Die im Dritten Reich ermordeten Juden aus Hatzbach

Ausschnitt aus einem Klassenfoto von Hatzbach in 1911. Die Mädchen ohne Marburger Tracht sind Jüdinnen. Es ist eines der letzten Zeugnisse jüdischen Lebens in Hatzbach. Kurze Zeit später waren alle Juden aus Hatzbach weggezogen.
  • Ausschnitt aus einem Klassenfoto von Hatzbach in 1911. Die Mädchen ohne Marburger Tracht sind Jüdinnen. Es ist eines der letzten Zeugnisse jüdischen Lebens in Hatzbach. Kurze Zeit später waren alle Juden aus Hatzbach weggezogen.
  • hochgeladen von Eike Erdel

Die im Dritten Reich ermordeten Juden aus Hatzbach
Da schon lange vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 keine Juden mehr in Hatzbach lebten, mussten die Hatzbacher die Diskriminierung, Entrechtung und später die Deportation der Juden nicht vor der eigenen Haustüre miterleben. Bei Aufenthalten in Kirchhain und anderen Orten mit jüdischer Bevölkerung blieb den Hatzbachern freilich die Behandlung der jüdischen Bevölkerung nicht verborgen. Es haben sich sogar Hatzbacher extra zur Beteiligung an den Ausschreitungen gegen die Juden in Kirchhain am 8. November 1938 bei den sogenannten Novemberpogromen in die Stadt an der Ohm begeben. Wenn auch die meisten Hatzbacher nicht unmittelbare Zeugen der Deportation der Juden waren, so muss doch festgestellt werden, dass 25 Juden, die in Hatzbach geboren wurden und hier ihre Kindheit und Jugend verbrachten, im Holocaust umkamen. Es sind dies in alphabetischer Reihenfolge:
1.) Sophie Adler, geboren am 14. Oktober 1861 in Hatzbach im Haus Nr. 38. Eltern waren Aaron und Betti Wertheim. Sie ist die Schwester von dem ebenfalls im Holocaust umgekommenen Heli Wertheim. Sie heiratete Moses Adler und lebte mit ihm in Frankfurt am Main. Ihr Mann starb wohl noch vor 1940 im Alter von 87 Jahren. Sie wurde am 18. August 1942 von Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 13. Januar 1943.
2.) Rosa Bendix, geboren am 24. November 1879 in Hatzbach im Haus Nr. 61. Eltern waren Mendel und Binchen Wertheim. Sie war die Schwester von Jettchen Fränkel und Meier Wertheim, die ebenfalls im Holocaust starben. Sie heiratete Eduard Bendix, der in der Königsstraße in Duisburg ein Zigarrenhaus besaß. Gemeinsam mit ihrem Mann wurde sie am 24. Juli 1942 von Düsseldorf nach Izbica in Polen deportiert und später ermordet.
3.) Jettchen Fränkel, geboren am 7. April 1882 im Haus Nr. 61 in Hatzbach. Eltern waren Mendel und Binchen Wertheim. Sie war die Schwester von Rosa Bendix und Meier Wertheim, die ebenfalls im Holocaust starben. Sie heiratete den Laser Fränkel und wohnte mit ihm in Falkenberg bei Wabern. Aus der Ehe ging der am 9. Dezember 1941 in Falkenberg geborene Max Fränkel hervor. Sie alle wurden am 9. Dezember 1941 von Kassel ins Ghetto Riga deportiert und kamen zu einem nicht näher bezeichneten Zeitpunkt ums Leben.
4.) Emma Heiser, geboren am 2. Juli 1884 in Hatzbach im Haus Nr. 61. Eltern waren Aaron und Rosalia Wertheim. Sie war die Schwester von Berta Höchster, Moses Max Wertheim und Gustav Wertheim, die ebenfalls im Holocaust umkamen. Sie heiratete Wolfried Heiser aus Hoof und lebte dort mit ihm. Sie hatten drei Töchter: Jedchen (geb. am 6. Juni 1912 in Hoof), Tilli (geb. am 2. Dezember 1913 in Hoof) und Betina (geb. am 26. Januar 1915 in Hoof). Wolfried Heiser diente im Ersten Weltkrieg im Infanterieregiment 189 und starb am 15. August 1917 in französischer Kriegsgefangenschaft. Emma Heiser wurde am 9. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert und starb dort am 28. Juli 1944. Ihre Töchter entkamen: Jedchen floh in die Vereinigten Staaten und Tilli nach Australien. Betina heiratete 26. August 1936 in Stadtbedimus in Luxemburg den am 18. Oktober 1908 in Kirchhain geborenen Kurt Wertheim. Dieser wiederum ist Sohn des am 24. November 1878 in Hatzbach geborenen Meier Wertheim.
