Notiz über den Verbleib der Römischen Artefakte von der Heilsteinquelle

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Damit es nicht verloren geht!

Da, wo keine schriftlichen Dokumente mehr vorhanden sind, müssen mündliche Überlieferungen die fehlenden Puzzles ersetzen. Diese mündlichen Überlieferungen wurden als Geschichten von Generation zu Generation weitergegeben. Dabei runden Orts- und Flurnamen (in alter Volkssprache), Wegverläufe sowie Reste von alten Gebäuden und Gräber (Kulturdenkmale) das geschichtliche Erscheinungsbild ab. Geschichtliche Interpretationen werden nie ein endgültiges Erscheinungsbild präsentieren können, denn die Interpretationen sind immer subjektiv und erleben durch spätere Neuentdeckungen oftmals eine gewaltige Veränderung. Wenn die vorhandenen Puzzlesteine auch noch kein scharfes Bild ergeben, sollten sie trotzdem archiviert werden, damit spätere Erkenntnisse womöglich leichter einzuordnen sind.

Die neue Serie hat sich zum Ziel gesetzt, einen breiten Kreis von geschichtlich Interessierten anzusprechen, sich zu beteiligen um vergessene Geschichte wieder mit Leben zu erfüllen. Heute geht es um:

Notiz über den Verbleib der Römischen Artefakte von der Heilsteinquelle

Der aus Aachen stammende Stempelfiskatatlas-Assistent und Leiter der Rentei Montjoie, Franz Theodor Hubert Hons, legte am 23 Mai 1822 den von den Römern entdeckten Säuerling die heutige Heilsteinquelle -, die fast in Vergessenheit geratene und überwucherte Quelle, wieder frei.

Außer der Quellfassung aus Sandstein von etwa 1780 und einen kleinen Born mit dreieckiger Schiefereinfassung, die beide damals beseitigt wurden, entdeckte man etwas mehr nordwestlich die völlig verschlammte Urquelle, bei der auch die römischen Inschriftsteine im Boden gefunden wurden.

Bei den Grabungsarbeiten entdeckte er eine Münze, eine Anhäufung von Gefäßscherben und Teile eines Weihesteins mit lückenhafter lateinischer Inschrift. Schon damals vermutete Hons in einer Schrift über die Geschichte der Heilsteinquelle, dass der beschriftete Stein die Weihe der Heilquelle den römischen Quellennymphen symbolisieren soll.

Franz Theodor Hubert Hons stieß auf drei Quellen gleicher Qualität und auf die erwähnten römischen Relikte. In seiner Schrift Die Mineralquelle zu Heilstein (vor dem 2. Weltkrieg vorhanden in der öffentlichen Bibliothek der Stadt Aachen -(Höpfner?) Die Mineralquelle zu Heilstein. O. O. u. J. (ca 1830). Mit Front. u. 5 lith. Taf. (3 Ansichten, 1 Karte). XII, 32 S., 2 Bll. Alter Pp.) schreibt er:

Der Umstand, dass an dem Eingang der Urquelle nur altrömische Monumente zu finden waren, und die Ordnung, in welcher solche sich vorfanden, lassen fast nicht zu bezweifeln, dass die Urquelle seit dem Hinlegen der Monumente oder dem vorsichtigen Verbergen derselben vor einem nahenden Feinde, der wahrscheinlich diese, den Nymphen geweihte Stätte zu vernichten drohte, bis zu unseren Tagen verborgen und unbenutzt geblieben ist.

Wie in der Vorzeit die Römer bei der Quelle ihr Heiligtum aufgeschlagen hatten, so stand auch jetzt die ganze Arbeit unter religiöser Weihe: am 24. März 1826 legte Pfarrer Müller von Wollseifen den ersten Stein zur Brunneneinfassung; am 25. April wurde bei Gelegenheit der Wollseifener Markusprozession durch den nämlichen Pfarrer Brunnen und Brunnenwarte eingesegnet und ein Kreuz, das man hinter dem Brunnen über einer alten Grotte errichtet hatte, geweiht. Ein vor dem Brunnen aufgestellter Stein hielt mit seinem Chronogramm die Erinnerung an die kirchliche Weihe des Heilsteines fest: Deo vivo a quo cuncta dona procedunt (Dem lebendigen Gott, von dem alle Gaben kommen); diese Inschrift wurde später in das Gemäuer der Sauermühle (und noch später in die Einfassungsmauer der Alten Kirche Kapelle) eingemauert. Bestimmte Buchstaben, die auch römische Zahlen bedeuten, wurden größer als die übrige Schrift gemeißelt. Ihre Addition ergibt die Jahreszahl der Fertigstellung, 1826.

