen deuten die Bewegung an. Auf den Schildern in Deutschland gibt es diese nicht. Es gibt allerdings andere Übungen, bei denen auf diese Weise die Bewegungen angedeutet werden.
Basis einer ersten Rekonstruktion ist ein deutsches Schild zur gleichen Übung. Dabei ist zu beachten, dass es zwei Versionen gibt: Nach einigen Jahren wurde das Vita-Logo verändert, und es wurde der Schriftzug "eine Idee der Vita Lebensversicherungs-AG" hinzugefügt. Letzteres ist auf den Bildern aus der Schweiz nicht zu finden, daher bietet es sich an, die ältere Version zu nehmen.
Zunächst werden Ellipsen so eingezeichnet, dass sie ungefähr dem Verlauf der einzuzeichnenden Bögen folgen. Aus einem anderen Schild werden Pfeilspitzen übernommen und in die richtige Position gedreht. Dann muss noch der Bogen nachgezeichnet werden, und zwar mit einer zu den Enden hin dünner werdenden Linie.
Das Ergebnis zeigt recht gut, wie die Grafik in der Schweiz ausgesehen hat. Allerdings gibt es noch einen Unterschied zwischen den Trimmpfadschildern in Deutschland und in der Schweiz: Die deutschen Schilder verfügen über abgerundete Ecken. Bei den Schildern in der Schweiz war das zumindest in den ersten Jahren nicht der Fall. Um das Schild auf die richtige Form zu bringen, habe ich ein Exemplar des späteren Trim-Trab-Ergänzungsschilds mit der Rückseite an einen Baum geschraubt und aufgenommen. Das Schild hat allerdings nicht das gleiche Seitenverhältnis wie die Vita-Parcours-Tafeln, und der Farbton weicht leicht ab. Mit folgenden Arbeitsschritten entsteht daraus ein Vita-Parcours-Schild:
- Fläche auswählen und beim Farbton etwas Blau zugeben
- Schraube ausschneiden
- Schraube und freies Loch mit Pinsel blau übermalen
- Bild um Faktor 1,3 strecken
- Aufdruck vom anderen Schild selektieren und hereinkopieren
- Aufdruck verschieben, stauchen oder strecken
Beim Übertragen des Aufdrucks wurden die klein gedruckten Hinweise "Vita Lebensversicherungs-AG Frankfurt a.M." und "Knipp-Plastics Dietzenbach/Hessen" weggelassen, die es sicherlich nicht in der Schweiz gab. Ob es irgendwelche Kleingedrucktes auf den schweizer Schildern gab, lässt sich anhand des gefundenen Bildmaterials nicht feststellen.
Übung 19
Am 17. Juni 1971 wurde bei Luzern der 100. Vitaparcours der Schweiz eingeweiht. Auf einer Aufnahme ist das Schild von Übung 19 zu sehen. Wegen nicht ausreichender Auflösung ist nicht zu erkennen, dass der Sportler ein Holzstück zwischen den Armen hält. Allerdings fällt ein Unterschied zur deutschen Variante auf: Der Text unter der Grafik ist dreizeilig. Es lässt sich noch identifizieren, dass die erste Zeile "Rumpfbeugen" lautet. Die folgenden Zeilen finden sich auch auf dem deutschen Schild: "Rumpfdrehschwingen" und "links und rechts seitwärts".
Für eine Rekonstruktion habe ich den Aufdruck von einem deutschen Schild genommen und auf das schon für Übung 5 verwendete Schild montiert. Dabei mussten Text und Wiederholungssymbole abgetrennt und anders positioniert werden. Für die fehlende Textzeile habe ich das Wort "Rumpf" dupliziert und "beugen" von Übung 16 kopiert.
Es sei noch angemerkt, dass die Schilder zum Rumpfdrehschwingen in Deutschland extrem selten zu finden sind, da diese Übung nur für wenige Jahre zum Vita-Parcours gehörte. Danach wurde sie durch "Wanderhangeln an Holmen" ersetzt.
Wegweiser
Im Bildkatalog von Ullstein Bild findet sich ein Wegweiser in Pfeilform, auf dem sich das Vita-Logo und der Text "Parcours" befinden. Die Wegweiser der modernen Vita-Parcours haben die gleiche Form, und das Seitenverhältnis scheint auch übereinzustimmen. Für die Rekonstruktion kann man also einen modernen Wegweiser als Basis nehmen.
Den Aufdruck kann man vom Kopf eines deutschen Stationsschilds übernehmen. Dabei ist zu beachten, dass man die weit verbreitete neuere Variante verwendet, da sich auf der älteren Variante nicht das gleiche Vita-Logo befindet.
Offen ist noch die Farbe des Wegweisers, da die Vorlage nur schwarzweiß ist. Es ist relativ wahrscheinlich, dass hier noch die alte Farbgebung verwendet wurde, also schwarzer Aufdruck auf hellblauem Grund. Es gibt sogar einen Bildnachweis für diese Farben - ein Farbvideo zeigt zwei Laufwegweiser im Detail.
Nachbemerkung
Im Artikel "Alte Trimmpfad-Schilder rekonstruiert" wird die digitale Rekonstruktions von deutschen Vita-Parcours-Schildern gezeigt. Bei diesen Rekonstruktion bestand das Ziel darin, Übungsschilder in einem ansprechenden Zustand zu präsentieren, auch wenn nur Aufnahmen von schlecht erhaltenen Exemplaren vorlagen oder die Bildqualität der Aufnahme nicht besonders gut war. Die Rekonstruktionen sind also sehr realistisch, auch wenn man bei genauem Hinsehen Montagespuren entdecken kann.
Bei den Rekonstruktionen der schweizer Schilder hingegen waren nicht immer alle nötigen Eigenschaften aus einem Bild ableitbar. So könnte der gezeigte Wegweiser auch weiß statt hellblau gewesen sein. Das wäre zwar eher ungewöhnlich, aber komplett ausschließen lässt es sich nicht.
Bei der Bildagentur Keystone findet sich ein Wegweiser aus dem Jahr 1995, bei dem sich leider mit dem vorliegenden Material nicht mehr auf die Farbe schließen lässt. Der Wegweiser zeigt ein weißes Vita-Logo in einem schwarzen Dreieck auf hellgrauem Grund. Unter dem Dreieck steht "Parcours" in schwarzer Schrift. Wahrscheinlich war das Vita-Logo weiß. Die dunklen Teile könnten schwarz oder dunkelblau gewesen sein. Beim Untergrund ist ein Blauton denkbar. Aber ohne passendes Bildmaterial lässt sich hier nur noch raten.
Links
Alte Trimmpfad-Schilder rekonstruiert: https://www.myheimat.de/dietzenbach/gedanken/alte-...
Aufbau eines klassischen Vita-Parcours: https://www.myheimat.de/stadtallendorf/sport/aufba...
Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.