Stadt Stadtallendorf und Division Schnelle Kräfte ehren gefallenen Offizier
Stadtallendorf – Fast auf den Tag genau sieben Jahre ist es her, als der Sprengsatz unter einem Transportpanzer Fuchs der Bundeswehr in KUNDUZ/ Afghanistan detonierte. Die Explosion riss Hauptmann Markus Matthes drei Tage vor seinem 34. Geburtstag mit in den Tod. Die Stadt Stadtallendorf in Hessen und der dort stationierte Stab der Division Schnelle Kräfte (DSK) ehren den gefallenen Bundeswehrsoldaten auf besondere Weise: aus der nach einem ehemaligen Panzergeneral der Wehrmacht benannten „General-Nehring“- wird in Stadtallendorf die „Hauptmann-Matthes-Straße“.
Wer war Markus Matthes? Antwort darauf gab 2011 im Trauergottesdienst der damalige Major Alexander J., enger Weggefährte und Kamerad des Gefallenen, in einem bewegenden Nachruf: „Markus war ein Berliner Jung. Seine Reise ging viel zu früh zu Ende,… Die Taliban in Afghanistan haben ihn getötet“. Ein Soldat und Kamerad, der gleichermaßen anerkannt wie auch beliebt war. Ein Mann der außerhalb seiner Dienstzeit eine Jugendmannschaft im Kanuclub erfolgreich trainierte, ihnen als Vorbild diente, so J.
Hauptmann Markus Matthes galt aber auch als kritischer Offizier. „Politik hat er gemocht, aber er mochte fast keinen der Politiker“, sagte J. “Deshalb ein Wort noch zur Politik: Wisse was Du tust, Du deutsche Bundespolitik, wähle Deine Ziele mit Bedacht, wir erfüllen unsere Pflicht als Dein verlängerter Arm. Erfülle Du die Deine. Und schätze den Wert dessen, was Du investierst. Du investierst das wertvollste Kapital, das Du hast: das Leben Deiner Söhne und Deiner Töchter“, lautete der letzte Satz der damals gehaltenen Trauerrede.
Die Eltern von Hauptmann Matthes verloren ihr einziges Kind.
Pflichtbewusst, loyal, tapfer
Matthes war 2011 Angehöriger des Stabes der DSO (Division Spezielle Operationen) aus der 2014 die Division Schnelle Kräfte (DSK) hervorging. Trotz dieser Veränderung begingen beide Divisonsstäbe jährlich an seinem Todestag unter großer Anteilnahme Gottesdienste zum Gedenken an den gefallenen Kameraden.
Ausgezeichnet mit der Einsatzmedaille Gefecht ist Hauptmann Matthes ein Sinnbild für den pflichtbewussten, loyalen und tapferen Bundeswehroffizier – wenige Wochen vor seinem Tod erlebte er bereits einen ähnlichen Sprengstoffanschlag der Taliban, verblieb aber auf eigenen Wunsch in Afghanistan.
Posthum wurde ihm das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit verliehen. Der mit ihm eng befreundete Weltmeister im Diskuswurf, Robert Harting, widmete ihm seine in Südkorea am 30. August 2011 erkämpfte Goldmedaille.
In zwei Gebäuden in der Herrenwaldkaserne zu Stadtallendorf, in denen Hauptmann Matthes Dienst leistete, hängt sein Bild getreu den Worten des damaligen Bürgermeisters Manfred Vollmer: „Wir sind traurig und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“
Kein Zögern bei den politischen Gremien
Der heutige Bürgermeister von Stadtallendorf, Christian Somogyi, setzt nun diese Ankündigung seines Amtsvorgängers zusammen mit dem Divisionskommandeur der DSK, Generalmajor Andreas Marlow, um.
„Als die Bundeswehr die Bitte äußerte, eine Straße nach Hauptmann Matthes zu benennen, gab es für die politischen Gremien überhaupt kein Zögern, diesem Wunsch zu entsprechen“, sagte der Bürgermeister in seiner Rede anlässlich der Umbenennung.
„Ab heute gibt es die ´Hauptmann-Matthes-Straße´. Das dem so ist, verdanken wir nicht nur der Verbundenheit unserer Garnisonsstadt zu uns Soldaten und der Bundeswehr, sagte Generalmajor Andreas Marlow, Kommandeur der DSK. „Heute wird deutlich, dass ein Offizier, ein Soldat der Bundeswehr sowohl für uns, als auch die Gesellschaft Vorbild sein kann. Hauptmann Matthes hat für unser Land das größte Opfer gegeben. Es ist uns eine Ehre, dass viele von uns mit ihm dienen durften, er bleibt uns als Kamerad und Vorbild in Erinnerung.“
Sowohl der Vater, als auch viele Kameraden, Kameradinnen und Freunde des Gefallenen nahmen an der Straßenumbenennung teil. Hauptfeldwebel Dennis S. sagte bewegt: „Ich war damals dabei. Das habe ich noch nicht verarbeitet. Aber dass ihm diese Ehre zuteilwird, hat er verdient. Er war ein großartiger Kamerad.“
Generalmajor Marlow lud im Anschluss in das Herrenwaldcasino des Standortes ein, um den Angehörigen von Hauptmann Matthes und Gästen in stiller Atmosphäre die Gelegenheit zum Gedankenaustausch zu geben.
Hauptmann Markus Matthes wurde 2011 in einem Ehrengrab in seiner Geburtsstadt Berlin mit militärischen Ehren beigesetzt.
Text: M Andersch
Fotos: OSG Engler
Lieber Herbert,
Nur wenige Leser dieses Beitrags wissen wahrscheinlich, wie die Strasse vorher hieß. Sie hieß „General Nehring Straße“.
Diese Straße lag und liegt wirklich etwas abgelegen direkt vor der ehemaligen Hessenkaserne. Besagter General Nehring, übernahm Anfang März 1942 die Führung des Afrika- Korps.
Mit der Beförderung zum General der Panzertruppe wurde er 1942 zum Kommandierenden General des Afrika Korps ernannt. Während der Schlacht von Alam Halfa wurde er am 31. August bei einem Luftangriff schwer verwundet.
Er war ein verdienter Soldat der deutschen Wehrmacht und hatte nichts mit den verwerflichen Taten der „SS“ zu tun.
Bei Kriegsende geriet er am 9. Mai 1945 in Budweis Tschechien in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 31. Mai 1948 entlassen wurde. Während seiner Gefangenschaft, zunächst in Garmisch und später im „Generalslager Steinlager“ in unserem Allendorf, verfasste General Nehring zusammen mit über 300 Deutschen Generälen, im Auftrag der „U.S. History-Divison“ Beiträge zur Vorbereitung der amerikanischen Kriegs-Geschichts-Schreibung über den Zweiten Weltkrieg.
Dies u.a. zusammen mit dem Generaloberst Guderian. Ich glaube, dass man diesem Soldaten die Würdigung durch Entzug des Straßennahmen unrecht tut. Das soll wirklich keine Kritik an der Umbenennung in „Hauptmann Matthes Straße“ sein, aber man hätte vielleicht zu dessen Ehren auch die neben an liegende Artilleriestraße umbenennen können.