Die Linie RE16 Friedberg - Frankfurt

Einfahrt vom RE16 in Friedberg auf Gleis 1
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Viele Anwohner der Bahnstrecke Friedberg - Friedrichsdorf haben sich sicherlich schon geärgert, dass auf ihrer Bahnstrecke schon seit vielen Jahren selbst im Berufverkehr keine durchgehenden Züge nach Frankfurt verkehren, während man vom weit entfernten Hintertaunus mehrmals täglich bis Frankfurt durchfahren kann und stets bis Bad Homburg kommt.
In den Osterferien 2023 gab es aber an neun Tagen von morgens früh bis nach Einbruch der Dunkelheit einen Stundentakt nach Frankfurt. Für Fotografen war das auf jeden Fall ein Grund zur Freude - für die Pendler nicht unbedingt.

Vorangegangene Fahrten
Wegen des Ausbaus der Main-Weser-Bahn zwischen Bad Vilbel und Frankfurt kam es regelmäßig zu Streckensperrungen, bei denen über Friedberg nach Frankfurt verkehrende Züge umgeleitet werden mussten. Im Jahr 2022 sollten mehrere Züge der Linie RB48 über Friedrichsdorf umgeleitet werden. Die RB48 verkehrt normalerweise zwischen Nidda und Friedberg, aber für Pendler fahren auch einzelne Züge durch bis Frankfurt.
Geplant war die Umleitung von drei Zügen (einer nach Frankfurt, zwei nach Nidda) im Zeitraum vom 13.6. bis zum 2.9.2022 (Mo-Fr). Die Züge sollten ohne Halt zwischen Friedberg und Frankfurt verkehren, was mit der Verschiebung von zwei Fahrten der RB16 und Schienenersatzverkehr für weitere zwei Fahrten verbunden gewesen wäre. Am 2.4. fanden dafür sogar Schulungsfahrten mit einem Desiro zwischen Friedberg und Friedrichsdorf statt. Die Umleitung musste aber gestrichen werden, da eine im Januar bei Rödelheim beschädigte Autobahnbrücke nur eingeschränkten Verkehr erlaubte und erst im Herbst ersetzt werden konnte.

Vom 24. bis 28. Oktober 2022 konnte die inzwischen wieder voll nutzbare Strecke für täglich vier Umleiter der RB48 genutzt werden. Dabei hielten sie immerhin in Friedrichsdorf.

Fahrplan RE16
Der RE16 war eine Verbindung von Friedberg nach Frankfurt mit Bedienung aller Halte der RB16.
Die Züge sollten an den vier Tagen vor und nach Ostern sowie dem folgenden Montag verkehren, wobei am letzten Tag die letzte Fahrt nach Frankfurt entfiel.
Der RE16 verkehrte zwischen 5:16 und 20:16 im Stundentakt von Friedberg nach Frankfurt mit Ankunft zur Minute 3.
Die Gegenrichtung wurde um 4:20 und von 6:20 bis 20:20 bedient mit Ankunft zur Minute 6.

Der RE16 verkehrte als Ersatz für einen der bis zu zwei auf der Strecke Friedberg - Friedrichsdorf verkehrenden Züge. Zudem musste auch der Fahrplan der morgens und nachmittags verkehrenden RB16 angepasst werden. Morgens haben sich die Abfahrtszeiten nur um einzelne Minuten verändert. Nachmittags waren die Änderungen in der Größenordnung zehn Minuten. Das hängt damit zusammen, dass bei der RB16 in der Mittagszeit eine Verschiebung der Abfahrtszeiten erfolgt, um morgens gute Anschlüsse zum Auspendeln und nachmittags gute Anschlüsse für die Rückfahrt zu bieten.

