Stadtallendorf: Halbzeit beim Umbau des Bahnhofes
Stadtallendorf: Stadtumbau und Stadtentwicklung – Rückblick 2009, Teil 2
Mit dem Jahreswechsel geht der barrierefreie und behindertengerechte Umbau des Stadtallendorfer Bahnhofes in die zweite Halbzeit. Das Bauvorhaben muss vor dem Hessentag mit den wesentlichen Maßnahmen abgeschlossen sein, da die umweltfreundliche Anreise mit der Bahn ein wesentlicher Bestandteil des Besucher- und Verkehrskonzeptes des Landesfestes ist. Der Bahnhof liegt zudem in einem zentralen Bereich der Hessentagsstraße. Viele Veranstaltungsorte sind vom Bahnhof in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Dafür wird Stadtallendorf während des Hessentages vom 28.05. bis zum 06.06.2010 ein attraktiver Nahverkehr mit zusätzlichen Zugverbindungen geboten.
Der Umbau des Bahnhofes hat am 25.06.2009 begonnen. Vor der eigentlichen Umbaumaßnahme ist auf der ehemaligen Ladestraße ein rund 170 m langer Behelfsbahnsteig errichtet worden, an dem seit dem 27.07.2009 die meisten Züge in Fahrtrichtung Marburg halten.
Der über 340 m lange Mittelbahnsteig an den Gleisen 1 und 2 ist abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt worden, an dem seit dem 23.12.2009 Züge in Fahrtrichtung Kassel halten. Der nur noch 240 m lange Neubau ist höher als der alte Bahnsteig und ermöglicht einen ebenerdigen Einstieg in die meisten Züge. Die Arbeiten am Bahnsteig sind noch nicht vollständig angeschlossen. Anstelle der Bahnsteigüberdachung werden Reisenden zwei Baucontainer als provisorische Unterstellmöglichkeit geboten. Die installierte Beleuchtung ist ebenfalls eine Zwischenlösung.
Die Fußgängerunterführung am Bahnhof ist teilweise erneuert worden. Gegenüber dem Zugang zu den Gleisen 1 und 2 ist ein Fahrstuhlschacht eingebaut worden. Der Bahnhofsvorplatz an der Stadtmitte wird seit dem Herbst 2009 umgebaut und barrierefrei gestaltet. Neben den Treppenanlagen werden Rampen angelegt, die mobilitätseingeschränkten Personen und Reisenden mit Kinderwagen, Rollkoffern oder Fahrrädern den Zugang zu den Bahnsteigen erleichtern.
Baumaßnahmen bis zum Hessentag
Seit dem Jahreswechsel ruht die Bautätigkeit am Bahnhof weitgehend, da wegen strengen Frosts und geschlossener Schneedecke zahlreiche Vorhaben nicht umgesetzt werden können. Bis zum Hessentag sind folgende Maßnahmen vorgesehen:
- Einbau des Aufzuges in den vorbereiteten Schacht
- Fertigstellung des Mittelbahnsteiges (Bahnsteigüberdachung, Beleuchtung, Möblierung und Reisendeninformationsanlage)
- Fertigstellung des Bahnhofsvorplatzes an der Stadtmitte
- Barrierefreier Umbau des Zuganges zur Unterführung in der Niederkleiner Straße
- Abbruch des Güterschuppens am Bahnhofsgebäude
- Umbau des Empfangsgebäudes (Toilettenanlage und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder)
Pendler mir Rad und Auto müssen sich gedulden
Die am Bahnhof geplante Park- und Ride Anlage und die Fahrrad-Stellplätze werden voraussichtlich erst nach dem Hessentag fertig gestellt. Die P+R-Anlage wird im Bereich der ehemaligen Ladestraße mit dem derzeit noch genutzten Behelfsbahnsteig gebaut und besitzt 68 Stellplätze. In unmittelbarer Nähe des Empfangsgebäudes sind drei Behindertenparkplätze vorgesehen. Stellplätze für Fahrräder sind an der Bahnhofsunterführung in der Niederkleiner Straße (10 Stellplätze) und im Empfangsgebäude geplant.
