In Schwabmünchen unterwegs
Leonhard Würstlin alias Wagner

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Straßennamen werden gerne nach bestimmten Kategorien ausgesucht, so auch in Schwabmünchen. Richtungsangaben sind dabei (Augsburger Straße), Vögel, Pflanzen und Berge (Schwalben/ Enzian/ Nebelhorn) werden hergenommen und dann natürlich die Großen der Welt (Goethe/Schiller/ Mozart) – letztere finden sich allerdings in unserer Stadt nicht, dafür aber lokale Berühmtheiten wie Ferdinand Wagner oder Holzhey. Eine kleine Gasse nun ist einem Mann gewidmet, dessen zweiter Name, ausgeschrieben oder abgekürzt, tausendfach in meinem Arbeitsbereich vorkam: Leonhard Würstlin/Wirstlin, besser bekannt als Leonhard Wagner, Namensgeber unserer Schulen. 1453 in Schwabmünchen geboren; 1522 in Augsburg gestorben war er der bedeutendste Kalligraph der deutschen Renaissance. 1472 legte er als Mönch die Profess im Benediktinerorden der Augsburger Reichsabtei St. Ulrich und Afra ab und war dort seit ca. 1478 vor allem im Scriptorium beschäftigt. Die Kunst des Schönschreibens lernte er in anderen Klöstern, verfasste über 50 Manuskripte und schuf dabei eine besonders prägnante kalligraphische Frakturschrift. Damit gilt er als Schöpfer der ersten reinen „fractura germanica“ Diese „gebrochene Schrift“ war über 400 Jahre im Wesentlichen die Buch- und Verkehrsschrift der Deutschen und bis 3. Januar 1941 die offizielle Amts- und Verkehrsschrift. 1502–1506 wirkte Wagner als Subprior des Klosters. Im Frühjahr 1509 unternahm er eine Wallfahrt nach Einsiedeln, von November 1509 bis Januar 1511 hielt er sich im Kloster St. Gallen auf. Dem deutschen König und späteren Kaiser Maximilian I. war der Mönch besonders verbunden. Ihm gewidmet ist das Musterbuch mit über 100 Schriftarten „Proba centum scripturarum una manu exaratarum“, Wagners Meisterwerk aus dem Jahr 1507 („Beispiel von 100 Schriftarten, von nur einer Hand ausgeführt“) . Auf der Rückseite des Jahresberichts des LWGymnasiums kann jedes Jahr ein Bespiel bewundert werden. Doch zurück zu den Straßen - wo liegt nun die Würstlingasse? Fährt man die Bahnhofstraße stadteinwärts, überquert die Ampel weiter zur Feyerabendstraße, dann gleich links nach der Bäckerei Vögele- voila: ein kleiner Weg, der zu wenigen Häusern führt, wo einstens vielleicht das Heimathaus des Kalligraphen stand. Die Erfindung des Buchdrucks hat das Abschreiben der Texte in den Klöstern zwar überflüssig gemacht, doch mit Leonhard Wagner bleibt eine einzigartige Liebe zu den Zeichen der Schrift und den hundertfältigen Möglichkeiten ihrer Gestalt…..geschrieben von Hand und nicht nur getippt auf Computer und Handy.

Bürgerreporter:in:

Alfred Vogler

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