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Literarischer Ausflug! Der Achte!

Im November

Holde Hoffnung, neu entzündet,
schwingt sich über Berg und Tal,
wann der wärm’re Sonnenstrahl
Frühlings Nahen uns verkündet.

Doch ein wenig Blühn und Lenzen,
einen ew’gen Feiertag,
Leben unter Freudetänzen,
sagt, wer das ertragen mag?

Früchte hat das Herz verlanget,
und der Sommer reift sie bald:
Beeren stehn jetzt dicht im Wald,
weil das Feld mit Ähren pranget.

Müde wird die Sonn‘ alsdann,
Herbstwind führt das große Wort:
Was sich irgend schämen kann,
flieht vor seinem Schelten fort.

Aber wenn auch Blumen, Blätter,
Vögel in dem Sturm verwehn,
kann dein Freuen, Mensch, im Wetter
wohl erstehn, doch nicht vergehn.

Dir ist Winter noch beschieden,
wo am traulich stillen Herd
Liebe Dir den tiefsten Frieden,
Ahnung ew’ger Lust beschert.

Paul de Lagarde

Die Rose im November

An Sophie B.

Herbstlich rauh verödet sind die Fluren,
Und verschwunden ist des Sommers Glanz;
Dennoch reich' ich eine seiner Spuren
Glühend Dir zum jugendlichen Kranz.

Diese Rose, die sich spät erschlossen,
Dufte Lenzgefühl Dir in die Brust. -
Ach sie hat die Sonne nicht genossen,
Nicht der milderen Entwicklung Lust.

Feuchte Lüfte haben sie erzogen,
Dennoch trotzte sie mit innrer Kraft,
Still und schweigend kalten Nebelwogen,
Und des Sturmes wilder Leidenschaft.

Dir, der tiefe Innigkeit und Güte
Mitgefühl für stumme Schmerzen reicht,
Sage ihre bald verwelkte Blüthe
Welchem Los ihr trübes Schicksal gleicht.

Charlotte von Ahlefeld

November
Solchen Monat muss man loben:
Keiner kann wie dieser toben,
Keiner so verdriesslich sein
Und so ohne Sonnenschein!
Keiner so in Wolken maulen,
Keiner so mit Sturmwind graulen!
Und wie nass er alles macht!
Ja, es ist ’ne wahre Pracht.

Seht das schöne Schlackerwetter!
Und die armen welken Blätter,
Wie sie tanzen in dem Wind
Und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt
Und sie durcheinanderwirbelt
Und sie hetzt ohn’ Unterlass:
Ja, das ist Novemberspass!

Und die Scheiben, wie sie rinnen!
Und die Wolken, wie sie spinnen
Ihren feuchten Himmelsthau
Ur und ewig, trüb und grau!
Auf dem Dach die Regentropfen:
Wie sie pochen, wie sie klopfen!
Schimmernd hängt’s an jedem Zweig,
Einer dicken Thräne gleich.

O, wie ist der Mann zu loben,
Der solch’ unvernünft’ges Toben
Schon im Voraus hat bedacht
Und die Häuser hohl gemacht!
So, dass wir im Trocknen hausen
Und mit stillvergnügtem Grausen
Und in wohlgeborgner Ruh
Solchem Greuel schauen zu!

Heinrich Seidel

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