Ökumenischer Frauenkreuzweg am 27.03.2015 in Stadtallendorf
Am 27.03.2015 gab es zum zweiten Mal einen Frauenkreuzweg in Stadtallendorf, bei dem etwa 40 Frauen mit dem Kreuz durch die Stadt zogen.
Der Frauenkreuzweg ist ein ökumenisches Angebot, der die katholische Tradition des Kreuzwegs mit der evangelischen Tradition der Passionsandacht verbindet. Die ersten Pilger zogen nach dem Tode Jesu nach Golgatha. Später errichteten Gläubige symbolische Kreuzigungsstätten in ihrer Heimat, und so entstanden im Laufe der Zeit Kreuzwege mit vierzehn Stationen, die von der Beschreibung der Kreuzigung im Johannes-Evangelium geprägt sind.
Bei der Vorbereitung des Frauenkreuzwegs stellten die beiteiligten Frauen fest, dass es verschiedene Traditionen bei evangelischen und katholischen Christen gibt, die der anderen Konfession nicht so geläufig sind. So kam es durch die Vorbereitung zu einem fruchtbaren Gedankenaustausch zwischen Frauen aus den verschiedenen Gemeinden.
Der Frauenkreuzweg führte über sechs Zwischenstationen von der evangelischen Stadtkirche bis zur katholischen Kirche Sankt Michael. An jeder Station wurden Gedanken zu diesem Ort und eine Bibelstelle vorgetragen. Außerdem wurden die Taize-Lieder "Bleibet hier und wachet mit mir" und "Kyrie Eleison" einmal gesungen. WÄhrend der Pilgerreise durch die Stadt wurde es schließlich dunkel. Mancher Passant wunderte sich über die ungewöhnliche Gruppe mit dem Kreuz.
Nach dem Abschluss in der Kirche gab es noch die Gelegenheit zu einem Imbiss und zum Beisammensein im Seniorencafé.
Station 1: Beginn (Evangelische Stadtkirche)
Erläuterung der Idee und des Anliegens des Frauenkreuzwegs: Wo steht das Kreuz heute im Leben von Frauen?
Station 2: Auf sich nehmen (Gesundheitszentrum an der Niederkleiner Straße)
Im Gesundheitszentrum lockt ein Fitnessstudio damit, den eigenen Körper schön und leistungsfähig zu erhalten. Das Sanitätsgeschäft im Erdgeschoss erinnert jedoch daran, dass beides nicht für immer möglich ist. Meist erleben wir es bei der Pflege der hilfsbedürftigen Eltern, die eine große Herausforderung werden kann und für die wir viel auf uns nehmen müssen.
Station 3: Erschrecken (Aufbaugebäude)
Das Aufbaugebäude war das Verwaltungsgebäude eines Sprengstoffherstellers, für den zahlreiche in Lagern gehaltene Zwangsarbeiterinnen unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten mussten. Die Dorfbevölkerung hat sie verspottet, statt gegen das Unrecht zu protestieren. Auch heute erschrecken wir immer wieder über Gewalt in der Welt und die Feigheit, etwas dagegen zu tun.
Station 4: Unterstützen (Landgräfin-Elisabeth-Schule)
In der Landgräfin-Elisabeth-Schule erfahren lernschwache oder verhaltensauffällige Kinder eine besondere Unterstützung und Zuwendung. Das ist eine große Hilfe für die Eltern, insbesondere alleinerziehende Mütter, die sonst leicht überfordert sein können.
Station 5: Annehmen (Seniorenwohnheim St. Bonifatius)
Die gestiegene Lebenserwartung ist mit einem großen Risiko verbunden, im Alter pflegebedürftig zu werden. Wir müssen lernen, Hilfe anzunehmen, aber natürlich auch Hilfe geben.
Station 6: Töten (Kreuz für Stefan Hesse)
1994 wurde vor der Kirche Sankt Michael ein junger Mann ermordet. Sein Kreuz erinnert wie viele andere Kreuze an die Opfer von Gewaltverbrechen.
Station 7: Trauern (Trauercafé)
In dem Begegnungsraum an der Rückseite des Seniorenwohnheims treffen sich Trauernde, die einen lieben Menschen verloren haben, am ersten Samstag im Monat und können sich über ihr Leid austauschen.
Station 8: Verwandeln (Kirche St. Michael)
In der Kirche fand der Abschluss des Kreuzwegs statt, in dessen Mittelpunkt das folgende Lied stand:
In deine Hände leg ich das Leiden und die Not.
In Gottes Hände leg ich’s, verwandelt wird der Tod.