Deutschlandweiter Warnstreik in kommunalen Krankenhäusern

Foto: Matthias Baumgartner

Auch Ärzte der Wertachkliniken legen die Arbeit nieder

Der Marburger Bund hat die Ärzte der kommunalen Krankenhäuser am 31. März zu einem bundesweiten Warnstreik aufgerufen. Deshalb kann es auch an den Wertachkliniken zu Engpässen kommen. „Die Notfallversorgung werden wir selbstverständlich, und mit der Unterstützung unserer Ärzte, aufrecht erhalten“, versichert Klinikvorstand Martin Gösele, und bittet ansonsten um Verständnis dafür, dass gegebenenfalls einige geplante, sogenannte elektive Eingriffe, abgesagt werden müssen.
Bei dem Streik geht es um die Verbesserung der bundesweit gültigen Rahmenbedingungen, und der Klinikvorstand kann die Forderungen der Ärzte gut nachvollziehen. Laut einer Adhoc-Umfrage bei rund 3300 Mitgliedern des Marburger Bundes fühlen sich 91 Prozent der Klinikärzte durch ihre Arbeit erschöpft und rund ein Fünftel der Medizinerinnen und Mediziner in kommunalen Krankenhäusern sieht inzwischen ihre berufliche Zukunft außerhalb der Kliniken. Das bereitet auch dem Vorstand der Wertachkliniken große Sorgen. „Wäre die Arbeit der Ärzte in den Kliniken attraktiver, wäre es einfacher, mehr Personal einzustellen und damit die Arbeitsbelastung für jeden einzelnen zu reduzieren“, erklärt er in Kurzform.
Konkret fordern die Ärzte beispielsweise klare Grenzen für Bereitschaftsdienste und Rufbereitschaften sowie gesicherte Ruhezeiten. Also beispielsweise mindestens ein freies Wochenende pro Monat sowie grundsätzlich mehr Planungssicherheit bei den Dienstplänen. “Mit unseren Forderungen stärken wir auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, erklärt Dr. Joanna Eisenbach, Leitende Oberärztin der Allgemein- und Viszeralchirurgie der Wertachkliniken, die selbst zwei Kinder hat. Und, so die Chirurgin, wenn es gar nicht anders gehe, wolle man zumindest eine größere Wertschätzung für das permanente Engagement auf hohem Niveau erhalten. Nur so könne man auf lange Sicht eine bestmögliche Patientenversorgung sicherstellen.
Wichtig sei bei diesen Forderungen jedoch auch, die Situation der jeweiligen Klinik im Blick zu behalten, erklärt Vorstand Martin Gösele: „Kleine Krankenhäuser – auch die Wertachkliniken – hätten ein massives Problem, die Dienste 24/7/365 zu besetzen, wenn alle Forderungen des Marburger Bundes umgesetzt werden müssten. Und das hieße, man müsste sich beispielsweise an den Wochenenden öfters von der Notfallversorgung abmelden, und die Rettungsdienste müssten andere Krankenhäuser anfahren.“ Aus diesem Grund hofft der Vorstand auf alternative Lösungen, die den Arztberuf am Krankenhaus wieder attraktiver machen, beispielsweise durch Entbürokratisierung der Arbeit und ein attraktiveres Vergütungspaket.
Erika Hirschbeck, Assistenzärztin in der Unfall- und Orthopädischen Chirurgie der Wertachkliniken, kennt diese Problematik. „Wer die familiäre Atmosphäre eines kleinen Krankenhauses schätzt, muss sich darüber im Klaren sein, dass an so einem Arbeitsplatz nicht alle Forderungen des Marburger Bundes umgesetzt werden können“, sagt sie und hofft auf differenzierte Lösungen für größere und kleinere Häuser.

Bürgerreporter:in:

Doris Wiedemann aus Schwabmünchen

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