Kaufland für Stadtallendorf?

Kaufland in Treysa - sieht fast aus wie der ehemalige Herkules-Markt
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In den nächsten Tagen wird sich die Zukunft von Stadtallendorfs Stadtmitte entscheiden: Kaufland im ehemaligen Herkules-Markt oder Supermärkte im Busbahnhof vom Investor IPC? Beides zusammen ist nicht möglich. Bei der Wahl von Kaufland kann Stadtallendorf nicht viel falsch machen. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass einige Politiker fest an dem von Pleiten geprägten Busbahnhof-Projekt festhalten werden.

Entweder Kaufland oder IPC
Seit Anfang des Jahres steht der Herkules-Baumarkt in der Stadtmitte leer. Da die Aussichten auf einen neuen Bau- und Gartenmarkt leider sehr schlecht sind, möchte der Besitzer das Gebäude an Kaufland vermieten. Bei Kaufland werden hauptsächlich Lebensmittel, aber auch andere Waren angeboten. Dies verträgt sich jedoch nicht mit den Plänen für den Busbahnhof, wo auch ein zusätzlicher Lebensmittelmarkt angesiedelt werden soll. Das Regierungspräsidium Gießen befürchtet jedoch, dass dadurch zuviel Kaufkraft von den Nachbarstädten abgezogen würde, und genehmigt darum nicht beides zusammen. Die Befürchtung ist schwer nachzuvollziehen, wo doch Neustadt und Kirchhain gut mit Lebensmittelmärkten versorgt sind und kaum einer nach Stadtallendorf fahren würde, nur weil es dort noch mehr Lebensmittelmärkte gibt. Allerdings wäre eine Überversorgung von Stadtallendorf mit Lebensmittelmärkten nicht auszuschließen, so dass auf Dauer nicht alle vorhandenen Märkte zu halten wären.

Kaufland in Treysa
Eine Kaufland-Filiale befindet sich in Treysa am Ortsausgang Richtung Ziegenhain, direkt neben der Trasse der früheren Eisenbahn nach Oberaula. Die Öffnungszeiten sind ausgesprochen arbeitnehmerfreundlich: an Werktagen ist der Markt von 7 bis 22 Uhr geöffnet (auch samstags). Das Lebensmittelangebot ist umfangreich und scheint preisgünstig zu sein. Auch andere Waren werden angeboten, z.B. Fahrradzubehör. Das über Lebensmittel hinausgehende Warenangebot hat jedoch nur einen kleinen Anteil am Sortiment.

Planungen von IPC
Bei dem im ehemaligen Busbahnhof geplanten Gebäude sollen REWE, ALDI und ein Müller-Drogeriemarkt einziehen. In anderen Gebäuden sind eine Ladengalerie und ein Elektrofachmarkt geplant. Die Planungen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da der Investor IPC anfangs viel versprochen hat, was sich dann als nicht realisierbar erwies, wie etwa ein Ärztehaus. Zu den Fehlplanungen gehörte auch die Finanzierung: Für den Kauf des Geländes wären schon letztes Jahr 2,5 Millionen Euro fällig gewesen, von denen Stadtallendorf noch keinen Euro erhalten hat.

fragwürde Konzepte
Viel Freude an den geplanten Lebensmittelmärkten werden die Stadtallendorfer nicht haben. Der Weg zum nächsten ALDI-Markt wird für die Mehrzahl der Stadtallendorfer weiter, da dem neuen ALDI die Märkte in der Niederkleiner Straße und im Luchgraben zum Opfer fallen. Dies ist nicht nur ein Verlust für die Niederkleiner Straße, sondern bedeutet für die Einwohner aus dem Süden Stadtallendorfs deutlich längere Wege über ohnehin schon stark belastete Verkehrswege. Bei Informationsveranstaltungen zur Stadtplanung wurde dies den Bürgern natürlich nicht erzählt. Das Verschwinden einer ALDI-Filiale ist jedoch keine Überraschung: Die Mieten an den jetzigen Standorten sind sicherlich billiger als im Busbahnhof. Erst durch das Zusammenlegen zweier Märkte lohnt sich das.
Einen REWE-Markt hat Stadtallendorf bisher noch nicht. REWE bietet wie Tegut Lebensmittel im gehobenen Preissegment an. Es besteht die Gefahr, dass REWE Tegut verdrängt: Schließlich war Tegut schon über die geplante Überbauung der Kurzzeitparkplätze sehr verstimmt (auch wenn dies schon in den Plänen aus den achtziger Jahren vorgesehen war), und ein Markt mit ähnlicher Zielgruppe in unmittelbarer Nachbarschaft wird den eigenen Umsatz wohl kaum erhöhen.
Ebenso muss man sich natürlich fragen, wie eine Ladengalerie oder ein Elektromarkt das Angebot in Stadtallendorf verbessern können. Einen Mangel an Flächen für kleine Läden hat Stadtallendorf sicher nicht, wie man an den vielen Leerständen in der Stadtmitte sehen kann, zu denen jetzt auch noch der Herkules-Markt gehört. Ein Elektrogeschäft gibt es schon in der Niederkleiner Straße. Dass es auf Dauer zwei Elektromärkte in Stadtallendorf geben kann, ist auch fraglich.

Ausstieg aus dem Risiko?
Schon jetzt sind einige im Busbahnhof gebaute Luftschlösser eingestürzt. Übrig bleibt die Frage, was noch so alles vom Investor IPC oder Stadtallendorfs Politikern verschwiegen wurde. Das Risiko, dass die geplanten Neubauten der Stadt eher schaden als nützen, ist hoch. Am sichersten wäre ein Ausstieg aus dem vom Pleiten geprägten Projekt und eine stärker an den Möglichkeiten und Bedürfnissen von Stadtallendorf orientierte Planung.

Bürgerreporter:in:

Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf

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