5.)Berta Höchster, geboren am 7. November 1889 in Hatzbach im Haus Nr. 61. Eltern waren Aaron und Rosalia Wertheim. Sie war die Schwester von Gustav Wertheim, Moses Max Wertheim und Emma Heiser, die ebenfalls im Holocaust umkamen. Sie heiratete am 12. Mai 1919 den Hermann Herz Höchster und lebte mit ihm in Roth bei Weimar an der Lahn. Sie hatten zwei Töchter und einen Sohn. Berta Höchster wurde am 8. Dezember 1941 zusammen mit ihrem Ehemann und dem Sohn Manfred Helmut Höchster von Roth ins Ghetto Riga deportiert. Sie kamen am 2. November 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz und wurden alle drei noch im gleichen Monat ermordet. Auch Ihre Tochter Betti Ilse Höchster wurde im März 1943 in Auschwitz ermordet. Ihre Tochter Trude Thea Höchster wanderte am 14. Juni 1939 über England in die Vereinigten Staaten aus.
6.) Franziska Vogel Illfeld, geboren am 30. Juli 1857 in Hatzbach. Sie war Tochter von Jakob und Johanna Spier. Sie heiratete am 12. April 1882 den Salomon Illfeld aus Battenberg. Die beiden wohnten 1882 in Hatzbach im Haus Nr. 47, wo am 4. Dezember 1882 ihre Tochter Lina geboren wird. Sie wohnte zuletzt in Dortmund und wurde am 29. Juli 1942 von dort in das Ghetto Theresienstadt deportiert wo sie am 6. Oktober 1942 verstarb.
7.) Lina Illfeld wurde am 4. Dezember 1882 im Haus Nr. 47 in Hatzbach geboren. Eltern waren Salomon und Franziska Vogel Illfeld. Lina Illfeld wurde im April 1942 von Dortmund in das Ghetto Zamosc in Polen deportiert und verstarb zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt.
8.) Clara Justus, geboren am 22. Februar 1881 in Hatzbach im Haus Nr. 47. Eltern waren Isaak und Bertha Wertheim. Sie war die Schwester der ebenfalls im Holocaust ermordeten Frieda Wertheim. Sie heiratete am 16. August 1905 in Kirchhain Juda Justus aus Nieder-Ohmen. Später wohnten sie in Nieder-Ohmen. Ihr Mann verstarb im Jahre 1923 an den Spätfolgen einer im Ersten Weltkrieg erlittenen Verwundung. Clara Justus emigrierte am 12. August 1939 in die Niederlande. Von dort wurde sie Anfang 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert wo sie am 5. Februar 1943 umkam. Sie hatte drei Söhne und drei Töchter. Ihre Tochter Bertha starb am 26. April 1943 im Ghetto Theresienstadt. Die anderen Kinder konnten auswandern. Ihr Sohn Herbert ging am 20. Januar 1931 nach Dortmund und danach nach Holland. Seine Schwester Hedwig ging zunächst nach Amsterdam, dann nach Amerika. Ihr jüngster Sohn Ludwig Justus starb erst 2005.
9.) Berta Lilienstein, geboren am 19. Juni 1889 in Hatzbach im Haus Nr. 1. Eltern waren Liebmann und Amalia Katz. Sie heiratete den Viehhändler Salomon Lilienstein aus Goßfelden, wo sie auch wohnten. Am 10. April 1924 wurde ihr Sohn Hans Lilienstein geboren. Ihr Ehemann Salomon Lilienstein wurde 1939 inhaftiert und in ein Konzentrationslager gebracht. Er kam am 5. November 1942 im Vernichtungslager Auschwitz um. Berta Lilienstein wurde am 8. Dezember zusammen mit ihrem Sohn Hans von Goßfelden in das Ghetto Riga deportiert. Wann und wo die beiden ums Leben kamen, ist nicht bekannt.