Rückblick: Der Umbau des Bahnhofes vor 40 Jahren und der „unmögliche Tunnel“
Die letzte umfassende Umbaumaßnahme am Stadtallendorfer Bahnhof liegt mehr als 40 Jahre zurück. Vom Spätsommer 1964 bis zum Frühjahr 1968 ist das Empfangsgebäude umgebaut und mit einem eingeschossigem Anbau versehen worden, in dem sich die Fahrkartenausgabe, die Gepäckabfertigung und eine öffentliche WC-Anlage befanden. Der Mittelbahnsteig (Gleise 1 und 2) ist mit einem Schutzdach versehen worden. In die damalige Umbauphase fällt auch die Elektrifizierung der Main-Weser-Bahn in den Jahren 1964 bis 1965 und der Bau einer Brücke über die ebenfalls im Bau befindliche Herrenwaldstraße in den Jahren 1964 bis 1966.
Der Mittelbahnsteig und die Fußgängerunterführung zwischen der Niederkleiner Straße und der Fußgängerzone in der Stadtmitte sind bereits in den Jahren 1938 bis 1942 gebaut worden und fallen damit in die Aufbauphase der Allendorfer Sprengstoffwerke.
Bei den Umbaumaßnahmen in den 60er Jahren ist die Beibehaltung der Fußgängerunterführung als wenig fahrgastfreundlicher Schwachpunkt kritisiert worden. Dabei wurde insbesondere bemängelt, dass Fahrgäste aus der Herrenwaldsiedlung und dem Musikerviertel erst den „unmöglichen Tunnel“ durchqueren mussten, um „auf der anderen Seite“ eine Fahrkarte zu kaufen. Außerdem stand noch ein Rückweg in die Unterführung an, der dann mit einem „Hürdenlauf über die 25 Stufen zum Bahnsteig“ seinen krönenden Abschluss fand.
In den vergangenen Jahren ist der Umweg über das ungünstig gelegene Empfangsgebäude entfallen, da Serviceleistungen wie Fahrkartenverkauf durch DB-Personal, der Aufenthalt im beheizten Wartesaal und öffentliche Toiletten Einsparmaßnahmen zum Opfer gefallen sind. Der Fahrkartenverkauf ist von Automaten auf dem Mittelbahnsteig übernommen worden. Die Kritik von Behinderten und gehbehinderten Bürgern an dem kaum überwindbaren Bahnsteigzugang ist bis zur aktuellen Umbaumaßnahme nicht abgerissen und war mehrfach Gegenstand von Zeitungsartikeln.
Das mit hellen Spaltklinkern verkleidete Empfangsgebäude ist seit dem Umbau in den 60er Jahren in einen Dornröschenschlaf verfallen und hat sich seitdem äußerlich kaum verändert. Im Jahr 1994 ist allerdings das Logo der Deutschen Bundesbahn durch das Logo des DB-Konzerns ersetzt worden.
Verwendete Quellen:
Deutsche Bahn: - Bahnhof Stadtallendorf wird behindertengerecht umgebaut; Presseinformation vom 12.05.2009
Stadt Allendorf (Hrsg.);1964: Hallo Stadt Allendorf, Nr. 35 (18.03.1964)
Stadt Allendorf (Hrsg.);1964: Hallo Stadt Allendorf, Nr. 37 (05.09.1964)
Stadt Allendorf (Hrsg.);1968: Hallo Stadt Allendorf, Nr. 51 (Ostern 1968)
Stadt Allendorf (Hrsg.); 1960: Entwicklung und Bedeutung des Bahnhofes Stadtallendorf, in: Stadt Allendorf – Verleihung der Stadtrechte 01.10.1960
Links
Teil 1: Übersicht
Teil 3: Der neue und der alte Busbahnhof
Teil 4: Baumaßnahmen in der Kernstadt
Teil 5: Heinz-Lang-Park und Stadion werden aufgewertet
Teil 6: Die Kernstadt wird im Nordosten erweitert
Teil 7: Aus- und Neubau von Straßen in der Kernstadt