Der Potsdamer Geher Andreas Erm wollte zurück auf seinen Erfolgskurs in Richtung Olympia – Peking 2008 – doch er sagt ade!

Andreas Erm SC Potsdam e.V. (Foto. SC Potsdam)
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Von Gerhard Pohl

(http://www.sc-potsdam.de/news.php) Es waren die Tage der Leichtathletikweltmeisterschaften von Paris im Jahre 2003, als der Geher Andreas Erm vom SC Potsdam e.V., mit dem sensationellen Gewinn der Bronzemedaille über 50km, seinen bisher größten sportlichen Erfolg landete. Danach gab es noch einmal Olympia, Enttäuschungen, Verletzungen, aber er fiel nie um, blieb immer stehen, trainiert wieder und hatte erneut Träume von Peking 2008 – den XXIX. Olympischen Sommerspielen, es würden seine Vierten sein – doch diese Vision erfüllte sich (leider) nicht, er musste seine leistungssportliche Laufbahn beenden.
Andreas Erm, gehörte bis zu seiner langwierigen Verletzung unumstritten zu den international besten Athleten über 20km- und 50km-Gehen. Und das trifft nicht nur auf die Erfolge seiner langen Laufbahn, sondern auch auf das technisch saubere Gehen, was er demonstrierte, zu. Viele Jahre trainierte es bei seinem Vater, Siegfried Erm, bis er 2002 in die Hochburg dieser leichtathletischen Disziplin nach Potsdam, zum ehemaligen Weltmeister und mehrfachen Gewinner Olympischer Medaillen, Ronald Weigel kam.
Seinen ersten beachtlichen internationalen Einstieg hatte er schon 1994, mit dem 9. Platz über 10km bei den Juniorenweltmeisterschaften. Ein Jahr später erging er sich auf der gleichen Strecke Gold und wurde Junioreneuropameister. In Atlanta erlebte er seine ersten Olympischen Spiele. Hier gab es einen 24. Platz auf der 20km – Straßendistanz für den damals 20 jährigen. In den Folgejahren platzierte sich Andreas immer in der Spitze. Bei den U-23 Europameisterschaften 1997 belegte er den 5. Platz und im Folgejahr den 4. Platz bei den europäischen Titelkämpfen. Olympia in Sydney 2000 beendete er auf der kurzen Geherstrecke als fünfter. Zuvor ging er in Berlin in 1:18,42 Std. noch deutschen Rekord über die 20km.
Dann folgten die Weltmeisterschaften von Paris im Jahr 2003, genauer, der 27. August. Andreas Erm war einer der herausragenden Athleten einer insgesamt schwachen Deutschen Nationalmannschaft, mit dem Gewinn der Bronzemedaille über 50km. Und das in neuer deutscher Rekordzeit von 3:37,46 Std. Er zählte spätestens ab diesem Zeitpunkt zur absoluten Weltspitz. Ehrungen des Verbandes oder die Auszeichnung als „Sportler des Jahres“ im Land Brandenburg waren die logische Folge und Anerkennung für diese Leistung des sympathischen Athleten. Dazu kommen noch viele nationale Meistertitel sowie der 5.000m Hallenrekord von 18:22,25 Min.

Grandiose Aufholjagd in Athen 2004 jäh gestoppt

Als Athen 2004 die Sportler der Welt zu den Olympischen Spielen einlud, fuhr der Potsdam auch mit großen Erwartungen nach Griechenland. Für den exzellenten Stilisten sollte es ein großer Tag werden. Doch das unfassbare Gegenteil trat ein – es war an einem sehr heißen, der wohl schwärzeste Tag, den ein Sportler erleben kann und in diesem spektakulären Fall erleben musste. An diesem wiederum 27. August, allerdings ein Jahr später, hatte Andreas nach etwa 30km die Spitz ein. Bei seiner beeindruckenden Aufholjagd sah der der technisch brillante Geher die rote Kelle – und das bedeutete Disqualifikation, für alle, die etwas vom Gehen verstehen, eine nicht nachzuvollziehende Entscheidung der Juroren am Kurs der ehrwürdigen Olympiastadt, die an diesem Tag die Würdigung der Leistung eines Sportlers versagte.
Zu allem Übel traten Ende 2004 Beschwerden im Oberschenkel auf, die aber durchaus bei derartigen Belastungen nicht ungewöhnlich sind. Dennoch trainierte der Potsdamer weiter, da eine durchgeführte Diagnostik nichts erkannte. Aber an Maximalbelastungen bzw. Wettkämpfe war nicht zu denken. Dieses hatte zur Folge, dass eine Verteidigung der WM Medaille bei den Titelkämpfen 2005 in Helsinki nicht möglich war, wie auch eine Teilnahme an den Europameisterschaften 2006.
So nahm Andreas in diesen beiden Jahren nur an einigen Testwettkämpfen, wie beim IAAF Walking Challenge 2005 bzw. den 1. Potsdam – Speed - Gehen „Rund um den Kanal“ in der Innenstadt bzw. an den Deutschen Meisterschaften 2006 auf der Bahn in Ulm teil, da wurde er Vizetitelträger. Das weckte Hoffnungen, aber die Schmerzen blieben sein ständiger Begleiter.