10.) Ida Seligmann, geboren am 6. April 1895 in Hatzbach im Haus Nr. 36. Eltern waren Heli und Sophie Wertheim. Sie heiratete am 24. Oktober 1924 Berthold Seligmann aus Nauborn bei Wetzlar. Sie wurde im Juni 1942 deportiert. Wo sie umkam ist nicht bekannt. Ihr Ehemann starb am 11. Juni 1942 im Konzentrationslager in Majdanek oder Sobibor.
11.) Jenny Spier, geboren am 4. Juni 1890 in Hatzbach im Haus Nr. 26. Eltern waren Wolf und Sannchen Wertheim. Sie war die Schwester von dem ebenfalls während des Holocaust umgekommenen Adolf Wertheim. Sie heiratete am 3. November 1919 in Kirchhain den Abraham Spier aus Rauischholzhausen. Der war dort Viehhändler und Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Die beiden hatten vier Söhne und eine Tochter. Nach den Pogromen gegen die Juden im November 1938 erlaubte Großbritannien zwischen November 1938 und dem Kriegsbeginn am 1. September 1939 10.000 jüdischen Kindern aus Deutschland die Einreise. Die Söhne Julius und Alfred kamen dadurch 1939 mit sogenannten Kindertransporten nach England. Auch die Tochter Edith Spier wanderte im August 1939 nach England aus und ging später in die Vereinigten Staaten. Die beiden anderen Söhne Martin und Leo Walter wurden am 6. September 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Von hier kamen am 18. Mai 1944 alle vier gemeinsam ins Konzentrationslager Auschwitz. Hier wurden Jenny Spier und Abraham Spier ermordet. Die beiden Söhne überlebten und wanderten später in die Vereinigten Staaten aus.
12.) Friedrich Theisebach, geboren am 3. Dezember 1888 in Hatzbach im Haus Nr. 19. Eltern waren Simon und Hannchen Theisebach. Er ist der Bruder von Dina Thekla Walldorf, die ebenfalls im Holocaust umkam. Er heiratete die Elise Winter aus Hemmerden im Rheinland und lebte auch dort bis zur Deportation 1941. Die beiden hatten zwei Söhne. Ihr Sohn Alfred Theisebach kam 1938 mit einem Kindertransport nach England. Er wanderte später in die Vereinigten Staaten aus. Friedrich Theisebach und seine Frau Elise wurden mit ihrem Sohn Walter am 11. Dezember 1941 nach Riga deportiert. Friedrich und seine Frau Ellise kamen zu einem nicht bekannten Zeitpunkt um. Ihr Sohn Walter überlebte und lebte später in der Nähe von Danzig. Dort starb er am 13. März 2010 im Alter von 89 Jahren.
13.) Dina Thekla Walldorf, geboren am 28. September 1886 in Hatzbach im Haus Nr. 19. Eltern waren Simon und Hannchen Theisebach. Sie ist die Schwester von Friedrich Theisebach. Dina Thekla heiratete den Moses Moritz Walldorf und lebte mit diesem in Ebsdorf. Sie hatten einen Sohn und eine Tochter, die 1936 und 1937 nach Südafrika auswanderten. Sie selbst mussten am 19. Oktober 1936 nach Marburg ziehen. Von dort wurden sie am 31. Mai 1942 deportiert. Sie wurden beide bereits am 3. Juni 1942 im Vernichtungslager Sobibor ermordet.
14.) Adolf Wertheim, geboren am 11. April 1893 in Hatzbach im Haus Nr. 26. Eltern waren Wolf und Sannchen Wertheim. Er ist der Bruder von Jenny Spier. Von Beruf war er Viehändler. Er heiratete Betty Siesel und wohnte mit ihr in Kirchhain. Die beiden hatten einen Sohn und eine Tochter. Alle vier wurden am 31. Mai 1942 von Kirchhain deportiert. Seine Frau Betty und seine Tochter Karola wurden bereits am 3. Juni 1942 im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Er selbst wurde am 22. August 1942 in Majdanek ermordet. Sein Sohn Martin kam als letzter der Familie am 26. September 1942 in Majdanek um.
15.) Anschel Adolf Wertheim, geboren am 6. April 1865 in Hatzbach im Haus Nr. 28. Eltern waren Aaron und Giedel Wertheim. Er heiratete die Marianne Gumpert in Naumburg in Nordhessen und wohnte später in Niedenstein. Er hatte einen Sohn Max. Seine Frau verstarb bereits vor 1901. Am 7. September 1942 wurde er von Kassel in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 29. September 1942 wurde er ins Vernichtungslager Treblinka verlegt. Hier starb er zu einem nicht bekannten Zeitpunkt. Auch dessen Sohn kam mit Ehefrau, Tochter und Sohn im Holocaust um.
