Das Hessen Schülerticket ist mein Leben

Julieta - Austauschschülerin aus Mexiko beim Rotary Club Marburg | Foto: RC Marburg
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Rotary Austauschschülerin aus Mexiko genießt ihre Bewegungsfreiheit und deutsche Ordnung

Julieta, die mit ihrer Familie in der Nähe von Mexiko City zu Hause ist, wollte unbedingt mit Rotary zum Schüleraustausch nach Deutschland. Hierfür musste sie einige Tests absolvieren, um einen der wenigen Plätze in Deutschland zu bekommen. Sie war zu jener Zeit noch keine 16 Jahre alt, sie kannte kein Wort Deutsch und hatte nur gehört, dass die Sprache kompliziert und schwierig zu erlernen sei.

Julieta hat es mit sehr guten Leistungen und Glück geschafft. Im August 2019 ist sie an ihrem begehrten Austauschziel Deutschland beim Rotary Club Marburg angekommen. Schon die ersten Eindrücke überraschten sie. Zuhause hatte man ihr geraten, sich darauf einzustellen, dass die Deutschen eher kühl und nicht so freundlich seien. Julieta stellte fest, dass letzteres schon einmal nicht stimmte. Sie wurde sehr herzlich und offen von ihrer Gastfamilie empfangen. Aber die deutsche Sprache war tatsächlich eine große Herausforderung – auch nach einem 3-wöchigen Sprach-Camp in der Rhön. Für Julieta war es aber keine Frage, dass sie alles daransetzen würde, die Sprache bestmöglich zu erlernen, um tatsächlich in deutsche Lebensart eintauchen zu können. Nach einem halben Jahr Aufenthalt spricht Julieta nahezu fehlerlos und fließend Deutsch.

Von deutscher Lebensart hat sie inzwischen auch vieles mitbekommen – zum Teil mit größtem Erstaunen: Die Deutschen trinken „Sprudelwasser“, das gibt es in Mexiko nur für Drinks und Cocktails. Man zieht die Schuhe aus, wenn man die Wohnung betritt. Kein Mexikaner zieht sich die Schuhe aus, wenn er nicht ins Bett gehen oder im Sand barfuß laufen will. Im Sprachcamp hat sie erlebt, dass die Deutschen ganz viel Brot essen - morgens, mittags und abends. In Mexiko gibt es Brot allenfalls als Beilage zu den morgendlichen Eierspeisen. Dort isst man warm – morgens, mittags und abends. Bei ihren Gastfamilien hat Julieta warme Mahlzeiten, dabei gibt es aber ganz andere Tischsitten als die gewohnten. Man wartet aufeinander und wünscht sich „Guten Appetit“. Daran konnte sich Julieta gut gewöhnen und möchte dies auch gerne beibehalten, wenn sie wieder in ihrer Heimat ist.

Das Schulleben war die nächste Herausforderung. Julieta besucht die 11. Klasse des Gymnasiums Philippinum. Das hier übliche Schüler-Lehrer-Verhältnis verlangte von ihr eine gewaltige Umstellung; denn während dies in Mexiko eher freundschaftlich geprägt ist, wird hier nach ihrem Eindruck seitens der Lehrern von den Schülern eher respektvolle Distanz erwartet.

Und dann die Weihnachtszeit….
Julieta erlebte ihren ersten Weihnachtsmarkt. Das erste Mal Weihnachten nicht bei Temperaturen von 20 Grad und Party-Feeling, sondern mit Kirche, Gesang und einer noch nicht gekannten Atmosphäre, die von Religion und Brauchtum geprägt war.

Julieta hatte diese Eindrücke noch nicht wirklich verkraftet, als sie mit dem nächsten Kulturschock konfrontiert wurde: Ihr Gastbruder macht gerade Fahrstunden für den Führerschein. Julieta erlebt, dass er Fahrstunden am Tag, in der Nacht und auf der Autobahn macht. Für sie unbegreiflich – in ihrer Heimat vertraut man auf autodidaktische Fähigkeiten und die Anleitung von Freunden und Verwandten. Es gibt nur einen medizinischen Test zur Sehfähigkeit und eine theoretische Prüfung. Julieta findet das deutsche System für die Sicherheit im Straßenverkehr sehr gut. Aber die Prüfungen schwierig. Deshalb ist sie doch ganz froh, dass sie die Fahrerlaubnis in Mexiko erwerben kann.

