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Rotes Nowawes

  • Wahlkampf in den 1920er Jahren
  • Foto: gemeinfrei; Urheberrecht abgelaufen
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Die Bezeichnung Rotes Nowawes bezieht sich auf die politische Einstellung der Bewohner von Nowawes – die Einwohner von Neuendorf und Neubabelsberg gehören auf Grund ihrer Geschichte und der sozialen Herkunft nicht dazu.

Der Begriff „Rotes Nowawes“ tauchte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstmals auf. Die Nowaweser galten seit je her als aufmüpfig, rebellisch und der Obrigkeit nie untertänig ergeben (siehe auch Wenzel Wessely). Die Ursachen lagen in der sozialen Lage ihrer Bewohner. Sie wurde von ihren Verlegern extrem ausgebeutet und erhielten kaum Unterstützung der zuständigen Behörden. Also mußten sich die Weber selbst helfen, in dem sie immer wieder Beschwerden und Gesuche an die Regierungsstellen schrieben und selbst den König damit nicht verschonten. Auch in den anderen Berufszweigen war der Hunger ständiger Gast in den Häusern, Krankheiten an der Tagesordnung und die Kindersterblichkeit sehr hoch. Und gerade in solchen Industriestandorten mit ihrem hohen Anteil an unterdrückten und ausgebeuteten Arbeitern fielen die Lehren der deutschen Philosophen Karl Marx (1818–1883) und Friedrich Engels (1820–1895) auf fruchtbaren Boden. Die Sozialdemokratie – später auch die KPD – wurde in Nowawes ein fester Bestandteil des politischen Lebens. Deshalb wurde Nowawes vom aristokratischen Potsdam und dem königstreuen Neuendorf verächtlich als „Rotes Nowawes“ betitelt, so wie es auch dem „Roten Wedding“ (einem Stadtteil von Berlin) erging.

Deutlich zeigt sich diese Einstellung der Nowaweser bei den ersten Parlamentswahlen nach dem Ersten Weltkrieg. In der Residenzstadt entschieden sich die Bürger mit fast 41 Prozent für die rechten Parteien von der DNVP und der DVP. SPD und USPD erhielten nur knapp 14 Prozent. In Nowawes dagegen wählten über 68 Prozent die SPD und die USPD. Auf die rechten Parteien fielen nur gut 13 Prozent. Auch die Wahlen zur Gemeindevertretung vom Februar 1919 endet analog. Während DNVP, DVP und die Zentrumspartei zusammen auf sechs Abgeordnetensitze kamen, erhielt die SPD 10 Sitze und die USPD gar 14 Mandate.
Rot-Frontkämpfer-Bund aus Nowawes auf der Langen Brücke, im Jahr 1926

Während der Weimarer Republik erstarkten die rechten Kräfte immer mehr. In Potsdam fiel deren Propaganda bei einem Großteil der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden. In Nowawes hatten sie jedoch keine Chance. Auch der Terror gegen Andersdenkende – der Jungkommunist Herbert Ritter wurde 1931 auf dem Friedrich-Kirch-Platz durch Faschisten ermordet – verfehlte die gewünschte Wirkung. Im Gegenteil: ab 1932 erschien sogar eine illegal herausgegebene Schülerzeitung – „Der Rote Althoffschüler“. Bis 1933 schaffte es die NSDAP nicht im Stadtparlament von Nowawes einen Sitz zu erhalten. Am 30. Januar 1933 – Paul von Hindenburg hatte den Nazis gerade die Macht übergeben – formierte sich auf dem Friedrich-Kirch-Platz ein Protestzug gegen den Faschismus. Der Marsch ging bis nach Potsdam und dann wieder zurück. Noch im Februar 1933 wurde der letzte öffentliche Massenprotest durchgeführt, um einen Aufmarsch der NSDAP durch Nowawes zu verhindern.

Offiziell wurde Nowawes 1938 in Babelsberg umbenannt, da alle slawischen Namen verschwinden sollten. Doch viele slawische Städtenamen – wie Köpenick – blieben erhalten. Getilgt werden sollte einzig und allein die Erinnerung an das Rote Nowawes.

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  • Demonstration des Nowaweser Rot-Front-Kämpferbundes auf der Langen Brücke; 1926
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