16.) Aron Wertheim, geboren am 19. September 1884 in Hatzbach. Eltern waren Jakob und Lea Wertheim. Er ist Halbbruder des ebenfalls im Holocaust umgekommenen und unter Ziffer 22 aufgeführten Isaak Wertheim. Er heiratete Selma Stiefel in Kassel. Dort wohnten die beiden auch seit Mai 1912. Am 9. Dezember 1941 wurde er mit seiner Frau ins Ghetto Riga deportiert. Dort starb er im Juli 1944. Wann seine Frau umkam ist nicht bekannt. Am 2. November 1943 wurde sie von Riga ins Vernichtungslager Auschwitz verlegt, wo sie am 5. November 1943 ankam. Vermutlich wurde sie noch im gleichen Monat ermordet.
17.)Frieda Wertheim, geboren am 05. März 1876 in Hatzbach im Haus Nr. 47. Eltern waren Isaak und Bertha Wertheim. Sie ist die Schwester von Klara Justus. Sie heiratete am 1. Oktober 1901 den am 29. Oktober 1867 in Hatzbach geborenen Witwer Isaac Wertheim aus Naumburg in Nordhessen. Dort lebten sie auch zunächst und hatten zwei Söhne und vier Töchter. Die jüngste Tochter Henny starb 1923 im Alter von 15 Jahren. Die Tochter Toni Wertheim emigrierte mit ihrem Ehemann Lehmann Goldner aus Gersfeld. Die Tochter Berni Wertheim emigrierte nach Argentinien. Ihre Tochter Lilly Wertheim heiratete am 10. März 1924 den Kaufmann Joseph Strauss aus Hünfeld in der Rhön.
Im Dezember 1937 zogen Frieda und Isaac Wertheim im Haus Strauss in Hünfeld ein. Ob es für die Aufgabe des Lebens in Naumburg einen ganz besonderen Anlass gab ist nicht bekannt. Vermutlich hatten sich die Lebensumstände für das Ehepaar Wertheim so verschlechtert, dass sie ihr Haus verkaufen mussten und nach Hünfeld zogen, um dort zusammen mit der Familie ihrer Tochter Lilly zu leben. Viele jüdische Familien rückten in dieser schweren Zeit der Verfolgung enger zusammen. Frieda Wertheim wurde am 8. Dezember 1941 zusammen mit ihrem Ehemann Isaac Wertheim und der Tochter Lilly Strauss mit deren Ehemann Joseph Strauss ins Ghetto Riga deportiert. Dort wurden sie am 2. November 1943 zusammen mit den früheren Hatzbacher Juden Berta Höchster und Meier Wertheim abtransportiert und kamen am 5. November 1943 im Vernichtungslager Auschwitz an. Noch im gleichen Monat wurden sie dort ermordet.
Ihre Tochter Lilly überlebte mit ihrem Ehemann den Krieg. Sie wanderten nach dem Krieg in die Vereinigten Staaten aus. Auch ihr Sohn Willy Wertheim überlebte. Er lebte zunächst in Israel und dann in den Vereinigten Staaten.
18.) Gustav Wertheim, geboren am 20. Oktober 1901 in Hatzbach im Haus Nr. 61. Eltern waren Aaron und Rosalia Wertheim. Er war der Bruder von Moses Max Wertheim, Emma Heiser und Berta Höchster. Gustav Wertheim wohnte später in Kirchhain. Am 5. März 1937 verzog er nach Mardorf und von dort am 14. Juli 1939 nach Koblenz. Über Kassel wanderte Gustav Wertheim nach Belgien aus. Von dort wurde er am 15. August 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo er am 7. Oktober 1942 ermordet wurde.
