Go for Gold!
Mehr als eine Goldgrube für motivierte Schüler aus den Slums Südafrikas
Wie kann man Jugendliche in Südafrika fördern, die in den Slums und Townships der Großstädte Kapstadt und Johannesburg aufwachsen? Dort herrschen neben Armut und Arbeitslosigkeit, oft auch häusliche und öffentliche Gewalt, sowie Drogenabusus. Die Zukunft der jungen Generation aus diesem Milieu bereitet in vielen Staaten Afrikas Sorge.
In Südafrika betrug die Arbeitslosenquote im Jahr 2023 ca. 32,8 Prozent. Für das Jahr 2024 dürfte sie auf geschätzte 33,5 Prozent ansteigen. Die Arbeitslosigkeit schwarzer Jugendlicher betrug im Jahr 2023 ca. 55%. Go for Gold (G4G) wurde ursprünglich von Nelson Mandela gegründet, um das brachliegende geistige Gold der Schülerinnen und Schüler aus den Slums in Südafrika in den MINT-Fächern zu fördern. Es erfährt aber heute ausschließlich Unterstützung durch private Förderung und durch die Industrie.
Bereits im Jahr 2020 hat eine Delegation des Rotary Clubs Marburg unter Leitung des Länderausschussvorsitzen Prof. Dr. Bernhard Maisch dieses einzigartige Projekt in Kapstadt besucht und 2021 zusammen mit anderen hessischen Clubs auch tatkräftig gefördert, das genau an dieser Stelle ansetzt.
In Phase 1 werden motivierte Schüler der letzten beiden Klassen (11 und 12) der High School aus den “Informal Settlements” und “Townships” in den MINT-Fächern und im Motivationstraining am eigentlich schulfreien Wochenende zusätzlich unterrichtet. Dieser Unterricht ist hoch begehrt!
In Phase 2 machen sie nach erfolgreichem Schulabschluss ein einjähriges Berufspraktikum in Firmen der südafrikanischen Bauindustrie, die Partner dieses Projekt sind.
In Phase 3 wird eine gezielte Hochschulausbildung (z.B. als Bachelor) unterstützt.
Mit deren Abschluss erhalten die Absolventen in Phase 4 einen garantierten Job in der Bauindustrie.
Das Ergebnis erfolgreicher Schulabschlüsse von 93% in Phase 1 übertraf in den letzten 2 Jahren alle Erwartungen, wie uns Karen Rademeyer vom Ottery Youth Care and Education Centre während ihres Besuchs im Sommer 2023 in Marburg während des Besuchs von deutschen Förderern berichten konnte. Deshalb hat der Rotary Club Marburg erneut Spenden für G4G gesammelt. Dazu haben beigetragen die Rotary Clubs von Bad Homburg v.d.H., Baunatal, Kassel-Hofgeismar, Korbach-Bad Arolsen, Wiesbaden, Budweis, Berlin-International, Nürnberg-Reichswald, Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz und die Umckaloabo-Stiftung. Mit einem 30%-igen Zuschuss des Distrikt 1820 (Hessen) kamen so 32500 Euro für insgesamt 22 Stipendien zusammen, die G4G zugewendet und bei einem Besuch an der Capetown High School avisiert werden konnten.
Unsere kleine Delegation wird bei unserem Besuch von Gert Rautenberg (RC Helderberg-Sunrise) abgeholt und zur Cape Town High School gebracht. Dort besuchen wir im Halbstundentakt Mathematik und Physik Klassen von Grade 11 und 12, interviewen in der Lunchpause 2 weibliche und 2 männliche „Learner“. In Physik gibt es einen anspruchsvollen Unterricht über Magnetismus, in Mathematik über Geometrie, beides auf hohem Standard (Abb. 1 & 2). Und unter den Schülern sind überraschender Weise viele Schülerinnen.
Beim Interview mit den Schülern wird deutlich, dass sie aus kinderreichen Familien der „informal settlements“ kommen und ein Auswahlverfahren mit „Long List, Short List und persönlichem Interview“ durchlaufen haben. Motivation für diesen zusätzlichen Unterricht ist Voraussetzung für die Förderung durch G4G.
Das spürt man unmittelbar bei den Interviews und nach den Gesprächen beim Gruppenfoto in der Lunchpause (Abb. 4, (© B. Maisch))
Am Nachmittag beginnt die Unterrichtsstunde „Leadership“ mit 15 Minuten Thai Chi. Danach referiert eine eingeladene Dozentin über die Wasserversorgung von Kapstadt. Denn Kapstadt hatte vor 3 Jahren ein echtes Wasserproblem. Die Stauseen waren nahezu leergelaufen. Deshalb musste Abwasser für die Bewässerung öffentlicher Anlagen und Gärten herangezogen werden.
Wir verlassen die Schüler der Capetown High School verlassen mit dem Eindruck, dass die Spenden der Rotary Clubs für diese jungen Menschen, sprichwörtlich „goldrichtig“ waren.