„Beitrag der Bundeswehr zum Wiederaufbau in Afghanistan“ Vortrag von Brigadegeneral Hans-Georg Schmidt in Schwabmünchen
Im Namen der CSU-Ortsverbände Schwabegg und Schwabmünchen, sowie der Frauenunion Schwabmünchen begrüßte Armin Mai als CSU-Ortsvorsitzender Schwabegg die anwesenden Gäste. Sein besonderer Gruß galt dem Referenten, Herrn Brigadegeneral Hans-Georg Schmidt, Stellvertreter des Kommandeurs 1. Luftwaffendivision Fürstenfeldbruck und dem 1. Bürgermeister Herrn Lorenz Müller.
Zu Beginn seiner kurzen Ansprache stellte er als erstes eine Frage:“ Meine Damen und Herren, in welchem Jahr hat der Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan begonnen?“ Erstauntes Nachdenken unter der Zuhörerschaft. Nach kurzem Überlegen der Gäste, erklärte er, das sich der Deutsche Bundestag nach den Anschlägen in New York. im November und Dezember 2001 per Abstimmung beschloss, sich an der Terrorismusbekämpfung und am ISAF-Einsatz zur Stabilisierung Afghanistans zu beteiligen. Am 2. Januar 2002 traf ein deutsches Vorkommando in Kabul ein, um das erste deutsche Feldlager „Camp Warehouse“ aufzubauen. Heute – fast 10 Jahre später – befinden sich ca. 5300 deutsche Soldaten in Afghanistan im Einsatz.
„Wir erhalten durch General Schmidt mit dem heutigen Thema brandaktuelle Informationen aus erster Hand. Beginnend mit den politischen Rahmenvorgaben, über die Entwicklung und Chancen für das Land bis hin zu seinen persönlichen Erfahrungen aus seinem Einsatz als Base Commander in Mazar-e Sharif von Juli 2010 bis Februar 2011. Er wird uns einen Einblick in eine Welt geben, welche für die meisten von uns unbekannt und weit entfernt ist.“ Mit diesen Worten umriss Armin Mai kurz den Inhalt des folgenden Vortrags.
„Ein Teil meines Herzens habe ich dort gelassen, das werden Sie spüren wenn ich von meinen Erfahrungen berichte“ sagte Brigadegeneral Hans-Georg Schmidt. Er begann mit der geographischen Lage von Afghanistan. Eingeteilt ist die militärisch gesehen ruhigere Nordregion in 9 Provinzen ähnlich unseren Bundesländern, diese sind wiederum unterteilt in 122 Distrikte mit 9000 Dörfern. „Wobei das Wort „Dorf“ maßlos untertrieben ist, es leben zum Teil bis zu 30 000 Menschen in einem „Dorf“. Der größte Teil des Lebens in diesem Land spielt sich in den größeren Städten ab, wie Faizabad, Kunduz und Mazar-e Sharif. Jedoch zehn Minuten vom Zentrum der jeweiligen Stadt entfernt findet man sich unversehen ins Mittelalter zurück versetzt. Kein Strom, kein Wasser und verschlammte, ungeteerte Straßen. Die wichtigste Aufgabe in diesem Land ist die Infrastruktur wieder herzustellen, gerade wird daran gearbeitet die Ringstraße instand zusetzten, die ganz Afghanistan verbindet. Eine intakte Infrastruktur bedeutet besseren militärischen Einsatz, um die Taliban erfolgreich zurück drängen zu können.
Im deutschen Stützpunkt Mazar-e Sharif war Brigadegeneral Schmidt der ehemalige Kommodere des JaboG 32 acht Monate, von Juli 2010 bis Februar 2011, als Base Commander stationiert. In dieser Position war er der zentrale Ansprechpartner für den ISAF-Flugbetrieb und organisierte die militärische sowie zivile Flugsicherung, Flugverkehrskontrolle und Luftraumordnung mit seinem Stab. Für die Absicherung des Flugplatzgeländes war er ebenfalls zuständig, täglich gehen dort 1000 Afghanen ein und aus, die kontrolliert werden müssen. Um den militärischen und zivilen Betrieb des Flugplatzes aufrecht zu erhalten, erfüllen unsere deutschen Soldaten ihren Einsatzauftrag mit großer Motivation und überdurchschnittlicher Einsatzbereitschaft im Schichtbetrieb unter den besonderen klimatischen Verhältnissen dieses Landes. Neben der kontrollierten Kampfmittelbeseitigung und der Bewachung des Geländes, helfen sie auch beim Wiederaufbau Afghanistans. Beim Brunnenbau, Zelte verteilen, Schulaufbau und vielem mehr, dadurch wird zur Zivilbevölkerung und zu den Maliks (Bürgermeister) eine nicht zu unterschätzende Vertrauensbasis aufgebaut.
Während seiner Dienstzeit in Mazar-e Sharif hat Brigadegeneral Schmidt zwei wichtige Projekte auf den Weg gebracht. Das allgemeine Flugmanagement für Afghanistan, das heißt, die zivile Nutzung des Luftraumes durch Ausbildung ziviler Mitarbeiter. Die Hauptflugrouten gehen momentan oberhalb und unterhalb Afghanistans entlang. Würde es eine zentralasiatische Route geben, könnten anderthalb Flugstunden eingespart werden, die Flugverkehrskontrolle über ihr Land wäre ein Haupteinnahmequelle für Afghanistan. Die Pläne für die zivile Luftfahrt sind schon weit fortgeschritten, es werden bereits Abfertigungshallen und ein Kontrollturm gebaut.
Als zweites wichtiges Projekt brachte Brigadegeneral Schmidt den Bau eines Staudammes zur Stromerzeugung und Bewässerung auf den Weg. In der Nordregion gibt es so gut wie keine Bewässerung und daher nur minimalistische Landwirtschaft.
Erste Priorität ist nach wie vor, Afghanistan zu befähigen, die eigene Sicherheit zu gewährleisten, wobei allerdings nicht europäische Standards angelegt werden dürfen. Am Ende dieses interessanten und informativen Vortrages, durften Fragen an den Referenten gestellt werden, diese Möglichkeit wurde von den Zuhörern ausgiebig genutzt.
Bürgerreporter:in:Uschi Mai aus Schwabmünchen |
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