Hochwasser-Katastrophe
Schwabmünchen blieb weitgehend vom Hochwasser verschont
Ein Großeinsatz der Feuerwehren und Hilfskräfte bewahrte Schwabmünchen vor einer Überflutung
Am ersten Juni-Wochenende galt für viele Gebiete im Landkreis Augsburg sprichwörtlich „Land unter“. Unmengen von Niederschlägen und kontinuierlicher Starkregen führten zur Katastrophensituation mit Schäden in Millionenhöhe.
Auch alle Bäche und Flüsse im Stadtgebiet Schwabmünchen, nämlich Singold, Feldgießgraben und Taubentalgraben führten extrem viel Wasser. Dank früheren Erfahrungen mit Hochwasserereignissen waren im Bereich des TSV-Geländes an der Riedstraße bereits vor Jahren die Dämme schon erhöht worden. Außerdem war vor kurzem mit großer finanzieller Beteiligung Schwabmünchens das Rückhaltebecken in Holzhausen fertiggestellt worden, das für die Unterlieger eine Hochwassergefahr bannen soll. Bei Hochwassergefahr wird dort Wasser in Wälder und landwirtschaftliche Flächen abgeleitet, um ein Überlaufen von Singold und Feldgieß zu vermeiden. Dies geschah auch an diesem Wochenende, als der Hochwasserpegel am höchsten war.
Für viele Schwabmünchnerinnen und Schwabmünchner wurde die Situation meist als wenig bedrohlich wahrgenommen. Leider sind trotzdem viele Keller durch das erhöhte Grundwasser in Mitleidenschaft gezogen worden. Es hätte jedoch noch weitaus schlimmer kommen können. Laut Feuerwehr wäre ohne den tagelangen Großeinsatz der Rettungskräfte in mehreren Wohngebieten mit einer Überflutung von mehr als 50 cm Hochwasser zu rechnen gewesen.
Hinter den Kulissen wurde durch vorausschauendes und entschiedenes Handeln der Freiwilligen Feuerwehr Schwabmünchen jedoch größerer Schaden abgewandt. Durch Beobachtung der Meldungen des Deutschen Wetterdienstes, des Regenradars, der Verfolgung der Pegelmessstellen der Singold in Langerringen, Kontrollfahrten zur Risikoeinschätzung und Planung von Szenarien hatte die Feuerwehr die Lage bereits früh im Blick. Am Freitagabend setze dann Feuerwehrkommandant Stefan Missenhardt die Kräfte in Schwabmünchen in größerem Umfang in Bewegung. Der Einsatz dauerte ab diesem Zeitpunkt rund um die Uhr bis Montagnachmittag. Schwerpunkte waren die Wohngebiete im Bereich des Feldgießgrabens, der Riedstraße und in der Nähe des Freibads sowie die Stadtteile Birkach, Mittelstetten und Schwabegg, die von der Hochwasserlage und steigendem Grundwasserspiegel am meisten bedroht waren.
Der Ortsteil Birkach war bereits am Freitagabend am stärksten betroffen. Die Schwarzach war so stark angeschwollen, dass weite Teile des Tals stark überflutet waren und das Kanalpumpenhaus in akuter Gefahr war. Die Errichtung eines mehr als einen halben Meter hohen Sandsackwalles verhinderte letztendlich den Ausfall der kompletten Ortsentwässerung. Phasenweise war Birkach aufgrund der Überflutung von Straßen und Brücken sogar komplett von der Außenwelt abgeschnitten und nur noch mit LKW erreichbar.
In Schwabmünchen selbst spitzte sich die Lage im Laufe des Samstags extrem zu. Bereits am Morgen wurden Sandsäcke und Pumpen zur Unterstützung ins stark getroffene Gennach entsandt. Seit Freitagabend betrieb die Feuerwehr einen Sandsackfüllplatz, gegen Samstagmittag kamen zur Unterstützung sogar Feuerwehren aus dem Oberallgäu, unter anderem aus Waltenhofen und Sonthofen, die eine zweite komplette Sandsackfüllstation aufmachten. Gemeinsam mit spontan Helfenden aus der Bevölkerung wurden mehrere Tausend Sandsäcke gefüllt. Mit diesen errichteten die Einsatzkräfte unter anderem große Dämme an der Riedstraße, An der Wuhr, am Riedanger und an der Giromagnystraße.
Die Situation verschärfte sich bis Samstagnachmittag weiter, sodass beispielsweise auch Brücken weg gehoben werden mussten. Dies betraf die Riedstraße, den Riedanger und die Siemensstraße. Mit einem Bagger wurde außerdem der Zulauf vom Taubentalgraben in die Singold geöffnet, um den Feldgießgraben zu entlasten. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits erste Dämme im Landkreis Augsburg gebrochen und hatten ganze Orte überflutet. Diese Gefahr bestand dann auch an einem Weiher in Langerringen. Wäre der dortige Damm gebrochen, hätte dies auch in Schwabmünchen eine gefährliche Flutwelle mit Spitzen bis zu 60 cm Höhe ausgelöst. Die Feuerwehr schickte deshalb umgehend zwei Fahrzeuge mit Lautsprecheranlagen für Warndurchsagen in die Wohngebiete nahe der Singold und am Feldgießgraben. Daneben wurden Gefahrenmeldungen über die weiteren Kanäle des Katastrophenschutzes ausgegeben. Parallel wurden hunderte Sandsäcke an Privatleute verteilt.