19.) Heli Wertheim, geboren am 19. Februar 1859 in Hatzbach im Haus Nr. 36. Eltern waren Aaron und Bertha Wertheim. Er ist der Bruder von Sophie Adler. Er heiratete die Sophie Rose und wohnte mit ihr zunächst in Hatzbach, dann in Kirchhain und später in Kassel. Ihre Söhne Aaron und Isaak Wertheim wurde noch in Hatzbach geboren. Ob die Tochter Ida am 6. April 1895 noch in Hatzbach oder schon in Kirchhain geboren wurde, ist nicht sicher. Sie wurde hier unter Ziffer 10 in die Liste der Hatzbacher Opfer aufgenommen. Später wurde noch am 26. Oktober 1906 Moritz Wertheim geboren. Die Söhne Aaron und Moritz scheinen nicht während des Holocaust umgekommen zu sein. Am 7. September 1942 werden Heli und Sophie Wertheim zusammen mit ihrem Sohn Isaak und dessen Familie von Kassel ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Heli stirbt dort bereits am 26. September 1942. Seine Frau stirbt dort am 6. Juli 1943. Ihr Sohn Isaak stirbt dort am 7. Mai 1944.
20) Isaac Wertheim, geboren am 29. Oktober 1867 in Hatzbach im Haus Nr. 28. Eltern waren Aaron und Giedel Wertheim. Er ist der Ehemann von Frieda Wertheim und der Bruder von Anschel Adolf Wertheim, die ebenfalls Im Holocaust umkamen. Er heiratete vor 1895 die Regina Kaiser-Blüth in Naumburg und lebte dort. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne und eine Tochter hervor. Zwei Söhne starben als kleines Kind. Seine Tochter Sophie heiratete den Hermann Simons und lebte mit ihm in Bochum. Sie hatten zwei Töchter, Ruth und Ellen. Ruth Simons konnte nach Palästina emigrieren. Sophie und ihr Mann und die Tochter Ellen kamen im Holocaust um. Issac Wertheims Frau Regina starb am 14. Juli 1900. Am 1. Oktober 1901 heiratete Isaac Wertheim die zuvor unter Ziffer 18 genannte Frieda Wertheim aus Hatzbach. Issac Wertheim war Viehhändler und hatte in Naumburg einen Laden in dem er Stoffe verkaufte. Er wurde am 9. Dezember 1941 zusammen mit seiner Frau und der Tochter Lilly Strauss mit deren Ehemann ins Ghetto Riga deportiert. Im November 1943 wurden Isaac und Frieda Wertheim im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.
21.) Isaak Wertheim, geboren am 20. Juni 1892 in Hatzbach im Haus Nr. 36. Eltern waren die unter Ziffer 19 aufgeführten Opfer Heli und Sophie Wertheim. Er heiratete die Minna Strauss und lebte mit ihr in Kassel. Am 17. September 1923 wird ihr Sohn Alfred geboren. Am 7. September 1942 werden Isaak und Minna Wertheim zusammen mit ihrem Sohn Alfred und Isaaks Eltern von Kassel ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Isaak stirbt dort am 7. Mai 1944. Seine Frau Minna und sein Sohn Alfred werden am 18. Mai 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz gebracht. Dort kommen sie zu einem nicht näher bekannten Datum um.
22.) Isaak Wertheim, geboren am 21. August 1894 in Hatzbach. Eltern waren Jakob und Hannchen Wertheim. Er ist Halbbruder des ebenfalls im Holocaust umgekommenen und unter Ziffer 16 aufgeführten Aron Wertheim. Er lebte später in Hannover und wurde 1942 in das Konzentrationslager Majdanek deportiert, wo er am 17. September 1942 starb.
23.) Moses Max Wertheim, geboren am 26. Februar 1897 in Hatzbach im Haus Nr. 61. Eltern waren Aaron und Rosalia Wertheim. Er war der Bruder von Gustav Wertheim, Emma Heiser und Berta Höchster, die ebenfalls im Holocaust umkamen. Er heiratete die Selma Schmidt aus Kaltennordheim und wohnte mit ihr in Erfurt. Dort wurde am 6. März 1930 ihre Tochter Hannelore Frieda und am 19. April 1932 ihr Sohn Horst Manfred geboren. Alle vier wurden am 10. Mai 1942 in das Ghetto Belzyce in Polen deportiert. Wann Moses Max Wertheim und seine Familienangehörigen starben ist nicht bekannt.