Für Pendler nach Frankfurt war der RE16 eine bequeme Fahrtmöglichkeit zum Hauptbahnhof, wobei sich aber kein merklicher Fahrtzeitvorteil ergab. Für Pendler nach Bad Homburg, die wahrscheinlich in ähnlich großer Anzahl unterwegs waren, war der RE16 aber von Nachteil. Morgens bot sich die übliche Umsteigemöglichkeit in die S5. Für die Rückfahrt hätte man die Tanusbahn für die Fahrt nach Friedrichsdorf nutzen müssen, um dort in den RE16 zu steigen. Die vor dem RE16 fahrenden Züge der Taunusbahn sind jedoch weitestgehend gestrichen worden. Der RE16 hatte fünf Minuten Aufenthalt in Friedrichsdorf. Damit hätte er sogar noch Zeit für zwei Halte gehabt. Ein Halt in Bad Homburg hätte zudem noch den Fahrgästen der zwischen Rödelheim und Bad Homburg verkehrenden S5-Verstärkerzüge geholfen.

Fahrplaninfo
Schon Wochen vor den Osterferien ist angekündigt worden, dass es während der Sperrung der Main-Weser-Bahn um Ostern einen stündlichen Verkehr Friedberg - Friedrichsdorf - Frankfurt geben soll. Die zusätzlichen Züge waren auch rechtzeitig in die Fahrplanauskunft eingetragen worden. Das war aber auch alles, was bezüglich Information gut gelaufen ist. Der Rest war miserabel.

Für die Züge der Linie RE16 gab es eine Fahrplantabelle, die sich auch in ausgedruckter Form am Bahnsteig in Friedrichsdorf fand.
Unter dem Titel "RE16: Zusatzfahrten zwischen Froedberg und Frankfurt vom 3.4. bis 17.4." (Frödberg?) fanden sich der Hinweis "Während der Bauarbeiten zum Ausbau der S6 vom 03.- 17. April 2023 verkehrt zusätzlich die Linie RE 16 zwischen Friedberg (Hess) .. Friedrichsdorf (Ts) .. Frankfurt (M) Hbf." und zwei übersichtliche Fahrplantabellen. Anzumerken ist, dass der RE 16 eigentlich nur zwischen Friedberg und Friedrichsdorf ein Zusatzangebot war - im Bereich der Linie RB16 gab es außer in Randzeiten keine zusätzlichen Fahrten. Unter den Tabellen war noch etwas Platz, den man für Hinweise zum Verkehr der RB16 hätte nutzen können. Das zum Herunterladen angebotene PDF ist am 3.4.2023 gegen 17 Uhr erstellt worden - also definitiv zu spät.

In Friedrichsdorf fand sich zudem noch ein Fahrplan mit der Überschrift "Abfahrt Friedrichsdorf(Taunus) Fahrplanabweichungen". In diesem wurde der RE16 als "zusätzlicher Zug", die vom RE16 ersetzte RB16 als "Zugausfall" und die noch verkehrende RB16 als "Fahrtzeitänderung" geführt. Außerdem gab es einzelne Züge der Linie RB15 als "Zugausfall". Ein Fahrplan, in dem einfach nur die verkehrenden Züge der Linie 16 aufgeführt sind, wäre wahrscheinlich verständlicher gewesen.

Die elektronische Fahrplanauskunft war für die Strecke Friedberg - Friedrichsdorf wenig hilfreich. Bezüglich der Linie RB16 ist leider vergessen worden, die Fahrplanänderungen einzutragen, welche wegen der Eingleisigkeit der Strecke unvermeidbar waren. Wahrscheinlich wurde die Fahrplankorrektur am 6.4.2023 eingetragen, da sich für die Tage davor immer noch die normalen RB16-Fahrten im Fahrplan finden. Leider hat man aber die Korrektur für den 17.4. vergessen, und die Korrekturen wurden nicht rechtzeitig angezeigt - so erschienen am 13.4. immer noch die falschen Abfahrtszeiten. Bei Abfragen zur jeweiligen Uhrzeit wurden Hinweise wie "Zug fällt aus" und "Änderung im Fahrtverlauf!" angezeigt.

Die schlechten Fahrplanauskünfte waren insbesondere am Nachmittag blöd, weil die Abfahrten etwa zehn Minuten früher als üblich erfolgten. Allerdings gab es bei der RB16 sowieso recht viele Ausfälle wegen Personalmangel.

