Partnerschaftsgottesdienst für Kumasi in der Stadtallendorfer Stadtkirche
Am 24. Oktober wurde in der Stadtallendorfer Stadtkirche wieder ein Jubiläum gefeiert. Anlass für einen ganz besonderen Gottesdienst war die 25 Jahre währende Partnerschaft der evangelischen Kirchengemeinden von Stadtallendorf, Josbach, Hatzbach, Wolferode, Erksdorf und Speckswinkel mit der Ramseyer Memorial Church in Kumasi (Ghana). Kumasi ist mit rund 1,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Ghana. 80 Prozent der Einwohner sind Christen, während in anderen Landesteilen Muslime vorherrschen.
Werkzeuge zum Überleben durch Selbsthilfe
Am Beginn des Gottesdienstes beschrieb Pfarrer Till Anders Follmann noch einmal die Ziele, die der Partnerkreis verfolgt. Ghana gehört zu den wenigen afrikanischen Staaten, die bei der Ökonomie und der Demokratisierung in den vergangen Jahren große Fortschritte gemacht haben. Dennoch gibt es in vielen Lebensbereichen und Wirtschaftssektoren große Defizite, weil Fachkräfte mit einer qualifizierten Ausbildung fehlen. Daher ist es wenig hilfreich, Traktoren oder andere Maschinen im Rahmen der Entwicklungshilfe zu liefern, wenn vor Ort niemand mit den Geräten umgehen kann.
Im Ramseyer-Vocational Technical Institut in Kumasi wird "Hilfe zur Selbsthilfe" geleistet. Arbeitslose Jungen und Mädchen werden in einem Handwerk ausgebildet, das es ihnen ermöglicht, einen Arbeitsplatz zu finden oder sich selbständig zu machen. Außerdem wird das Bewusstsein der Jugendlichen bezüglich handwerklicher Arbeit und Genossenschaftsdenken gefördert. Eine qualifizierte Ausbildung stärkt zudem das Selbstbewußtsein der Schüler.
Am Ramseyer Institut werden zur Zeit Maurer, Schreiner, Tischler, Landwirte sowie Schneiderinnen und Köchinnen ausgebildet. Um in den erlernten Berufen Fuß zu fassen, benötigen diese Fachkräfte Werkzeuge aller Art. Diese Werkzeuge können die Berufsanfänger nach Abschluss ihrer Ausbildung gegen ein geringes Entgelt erwerben und zu Hause verwenden.
Der Partnerkreis will in jedem Jahr einen nicht unerheblichen Betrag durch Spenden einwerben, der für die Beschaffung der Werkzeugausstattung benötigt wird. Die Geräte werden vor Ort gekauft und stammen aus heimischer Produktion.
Die gesammelten Spenden werden ausschließlich für diesen Zweck verwendet. Verwaltungskosten, Kontogebühren, etc. werden von anderen Stellen getragen.
Festgottesdienst mit außergewöhnlichem Flair
Bei dem Festgottesdienst wurde natürlich ein besonderes Musikprogramm geboten. Rhythmische Klänge gab es von Kristin Glissmann und Pfarrerin Andrea Wöllenstein, während Hans Christian Malzahn wieder ein Churchtett organisiert hatte.
Die Trommel spielte in dem ungewöhnlichen Gottesdienst die musikalische Hauptrolle. Sie wurde von Kristin Glissmann geschlagen, als die Mitwirkenden zu Beginn einzogen, oder während des Kollektenganges, bei dem die Kirchenbesucher am Taufbecken vorbeizogen und dort ihre Spenden einlegten. Wie Pfarrerin Andrea Wöllenstein erläuterte, wäre in der afrikanischen Partnergemeinde die Spendensammlung mit einer Runde nicht beendet, sondern es würde mit weiteren Durchgängen und persönlicher Ansprache der Gemeindeglieder gezielt um Spenden geworben. Zudem wird bei dem Kollektengang in ausgelssner Stimmung getanzt.
"Geben macht glücklich"
Die Predigt von Pfarrerin Andrea Wöllenstein stand unter dem Thema "Geben macht glücklich".
In der Predigt zeigte Pfarrerin Andrea Wöllenstein eine Grafik, nach der in viel ärmeren Ländern als hierzulande teilweise eine große Bereitschaft
für Spenden oder ehrenamtliche Arbeit herrsche. Die besonders spendablen Menschen sind meist glücklicher als die wohlhabenden, war ein Ergebnis der zugehörigen Untersuchung. Übrigens liegt Deutschland bezüglich Spendenbereitschaft auf im oberen Mittelfeld auf Platz 18, und in China sind Spenden oder freiwillige Arbeit derzeit unbeliebt.
Am Ramseyer Institut erhalten derzeit 280 junge Menschen eine Ausbildung, die für die berufliche Chance sehr dankbar sind. Pfarrerin Wöllenstein beklagte die ungeheure Verschwendung von menschlichen Potenzialen, die durch fehlende Ausbildungsmöglichkeiten nicht genutzt werden: "Diese Schätze zu heben bringt Reichtum für alle hervor!" Viele Probleme wie die Überbevölkerung wären weniger gravierend, wenn alle Menschen Zugang zu Bildung und Ausbildung hätten.
Produkte aus Afrika
Nach dem Gottesdienst bestand noch die Gelegenheit, fair gehandelte Nahrungsmittel sowie Kunsthandwerk aus Afrika zu erwerben. Zur Präsentation des Kunsthandwerks aus den Ausbildungswerkstätten wurde übrigens auch der vom Hessentag bekannte "Tisch der Begegnung" verwendet.
Fotos von Leif-Erik Zaschke; Bericht: Sören-Helge und Leif-Erik Zaschke
Weitere Informationen:
Lerchenbacher, F.: Seit 25 Jahren unterstützen Bürger Menschen in Ghana; Oberhessische Presse vom 21.10.2010
Wieber, A.: „Geben macht glücklich“ – Partnerkreis Kumasi feiert Festgottesdienst mit 25 Jahre Hilfe für junge Menschen in Ghana; Oberhessische Presse vom 25.10.2010
Kirchspiel Speckswinkel-Erksdorf: Bericht vom Besuch in Kumasi (2009)
http://www.kirchspiel-speckswinkel-erksdorf.de/ind...
Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
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