Buchplauderei im August
Der August ist der achte Monat des Gregorianischen Kalenders. In diesen Monat fallen die Sommerferien vieler deutscher Schulkinder, da der August der alten Erntezeit der Bauern entspricht.
Auch meine Ernte war im August reichlich, denn:
Lesen ist ernten, was andere gesät haben.
Aus meinem Erntekorb möchte ich heute als erstes einen historischen Roman vorstellen.
„Juliregen“ ist der gelungene Abschluss einer Roman-Trilogie von Iny Lorentz. Auch wenn ich kein Freund ihrer Mittelalter-Romane bin, so finde ich, dass dem Autoren-Duo mit „Dezembersturm“, „Aprilgewitter“ und „Juliregen“ ein gelungener Einstieg in das ausgehende 19. Jahrhundert gelungen ist. In dieser Epoche voller Umbrüche und Entdeckungen steht wie so oft eine starke Frau im Mittelpunkt des Geschehens, die ihrem Schicksal trotzt und unbeirrt ihren Weg geht. Die junge Lore kämpft sich in den drei Bänden durch die Irrungen und Wirrungen ihres Lebens. Packendes Intrigenspiel und unheilvolle Verwicklungen, Mord und Totschlag, große Verzweiflung und scheinbare Ausweglosigkeit, aber auch die große Liebe fesseln den Leser und lassen ihn am Schicksal der sympathischen Heldin teilhaben.
Sympathisch ist auch die Hauptperson des Romans „Kleiner Mann – was nun?", der Hans Fallada den Durchbruch als Schriftsteller brachte. Johannes Pinneberg ist ein kleiner deutscher Angestellter, der aus Angst vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg Demütigungen und aufgezwungene bürokratische Regelungen des Arbeitsamtes widerspruchslos in Kauf nimmt, um seine junge Familie ernähren zu können. Doch durch die Liebe seiner Frau Emma, genannt „Lämmchen“, die sich vom naiven Provinzmädchen zum Kraftquell der Familie entwickelt, erträgt er die Perspektivlosigkeit.
Die Geschichte spielt in den Jahren 1930 bis 1932, in denen Auswirkungen den Inflation und der Weltwirtschaftskrise die Zeit prägten. Die geschilderte Tristesse berührt den Leser,
- Parallelen zur heutigen Zeit sind nicht von der Hand zu weisen - und lässt ihn das Buch nachdenklich zur Seite legen.
Nachdenken ist auch bei dem Buch „Zehn kleine Negerlein“ von Agatha Christie angesagt.
Man lernt zehn Personen kennen, die Schuld auf sich geladen haben, aber dafür nicht belangt wurden. Nun werden sie von einem ominösen Gastgeber nacheinander hingerichtet, der die Morde entsprechend dem Kinderlied „Zehn kleine Negerlein“ konstruiert.
Das Buch fesselt einen bis zur letzten Seite, die Autorin wechselt durchdacht von einer Perspektive zur nächsten, so dass man zum Schluss von der intelligenten und überraschenden Auflösung total überrascht ist.
Ein Krimi der Spitzenklasse in Spannung und Niveau!
Agatha Christie ist unbestritten die „Queen of crime“, ihre Romanfiguren Miss Marple und Hercule Poirot sind wohl den meisten ein Begriff. Auch Henning Mankell ist inzwischen durchaus eine Größe in der Krimi-Literatur. Sein Kommissar Wallander ist bekannt, nicht zuletzt durch die zahlreichen Verfilmungen. Da ich ja ein Krimi-Defizit aufweise, weil ich bisher den Kriminalromanen nicht viel abgewinnen konnte, habe ich mich an einen Mankell-Krimi gewagt. Meine Wahl fiel auf „Der Mann, der lächelte“, der das Thema des skrupellosen Kapitalismus auf Kosten menschlicher Gesundheit kombiniert mit Organhandel aufgreift. Doch ich muss sagen, dass mich weder der Inhalt noch die Sprache überzeugen konnten. Das Buch plätscherte in der Handlung so vor sich hin, eine richtige Spannungskurve war nicht erkennbar. Erst die letzten Seiten kam unglaubwürdige „James Bond“-Action auf. Inzwischen habe ich gelesen, dass dieser fünfte Mankell-Band einer der schlechteren Romane ist, deshalb habe ich beschlossen, Kommissar Wallander nochmals eine Chance zu geben.
Nach soviel Mord und Totschlag stand mein Sinn nach Lesestoff für´s Herz, wie es so schön heißt. Ein Buch, das nicht spannend ist, das auch nicht wesentlich zur Bildung beiträgt, aber ein warmes Gefühl im Herzen hinterlässt, ist der Roman „Das Labyrinth der Wörter“ von Marie-Sabine Roger. Die Autorin erzählt die Entstehung einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen Alt und Jung. Es ist ihr gelungen, auf anrührende Weise eine Geschichte über Menschlichkeit und Liebe, gewürzt mit einer Prise Humor zu erzählen, die trotz mitschwingender Wehmut eine Menge Lebensfreude und Lebensmut vermittelt. Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und in der es wie so oft im Leben ums Zuhören und um Wertschätzung geht - und um die Macht der Worte.
Und die Liebe zu den Büchern!
Erfülltes Lesen ist Begegnung mit Worten, stellte der Aphoristiker Alfred Rademacher fest.
Ich wünsche Euch allen weiterhin viele schöne Begegnungen mit Worten.
Bürgerreporter:in:Sabine Presnitz aus Schwabmünchen |
13 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.