Aber erst einmal ist sie weiter in Deutschland und Europa unterwegs. Und das ist das Größte für sie hier: Dass sie sich unabhängig frei bewegen kann. So wie sie will, mit Bus und Bahn. Dass sie besuchen kann, wen sie möchte und sich dabei sicher und aufgehoben fühlen kann. Durch geordnete Fahrpläne, Aufsichts- und Sicherheitskräfte in den öffentlichen Verkehrsmitteln, auf Bahnhöfen und die Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft von Mitreisenden und Mitarbeitern des Verkehrsverbundes.

In Mexiko ist sie immer am gleichen Ort, alles ist begrenzt, sie kann nichts alleine unternehmen. Für Besuche und Reisen ist sie auf die Begleitung ihrer Eltern oder eines anderen Erwachsenen angewiesen. Ihre Sicherheit wäre ansonsten nicht gewährleistet. Und hier hat Julieta das Hessen Schülerticket: „Das Ticket ist mein Leben, es gibt mir Freiheit“. Sie würde es nie verlieren, das Ticket ist genauso gut verwahrt wie ihr Pass. Zwar hat sie und auch ihre Freundin Bruna aus Brasilien schon die gute Erfahrung gemacht, dass sie verlorene/liegen gelassene Handys und Geldbeutel wieder zurückbekommen haben – für Julieta in ihrer Heimat undenkbar. Aber beim Hessen Schülerticket will sie darauf nicht vertrauen. Das Schüler Hessenticket ist die Freiheit!

Dieses Gefühl der Freiheit und sich trotzdem sicher aufgehoben zu fühlen und die Freundlichkeit der Menschen – das macht ihr „Deutschlandgefühl“ aus.

Julieta hat Ende Dezember ihren 16. Geburtstag in ihrer Gastfamilie gefeiert und war danach mit anderen Austauschschülern unterwegs zum Skifahren in Südtirol. Schnee gab es bis dato in Julietas Welt nicht. Skifahren auch nicht. Eine tiefere Leidenschaft ist dabei nicht entstanden, aber sie hat es gerne versucht.

Es steht nun für die mehr als 20 Austauschschüler aus dem Rotary Distrikt, dem Marburg angehört, die mehr als dreiwöchige Europatour an Ostern an, die durch Luxemburg, Frankreich, Spanien, Italien, Österreich, Ungarn, Tschechien und Italien führt. Highlight ist die Teilnahme an der Papstmesse zu Ostern am Petersplatz.

Vor ihrer Rückreise in ihre Heimatländer gibt es für die Austauschschüler noch eine Reise nach Thüringen und Berlin. Im Laufe des Austauschjahres lernen die Austauschschüler sich auch untereinander gut kennen – durch das Sprach-Camp zu Beginn des Aufenthaltes, regelmäßige von Rotary organisierte Veranstaltungen, durch die Möglichkeit, sich wechselseitig zu besuchen (das Hessenschüler-Ticket macht es möglich!) und die gemeinsamen Reisen. Es entwickeln sich intensive Freundschaften – so wie bei Julieta und Bruna aus Brasilien. Bruna lebt, gefördert vom RC Wetzlar, in einer Gastfamilie
in Wetzlar.
Julieta freut sich auf alle Reisen, sie freut sich auf das weitere Leben in ihren Gastfamilien bis August und über ihre Freiheit in Sicherheit.

Der Rotary Jugendaustausch wird für Marburg und den dazugehörigen Distrikt organisiert über den Rotary Jugend Distrikt 1820. Rotary organisiert und finanziert den Aufenthalt der Austauschschüler im Ausland. Die Reisekosten in das Gastland und zurück sowie besondere Reisen müssen vom Austauschschüler selbst getragen werden.

Nähere Einzelheiten unter: www.rotarydistrikt1820.de

Text dieses Beitrages:

Gisela Falk
Öffentlichkeitsbeauftragte Rotray Club Marburg

www.rc-marburg.de

Bürgerreporter:in:

Herbert Köller aus Stadtallendorf

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