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Kleinfische fürs Bierbächle - ein KANN-Projekt im Landkreis

Südwestlich von Hiltenfingen verläuft das Bierbächle. Ende der 1990er Jahre stellte die Gemeinde die Grundstücke zwischen Staatsstraße 2015 und Bach für Renaturierungsmaßnahmen zur Verfügung. Planung und Umsetzung übernahm der Landschaftspflegeverband Landkreis Augsburg (LPV). Es entstanden extensive Blumenwiesen, abwechslungsreich Ufer und Feuchtmulden. Heute sind die Bierbächle-Biotope Heimat für seltene Tier- und Pflanzenarten. Heuer stand das Gewässer im Rahmen eines KANN-Projekts des Landkreises im Fokus. Dabei ging es um Strukturverbesserungen für Fische. Ende September trafen sich die Akteure vor Ort, um Kleinfische ins Gewässer einzusetzen. Doch der Reihe nach.

Als vor einigen Jahren LPV-Geschäftsführer Werner Burkhart Schalen der seltenen und gefährdeten Bachmuschel fand, wurde das Gewässer von Leo Rasch, einem amtlich bestellten Muschelberater abgesucht. Und obwohl keine lebenden Tiere gefunden wurden war klar, dass weitere Maßnahmen notwendig werden. Denn Restbestände der Bachmuschel sind nur sehr schwer zu entdecken. Bachmuschellarven parasitieren in den ersten Lebenswochen an den Kiemen bestimmter Fischarten wie z. B. Aitel und Elritze, bevor sie sich ablösen, zum Gewässergrund sinken und hier ihr Dasein als Filtrierer beginnen. Die zu den Karpfenfischen zählende Elritze wird etwa 10 cm groß und benötigt kühles und sauberes Wasser, sie gilt bundesweit als gefährdet. So keimte der Gedanke, das Bierbächle mit Elritzen zu besetzen.

Mitgetragen wurde die Idee von der Gemeinde als Eigentümerin. Für Hiltenfingens Bürgermeister Robert Irmler ist das Areal ein Naturkleinod par excellence, für das er sich auch künftig eine Weiterentwicklung im Sinne des Arten- und Naturschutzes wünscht. Er kennt auch die Hintergründe zur Namensgebung: „In früheren Zeiten, noch vor Erfindung von Kältemaschinen, wurde das glasklare Wasser in Eisweiher geleitet. Bei strengem Frost hat man hier Eisblöcke gebrochen, die in den lokalen Bierkellern für Kühlung sorgten.“

In der Folge wurden Christian Witt und Maximilian Dietrich von der Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben hinzugezogen. Sie rieten aber dazu vorab eine Bestandsaufnahme der Fischfauna durchzuführen. Die Experten vom Schwäbischen Fischereihof Salgen förderten bei der Befischung im Mai nur wenige Fischarten, vor allem Stichlingen und Koppen, zutage, was auf strukturelle Defizite innerhalb des Wasserkörpers zurückgeführt wurde. Nach Abstimmung mit den Fischereiberechtigten und dem Wasserwirtschaftsamt wurden im August Totholz und Nagelfluhbrocken in ausgewählte Gewässerabschnitte eingebracht. Wurzelstöcke und Steine dienen künftig als Unterschlupf für die Fische, sie bieten Schutz vor Prädatoren. Sie sorgen als Strukturelemente für ein vielfältiges Strömungsmuster und sollen die eigendynamische Prozesse im Gewässer initiieren.

Ende September war es dann soweit: rd. 2000 Elritzen sowie Gründlinge und Schmerlen konnten im Bierbächle in ihre neue Heimat entlassen werden. Mit vor Ort war auch Johanna Rügamer, Leiterin des Fachbereichs Klimaschutz und Mobilität am Landratsamt, welche sich für die Finanzierung des Vorhabens stark gemacht hatte. Der Landkreis Augsburg stellt jährlich ein Budget für die Umsetzung lokaler Projekte aus den Bereichen Klimaschutz, Artenschutz, Naturschutz und Nachhaltigkeit („KANN-Projekte“) zur Verfügung. Mit diesen konkreten Ansätzen vor Ort übernimmt der Landkreis Verantwortung und möchte Vorbild für andere sein.

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