Photographie von Klaus Wilhelm von Ameln

Zudem wurde noch über der Quelle ein Tempel gebaut. Es war ein kleiner Rundtempel, sein von einer Kugel gekröntes Dach wurde durch 8 Säulchen getragen. Damit besaß das stille Eifeltal ein zierliches Monument dieses bedeutenden klassizistischen Baumeisters, von dem in Aachen u. a. der volkstümliche Brunnen der Hotmannspief, das Belvedere und der stark beschädigte Rundtempel auf dem Lousberg stammten. Dieses Tempelchen muss wohl auf Zeit dem rauen Eifelklima erlegen sein.

Die Quelle mit ihrem ehemaligen Tempelchen des Aachener Baumeisters Leydel und die Ruinen der ehemaligen Sauermühle (?) befanden sich bei Länge 06,4081/Breite 50,5745 auf 377m über NN (gemessen durch die neun Satelliten 3, 6, 16,18, 19, 21, 22, 27, 31). Das ehemalige Kreuz hat möglicherweise gestanden bei Länge 06,4088/Breite 50,5727 auf 425m über NN. Ein Standort etwas tiefer bietet sich auch noch an.

Nun sind 185 Jahre vergangen und in allen mir bekannten Artikeln über die Heilsteinquelle ist nichts zu lesen über den Verbleib der Artefakte. Gemäß eines kurzen Hinweises sollen diese an das Provinzialmuseum in Bonn gegangen sein. Also Anlass genug um der Sache auf den Grund zu gehen.

Herr Jürgen Hattendorf vom Landschaftsverband Rheinland gab mir die Adresse von Frau Petra Tutlies vom Landschaftsverband Rheinland, Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Nideggen, Zehnthofstraße 45, 52385 Nideggen-Wollersheim, 02425/9039-0, 02425/9039-199 (Fax), Petra.Tutlies@lvr.de.

Sie verwies mich weiter an das Seminar für Alte Geschichte, Forschungsstelle Asia Minor, der Westf. Wilhelms-Universität Münster, Georgskommende 25, D-48143 Münster, Telefon: (0251/83249-05 / 01), Telefax: (0251/83249-02), E-Mail: frank.biller@uni-muenster.de, an Herrn Dr. Frank Biller, der mir ausführlich über den dokumentativen Stand Auskunft gab. Danach soll es sich bei den beiden Inschriften vermutlich um zwei Weihinschriften handeln.

Der erste Stein (CIL XIII 7832) wendet sich an die Nymphen, also die Heil/Wassergötter der Quellen. Die Inschrift ist im CIL unverständlich wiedergegeben. Er ergänzt sie wie folgt:

Nympis / Sacrum / [I]u[l]ius / [Vic]to[r]

Das Wort Sacrum wird sich hierbei auf die Weihung selbst beziehen. Theoretisch wäre aber auch eine Interpretation als Bauinschrift eines Heiligtums, eines Nymphaeums, möglich. Das müsste aber durch Beifunde oder Befunde weiter unterstützt werden.

Die zweite Inschrift (CIL XIII 7833) ist nicht zufriedenstellend lösbar. Das CIL ediert:

[..]LAILON / MADDGARISI/ANUS BATAVS.
Dem Fundort und dem Aufbau der Inschrift nach zu urteilen wird es sich hierbei ebenfalls um eine Weihung handeln. Allerdings liegen hier sicherlich Lesefehler vor, so dass weder der oder die Götter noch der Dedikant eindeutig geklärt werden können. Die erste Zeile könnte einen (zumindest in dieser Schreibweise) unbekannten Götternamen enthalten - zu denken wäre in anderer Lesart an Apollo, was ja auch dem Fundort entsprechen würde. Die zweite und dritte Zeile nennen den Stifternamen. Sicher zu bestimmen ist der Beiname, das Cognomen: Batav[u]s. Dieses Cognomen taucht beispielsweise in der Belgica in Trier bei einem VERECUNDIUS BATAVUS aus der 1. Hälfte des 2. Jh. n. Chr. auf und weist in den einheimischen Bereich. Ebenso verhält es sich mit dem Gentilnomen (Familiennamen). Allerdings ist hiervon nur die Endung -IANUS eindeutig zu greifen. Sie weist den Hauptnamen des Stifters als sog. Pseudogentiliz aus, das im römischen Rheinland aus dem Beinamen des Vaters gebildet wurde. Jedoch ist dieser Name in der vorliegenden Schreibweise nicht zuzuordnen. Eine Auflösung nach den CIL-Angaben würde zu M(arcus) Addgarisianus Batav[u]s führen, was jedoch bislang nicht nachgewiesen ist.