Während des Hochwasser-Einsatzes musste auch das Feuerwehrhaus selbst mit Pumpen vor Überflutung gesichert werden. Um sich eine Vorstellung der Wassermengen zu machen: Dort wurden zeitweise bis zu 6.000 Liter Wasser innerhalb einer Minute weg gepumpt. Gleichzeitig war im Feuerwehrhaus eine eigene Eingreifeinheit für eilige Noteinsätze in Bereitschaft, die tatsächlich zu einem Autounfall und mit der Drehleiter zur Menschenrettung gerufen wurde. In der Funkzentrale in Schwabmünchen war außerdem von Freitag bis Montag eine Abschnittsführungsstelle eingerichtet worden, die Einsätze an die umliegenden Feuerwehren weiterleitete und teilweise koordinierte.
Parallel dazu waren fast rund um die Uhr mehrere Einheiten der Feuerwehr mit Pumpen und Wassersaugern im Stadtgebiet und den Stadtteilen unterwegs, um akut vom Grundwasser betroffene Anlagen und Sachwerte in Kellern zu schützen. Unter anderem wurde so die Stromversorgung der Wertachklinik gesichert, die nach einem Grundwassereintritt im Keller gefährdet war.
In der Hochphase waren neben dem kompletten Fuhrpark der Feuerwehr auch nahezu alle Fahrzeuge, der Bagger, der Radlader und weitere Gerätschaften des städtischen Bauhofes zusätzlich im Einsatz. Insgesamt waren rund 250 Einsatzkräfte der Feuerwehren vor Ort: neben der Schwabmünchner Feuerwehr alle Feuerwehren der Ortsteile, Feuerwehren der Umgebung wie Königsbrunn, Klosterlechfeld, Graben und Untermeitingen. Außerdem kam überörtliche Unterstützung durch ein Kontingent von Feuerwehren aus dem Landkreis Oberallgäu. Viele Privatpersonen unterstützten die Feuerwehrleute mit Essen und Getränken. Ehemalige Feuerwehrleute kamen, um mitzuhelfen und stellten zum Teil ihre privaten Fahrzeuge zur Verfügung. Auch Unternehmer boten ihre Hilfe an. So stellte insbesondere das Fuhrunternehmen Rinderle fast seinen kompletten Fuhrpark dauerhaft für den Einsatz zur Verfügung.
Am Sonntagvormittag musste dann nochmals eiligst eine größere Gefahrenlage abgewendet werden. Am Teilungswehr der Singold in der Badstraße spülten die Wassermassen einen Dammbereich gefährlich stark aus, sodass ein Deichbruch drohte. Folge wäre das unkontrollierte Abfließen der Singold in die angrenzenden Wohngebiete gewesen. Auch hier konnte rechtzeitig mit Sandsäcken abgesichert werden. Um eine ähnliche Gefahr auch an anderen Dämmen zu vermeiden, wurden diese durch Beobachtungsfahrten und mit Kontrollgängen dauerhaft überwacht.
Bis Montagnachmittag entspannte sich die Lage dann, sodass nach der Abarbeitung zahlreicher kleinerer Schadenstellen um 16.30 Uhr der Einsatz für die Feuerwehr Schwabmünchen offiziell für beendet erklärt werden konnte.
Laut Kommandant Stefan Missenhardt dürfte es der drittgrößte Einsatz in der Geschichte der Feuerwehr gewesen sein. Er ist von dem dauerhaften und unermüdlichen Einsatz, dem Durchhaltevermögen und der Zuverlässigkeit der Feuerwehrmannschaften beeindruckt. „Hier hat wirklich jede und jeder, der konnte, alles gegeben, was am Ende dann auch mit einem großen Erfolg belohnt wurde“, betont er. Eine besondere Motivation für die vielen Einsatzkräfte waren aber ausdrücklich auch die Hilfsangebote und vielfach bekundete Wertschätzung aus der Bevölkerung, die man in dieser Form laut Missenhardt vorher so noch nicht erlebt habe. „Ein aufrichtiges Lob im richtigen Moment oder Spaziergänger, die mit nach oben zeigenden Daumen das vorbeifahrende Feuerwehrfahrzeug grüßen, sind schöne Gesten, die gerade in solch einer Dauersituation nochmal bei jedem selbst Kräfte mobilisieren“, erklärt er und erinnert sich noch an ein Kuchenblech, mit einem Herz und der Aufschrift „Danke, dass es euch gibt!“, das im Feuerwehrhaus abgegeben wurde.
Das THW und die Wasserwacht waren zu diesen Zeiten im überörtlichen Hilfseinsatz eingebunden.
Auch Erster Bürgermeister Lorenz Müller, der die Lage vor Ort verfolgte und von der Feuerwehr an diesem Wochenende über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten wurde, ist für den gesamten Einsatz voller Bewunderung und Dankbarkeit. „Im Namen der Stadt Schwabmünchen möchte ich mich bei allen Helferinnen und Helfern ausdrücklich für diese Gemeinschaftsleistung bedanken“.
Text: Stadt Schwabmünchen
myheimat-Team:Madlen Ellmenreich aus Augsburg |
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