Buchplauderei ...
... über meine im Monat Oktober 2024 gelesenen Bücher

Sabine Presnitz

Der 2006 mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnete türkische Schriftsteller Orhan Pamuk schrieb einmal: „Bücher bieten uns den Genuss der Lektüre, und sie antworten auf unsere Sehnsucht, dem Alltag zu entfliehen. Aber sie bieten uns auch die Möglichkeit, uns in Andere einzufühlen und sie zu verstehen.“

Zwei meiner diesen Monat vorgestellten Bücher erfüllen diese Kriterien ganz besonders.

Dem Alltag, vor allem dem zum Teil tristen Herbstwetter zu entfliehen, und mir den Sommer zurückzuholen, gelang mir mit der Lektüre des Buches „Die kleine Buchhandlung am Meer“ von Pamela Kelley. Das Sommer- Feeling stellt sich durch den Schauplatz des Romans Chatham auf Cape Cod ganz selbstverständlich ein - Strand, Meer und Restaurants mit ganz speziellem Ambiente. Vier Frauen, zwei langjährige Freundinnen und ihre Töchter, müssen – nicht immer ganz freiwillig – ihr Leben ändern und neue Wege gehen. Abwechselnd wird aus der Sicht der vier Frauen erzählt, wodurch sich nicht nur eine Altersgruppe von Leserinnen angesprochen fühlt. Trennung, Scheidung, berufliche Neuorientierung und Erfüllung eines Traumes sind Hauptthemen der Geschichte. Der „American Way of Life“, der für die Vereinigten Staaten typische Lebensstil, wird ausreichend beschrieben, poetische Schilderungen der sicher wunderschönen Landschaft kommen für meinen Geschmack viel zu kurz. Wer eine leichte Sommerlektüre sucht, ist mit diesem Buch allerdings gut beraten.

Nach diesen turbulenten Geschehnissen habe ich mich buchmäßig in vermeintlich stillere Regionen zurückgezogen, nämlich in die Weinberge des Elsass. Doch auch dort erwarteten mich stürmische Zeiten. Marie Lacrosse erzählt in ihrem 1. Band der Weingut-Trilogie „In stürmischen Zeiten“ die Geschichte einer Weinhändler-Familie zur Zeit des Deutsch-Französischen Krieges. Besondere Brisanz erhalten die politischen Ereignisse durch die Tatsache, dass die Mitglieder der Familie Gerban beiden Nationen angehören. Das bringt vor allem Franz, den künftigen Erben, in eine schwierige Situation, denn er glaubt an die Ideale der französischen Revolution, wofür sein Vater wenig Verständnis hat. Als Franz sich in das Dienstmädchen Irene verliebt, stehen nicht nur Standesschranken und familiäre Intrigen ihrer Beziehung im Wege. Auch am europäischen Horizont ziehen dunkle Wolken auf, denn ein furchtbarer Krieg bricht aus. Gegen alle Widerstände kämpfen die beiden jungen Leute um ihr Glück. Bis das Schicksal unbarmherzig zuschlägt ...
Die Autorin hat äußerst intensive Recherchen zum Deutsch-Französischen Krieg angestellt. Einzelne Schlachten, vor allem aber das unvorstellbare Leid sowohl der Soldaten als auch der Zivilbevölkerung, das sinnlose Abschlachten und grausame Gemetzel sind für meinen Geschmack beinahe zu detailliert beschrieben worden.

Der Abschluss meines Lesemonats sollte ein berührendes Buch bilden. Nachdem „Der Buchspazierer“ von Carsten Henn im Oktober in den Kinos angelaufen ist, beschloss ich, dieses Buch nochmals zur Hand zu nehmen.
Der Autor stellt uns in seinen Buch Carl Christian Kollhoff, einen ehemaligen Buchhändler vor, der altersbedingt nur noch die Aufgabe hat, bestellte Bücher abends an Stammkunden auszuliefern, die immer mit Ungeduld auf ihr von ihm ausgesuchtes Buch warten.
Eines Tages schließt sich ihm die neunjährige Sascha an, die Carl, den sie schon länger beobachtet hat, nur den „Buchspazierer“ nennt. Nun sind sie Abend für Abend gemeinsam unterwegs und bald haben Kollhoffs Kunden trotz anfänglicher Skepsis das aufgeweckte Mädchen ins Herz geschlossen. Durch ihre Unbefangenheit und Neugierde geben die Stammkunden immer mehr aus ihrem Leben preis und erzählen von ihren Sorgen. In ihrer kindlichen Naivität nimmt sich Sascha vor, gemeinsam mit Carl, die Lebensumstände dieser Kundinnen und Kunden zu ändern.
Doch eines Abends wartet Carl vergeblich auf Sascha ...

Der märchenhaft anmutende Buchspaziergang ist nicht nur eine Liebeserklärung an die Literatur, sondern auch ein Appell an die Nächstenliebe und das „Hinsehen“.

Genussvolle Lektüre wünscht Euch Sabine

Bürgerreporter:in:

Sabine Presnitz aus Schwabmünchen

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