24.) Meier Wertheim, geboren am 22. Dezember 1884 in Hatzbach Haus Nr. 16. Eltern waren Mendel und Binchen Wertheim. Er war der Bruder von Rosa Bendix und Jettchen Fränkel, die ebenfalls im Holocaust umkamen. Er heiratet Nanny Windmüller aus Langenschwarz bei Hünfeld. Sie wurden beide am 9. Dezember 1941 von Kassel ins Ghetto Riga deportiert. Dort wurden sie am 2. November 1943 zusammen mit den früheren Hatzbacher Juden Berta Höchster und Isaac und Frieda Wertheim abtransportiert und kamen am 5. November 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz. Ihr genaues Todesdatum ist unbekannt. Vermutlich wurden sie noch im gleichen Monat ermordet. Ihre Tochter Ilse und ihr Sohn Fred Wertheim entkamen dem Holocaust.
25.) Willy Wertheim, geboren am 28. Januar 1892 in Hatzbach im Haus Nr. 28. Eltern waren Meier und Julchen Wertheim. Er heiratete die Cäcilie Platte. Er besuchte von 1903 bis 1911 die Oberrealschule in Marburg. Nach seinem Abitur begann er ein Jurastudium, dass er wegen seines Wehrdienstes 1914 im Ersten Weltkrieg unterbrach. Noch vor Ende des Ersten Weltkrieges kehrte er verwundet zurück beendete sein Jurastudium. Er eröffnete 1919 eine Rechtsanwaltskanzlei, ab 1925 hatte er dann eine Kanzlei gemeinsam mit dem Juden Hermann Reis. Willy Wertheim war als Mitglied der SPD politisch engagiert. Ab 1930 verteidigte er Sozialdemokraten und Kommunisten, die in Auseinandersetzungen mit der SA geraten waren. 1933 wurde ein Berufsverbot gegen ihn verhängt. Er flüchtete nach Paris. In Abwesenheit wurde ihm 1937 die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen. Noch im selben Jahr folgte ihm seine Familie nach Frankreich. Nach dem Frankreichfeldzug floh er in das unbesetzte Frankreich. Als auch dieser Teil Frankreichs im November 1942 besetzt wurde, versteckte er sich in einer Hütte bei einem Dorf im Languedoc. Am 21. Februar 1943 wurde er verhaftet und ins Lager Drancy verschleppt. Am 4. März 1943 wurde er in das Konzentrationslager Majdanek deportiert und später dort ermordet. Seine Familie überlebte.
Einige in Hatzbach geborene Juden bzw. deren Kinder haben sich durch Auswanderung gerettet. So leben heute Wertheims in Israel und den Vereinigten Staaten. Spiers leben ebenfalls in den Vereinigten Staaten. Auch Nachkommen der Familie Katz-Willersdorf leben dort. Es sind die Kinder von Minna Katz-Willersdorf, die am 4. November 1869 in Hatzbach im Haus Nr. 1 geboren wurde. Sie heiratete den Samuel Plaut und lebte mit ihm bis 1909 im Haus Nr. 1 in Hatzbach. Dort wurden auch zwei Söhne und zwei Töchter geboren. Die Familie zog dann nach Wetter. Alle Familienangehörige konnten in den Jahren 1936 bis 1938 in die Vereinigten Staaten auswandern. Auch Nachkommen der Theisebachs leben dort. Sie sind Nachkommen von Bernard Theisebach, der am 30. Januar 1892 in Hatzbach geboren wurde und Bruder des im Holocaust ermordeten Friedrich Theisebach ist. Bernhard Theisebach zog zunächst nach Großen Linden bei Gießen und war dort zuletzt Vorsitzender der jüdischen Gemeinde. Er zog 1939 mit seiner Frau und den beiden Töchtern nach Frankfurt und wanderte von dort mit der Familie in die Vereinigten Staaten aus und lebte dort in Hartford in Connecticut bis er 1984 von einem Nachbarn ermordet wurde. In den Vereinigten Staaten legte er irgendwann nach 1948 deutschen Namensteil „Bach“ ab und hat sich nur noch Theise genannt. Auch sein Neffe Alfred Theisebach nannte sich später nur noch Theise. Seine Nachkommen tragen diesen Namen noch. Es gibt aber heute auch Theisebachs in der Gegend von Danzig. Ein Nachkomme der Hatzbacher Spiers ist heute Rechtsanwalt in Bielefeld. Die meisten Nachkommen der Hatzbacher Juden leben aber in Israel und den Vereinigten Staaten. Ein Teil ihrer Wurzeln liegt in Hatzbach.

Bürgerreporter:in:

Eike Erdel aus Stadtallendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.