Betrieb
Der RE16 verkehrte mit drei Doppelstockwagen und einer Diesellok der Baureihe 245. Zwei Sicherheitsleute waren im Zug, welche wahrscheinlich bei den Unterwegshalten für sicheres Ein- und Aussteigen sorgen sollten. In Friedrichsdorf sind sie ausgestiegen und in den Gegenzug gestiegen.

Zwischen Rödelheim und Frankfurt ist der RE16 nicht wie die Taunusbahn über den Homburger Damm, sondern über die Main-Weser-Bahn gefahren.

Bei der Fahrt nach Friedberg gab es in Friedrichsdorf einen nicht in den Fahrplantabellen ersichtlichen Halt von fünf Minuten. Möglicherweise ist man zum Planungszeitraum davon ausgegangen, dass die Taunusbahn regulär verkehren würde.

Die von DB Regio Mitte gefahrenen Doppelstockzüge hatten den Vorteil, dass sie zuverlässig verkehrten - im Gegensatz zu den Zügen der RB16, welche von start mit von der HLB geliehenen LINTs gefahren wird. Dabei musste man immer mit Ausfällen rechnen und hatte gegebenenfalls Schienenersatzverkehr, der aber nicht in der Fahrplanauskunft angezeigt wurde. Fahrzeugmangel war nicht die Ursache für die Ausfälle, da genügend neue LINTs der HLB verfügbar waren.

Pünktlich war der RE16 nicht immer. So ist der RE16, der am 14.4. um 9:47 in Friedrichsdorf hätte abfahren sollen, erst um 9:51 durch Bad Homburg gefahren, wobei die S-Bahn für 9:45 mit etwa zehn Minuten Verspätung wegen eines vorausfahrenden Zuges angekündigt wurde. Abends sorgte eine Verspätung Richtung Frankfurt dafür, dass sich zwei RE16 um 19:43 Uhr in Friedrichsdorf trafen. Dabei kam es zu einem Gleistausch - der Zug nach Frankfurt hielt auf Gleis 5 und der nach Friedberg auf Gleis 4. Üblich war eine umgekehrte Gleisbelegung.

Für Probleme sorgten die Fahrplananzeiger in Friedrichsdorf. Auf den Displays wurde bei einem Regionalzug noch der nachfolgende Zug angezeigt, bei einer S-Bahn nicht. Die Gleisbelegung hatte zur Folge, dass zeitweise nur der übernächste Zug nach Friedberg auf einer der Anzeigen zu sehen war. Eine Frau, die gerade den RE16 verpasst hatte, beklagte sich, dass sie mehrfach hin- und her über den Fußgängersteg gelaufen sei, weil ihr nicht klar war, welches der nächste Zug ist.

Fotos
Die folgenden Bilder stammen von zwei Touren. Die erste führte am 13.4 abends von Friedberg nach Friedrichsdorf, die zweite am nächsten Vormittag von Friedrichsdorf nach Frankfurt West. Abends sind noch ein paar Bilder in Friedrichsdorf entstanden.

Ausblick
Für den viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn werden weitere Vollsperrungen zwischen Friedberg und Frankfurt nötig sein. Wahrscheinlich wird es auch wieder Umleitungen über Friedrichsdorf geben. Prinzipiell war die Idee des RE16 nicht verkehrt. Bei einer Neuauflage sollte man jedoch rechtzeitig die Fahrplandaten pflegen, einen übersichtlichen Fahrplan mit RE16 und RB16 erstellen sowie gegebenenfalls noch einen Halt in Bad Homburg einlegen.

Links
Desiro Leer-/Lehrfahrten in Friedrichsdorf am 2.4.2022
https://www.myheimat.de/friedrichsdorf/politik/neuer-zug-in-friedrichsdorf-d3371631.html
https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?004,10042821

RB48 in Friedrichsdorf im Oktober 2022
https://www.myheimat.de/friedrichsdorf/politik/umleiter-in-friedrichsdorf-im-oktober-2022-d3428631.html
https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?112,10242678

Bürgerreporter:in:

Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf

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