Peking 2008 und Berlin 2009 waren die großen Ziele

Eine erneute Untersuchung brachte doch die Diagnose, ein gerissener Sehnenansatz im Sitzbein war der Schmerzauslöser. Sie war letztlich auch ausschlaggebend für den Geher, weiter zu trainieren oder die Schuhe an den Nagel zu hängen. Nach erfolgreicher Behandlung entschied er sich für den Sport, der jetzt sein gesamtes Handeln bestimmte, denn er wusste jetzt genau, woran er ist. Seit dem Sommer trainiert er gut dosiert, regelmäßig bei Ronald Weigel. „Ich habe noch ein großes Entwicklungspotential vor mir“, so Erm. Und das möchte und wollte er noch ausschöpfen. Da ist Olympia in China im August genau die richtige Motivation. „Hier herrschen vom Klima her, etwa die gleichen Bedingungen, wie in Osaka – das muss auf den Tag genau vorbereitet werden. Die olympischen Entscheidungen sind für die Geher am 16. (20km) bzw. 22. August (50km)“, ergänzt der Trainer. Welche Strecke der SCP - Athlet in Angriff nehmen sollte, war noch offen. Der Einstieg in die internationale Wettkampfsaison wurde im März 2008 in Portugal über 50km vollzogen. Hier machte sich der lange Trainingsrückstand bemerkbar, Andreas beendete diese Herausforderung nicht.
In den vergangenen Monaten und Jahren (2006/2007), wo keine internationalen Leistungsnachweise erbracht werden konnten, wurde der Potsdamer durch den DLV und seinem Heimatverein unterstützt und gefördert. Er wollte alles daran setzen, um dieses Vertrauen durch Leistungen zurückzugeben. Vom Verband erhielt der Potsdamer einen Sonderstatus. Im präzisierten „Top Team Peking 2008“, ist er unter der Rubrik „ruhende Mitgliedschaft“ zu finden. „Dieses war eine Bestätigung, dass an mich geglaubt hat, man hat sich mir gegenüber überaus fair sowie vernünftig verhalten“, äußerte er sich hierzu.
Doch es galt immer wieder, durch fleißiges und hartes Gehen, den vorhandenen riesigen Trainingsrückstand aufzuholen und dass jeden Tag, Tag für Tag sich immer wieder neu zu überwinden. Und 2009 als das Fernziel gibt es im eigenen Land noch die Weltmeisterschaften in Berlin und bis dahin wollte Andreas Erm, noch gehen. Doch dieses Ziel kann er sich und der großen Gehergemeinschaft nun nicht mehr erfüllen, aber als Zuschauer „seiner Wettbewerbe“ wird er an der Strecke der Hauptstadt sicherlich zu finden sein oder anderswo, als gefragter Ratgeber zugegen sein.

So sagen wir unmittelbar vor den XXIV. Olympischen Spielen von Peking Andreas Erm, einen der wenigen großen deutschen Leichtathleten, danke und wünschen ihm alles Gute in Sachen Gesundheit und beruflicher Entwicklung. Aber in unseren Erinnerungen werden die Bilder des grandiosen Gehens von Paris 2003 und sein tragisches „Aus“ 2004 bei den Olympischen Spielen von Athen bleiben, vielleicht waren es gerade die Kontraste dieser beiden Wettbewerbe, die Andreas Erm so viele Sympathien entgegen gebracht haben.
Danke Andreas! ... [mehr]

Bürgerreporter:in:

Gerhard Pohl aus Potsdam

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