Er stellte die Wichtigkeit einer erneuten Autopsie der beiden Steine heraus, allerdings hätte er keine Hinweise auf den Verbleib der beiden Stücke gefunden. Weder im CIL von 1907 noch im Katalog der antiken Steindenkmäler des Provinzialmuseums Bonn von Lehner aus dem Jahr 1918 sind die beiden Steine verzeichnet. Zudem fehlen sie auch in der Datenbank der römischen Inschriften aus dem Rheinischen Landesmuseum Bonn aus den 90er Jahren des 20. Jhs. Deshalb befürchtete er, dass beide Weihungen verschollen sind. Letztliche Auskunft werden nur Frau Dr. Heimberg bzw. Frau Dr. Follmann-Schulz vom Rheinischen Landesmuseum Bonn geben können, die anhand der CIL Nummern besser wären die Inventarnummern! - i.d.R. Fundstücke schnell lokalisieren können. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Steine damals nicht nach Bonn sondern nach Trier ins Museum gekommen sind, was ja bis zu Beginn des 20. Jhs. mehrmals passierte, als die Zuständigkeiten noch nicht wie heute geregelt waren. Allerdings habe er in dieser Hinsicht wenig Hoffnung, da dies zumindest im CIL angezeigt worden wäre.

Die Nachfrage an Frau Dr. Sabine Faust, des Rheinischen Landesmuseums Trier, Weimarer Allee 1, 54290 Trier, s.faust@rlmtrier.de, ergab:

Der Fundort läge weit außerhalb des Trierer Zuständigkeitsgebietes; darum wären auch früher keine Objekte von diesem Fundort an das Trierer Museum gelangt. Da das CIL nicht vermerkt, dass die Inschriften ins Bonner Museum gelangt wären, eine Information, die andere Inschriften auf derselben Buchseite haben, würde sie einen Verbleib in Privatbesitz oder einer anderen lokalen Sammlung vermuten.

Die Wissenschaft konnte leider bisher keinen Hinweis über den Verbleib geben. Nun muss die Recherche auf privater Ebene weitergeführt werden. Vielleicht kann ein Nachfahre von Franz Theodor Hubert Hons den Hinweis liefern. Eine erste E-Mail an einen möglichen Nachfahren, Professor Hubert Hons (tätig an der Übungsvolksschule der Pädagogischen Akademie des Bundes in Oberösterreich, Lederergasse 35, 4020 Linz, 0732/7470-3400, hubert.hons@phlinz.at, www.europaschule-linz.at, www.palinz.ac.at/schulen/index.htm), ist bereits auf den Weg gebracht.

Warum noch nicht intensiv im Bereich der Heilsteinquelle gegraben wurde, ist - anlässlich der vielen Beweise - nicht zu verstehen!

- Die Quelle liegt nicht weit von der ehemaligen Römischen Heerstraße Köln-Reims,
- sie liegt an der Querverbindung, die von der Kupferstraße im Hohen Venn über Konzen, Gericht, Simmerath, Kesternich, bei Einruhr durch oder über die Rur, Wollseifen und bei Herhahn auf die Römerstraße führte,
- die ausführlich beschriebenen Funde.

Es würde sich bestimmt lohnen!

Lithographie von Heilstein mit dem Heilsteinbrunnen des Aachener Malers J. P. Scheuren Fec., Vater des Arabeskenkönigs Kaspar Scheuren

J. P. Scheuren wird wohl kein Phantasy-Bild gemalt haben. Warum gerade an dieser Stelle die ehemalige Sauermühle am Hellingsbach (heilen/Heilbach) und nicht weit davon entfernt die ehemalige Pletschmühle am Pletschbach gebaut wurden, kann auch mit einer Vorgängerbebauung (möglicherweise aus römischer Zeit) zusammenhängen, denn einen Weihestein an die Quellnymphen hat man nicht so mir nichts dir nichts für alle Fälle immer dabei um ihn an irgend einer klaren Quelle aufzustellen. Nein, hier werden die Römer für längere Zeit gehaust haben; vielleicht ähnlich wie an den Aachener Quellen mit einem Lazarett für verwundete römische Soldaten, denn dann erhielten die Flurbezeichnungen Römisch Kaul in Jägersweiler, wo ja auch ein römisches Grab und Artefakte gefunden worden sein sollen, Auf dem Römer in Einruhr und die Römerstraße in Einruhr, einen Sinn. Auf eine frühe Besiedlung deuten auch der Hostertberg in Einruhr und nicht zuletzt der Walberhof (ehemaliges Kloster) an. Scheuren zeigt mit seinem Bild, wo gegraben werden kann.

Einige Fragen:

- wo befindet oder befand sich die Grotte? und
- wozu diente sie?
- war der Bachverlauf anders als heute?
- gab es einen Mühlenbach? (siehe Richtung des Mühlrads)
- lag die Mühle dort, wo heute die Ruine steht? oder
- ist die heutige Ruine der Eingang zur Grotte?
- stand das auf dem Bild abgebildete Haus dort wo heute das Haus steht? und
- gab es dort einen Vorgängerbau oder bauten? denn
- das gesamte Areal scheint planiert zu sein; bot es Platz für mehrere Bauten (Lazarett zur Römerzeit analog wie in Aachen)?

Bürgerreporter:in:

Klaus Wilhelm von Ameln aus Simmerath

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