Mary Bauermeister Ausstellung „point the way : with different material" in Potsdam

Impressionen der Ausstellung „point the way : with different material" von Mary Bauermeister
14Bilder
  • Impressionen der Ausstellung „point the way : with different material" von Mary Bauermeister
  • hochgeladen von ART PROJECT

Nam June Paik, Wolf Vostell und Joseph Beuys trafen sich in ihrem Kölner Atelier. Mit dem Musiker Karlheinz Stockhausen und dessen Ehefrau lebte Mary Bauermeister eine "ménage à trois". Von diesen aufregenden Zeiten konnte man jetzt in Potsdam hören....

Bereits zum dritten Mal zeigt Mary Bauermeister ihre Werke in einer Einzelausstellung vom 28. Februar bis 01. Mai 2016 im museum FLUXUS+ in Potsdam. Erstmalig 2012 kam die international bekannte Künstlerin in die Schiffbauergasse und setzte sich mit Friedrich II. und den preußischen Tugenden auseinander. Hierauf folgte eine Sonderausstellung 2014 über ihre garten- und landschaftsplanerischen Planungen und Entwürfe aus den 70/80er Jahren.
Im Februar 2016 zeigt das museum FLUXUS+ nun ausgewählte, exzellente FeinlinienZeichnungen in Originalen aus den 60er Jahren und aktuelle Ergänzungen dieses Werkkomplexes. Die von Johann Camut kuratierte Ausstellung wird weiterhin skulpturenhafte Strohhalm- und Steinbilder zeigen.
„point the way : with different material". Den Höhepunkt ihrer Arbeiten erreicht Mary Bauermeister in der Komplexität der Linsenkästen aus den 1960er Jahren. Wenn man sich auf den Inhalt des Kastens einlässt, verschwindet die eigene Umwelt für einen Moment in einen neuen kleinen Kosmos. Die unterschiedlichen Materialien sind nicht einfach zusammengetragen, sondern bilden, nicht zuletzt durch die Feinzeichnungen, eine Einheit. Jeder Linsenkasten, individuell gestaltet mit Holz, Steinen, Restmaterialien der Maler, wie Farbtuben, Pinsel, Stifte und das Ganze über mehrere Ebenen, beklebt mit konkaven und konvexen Linsen unterschiedlichster Größen, lässt uns in ein Universum eintauchen.
„point the way : with different material" zeigt diese außergewöhnlich komplexe Werkgruppe hier jedoch nur mit einem stellvertretendem Werk in der Ausstellungshalle, doch der aufmerksame Besucher entdeckt bereits im Vorraum des Museums weitere Werke der "Grandmother of Fluxus" wie es Heinrich Liman, Geschäftsführer des museum FLUXUS+ Museums in seiner Eröffnung charmant beschrieb.

Es gibt in Bauermeisters Oeuvre verschiedene Werkgruppen, die sich durch ein spezifisches Material ausdrücken. Die Strohhalme zum Beispiel sind 1960 zum ersten Mal von der Künstlerin aufgegriffen worden. Das Zerschneiden der Halme in unterschiedliche Größen, dann das Aufkleben auf eine vorher mit phosphoreszierender Farbe bestrichene Holzplatte, lassen die Fläche wie eine Landschaft erscheinen. Die Halme sind so aufgetragen, dass sie sich untereinander aufrecht berühren. Wenn man sich hin und her bewegt, und dabei in die Halme sieht, entstehen dynamische kleine Landschaften, die sich vom vorherigen statischen Erscheinungsbild abheben. Der Einsatz des eigenen Körpers durch Hin-und-her-Bewegungen ist bei Bauermeister auch in anderen Werkgruppen zu finden. Die Steinbilder haben eine eigene Formsprache, die sich nicht nur in der Grundform äußert, sondern auch im Farbfluss, der wiederum auch eine Formsprache impliziert. Die spiral -und quadratförmigen Bilder laden zum Berühren ein. Das Streicheln der durch das Meer glatt polierten Steine zeigt uns, wie einzigartig die Natur Formen hervorzubringen weiß. Hinzu kommen die Steintürmchen, die sich nach oben verjüngen, und uns an das Minarett von Samarra erinnern lassen. Ein Material, ein gefundenes Material, das Bauermeister an verschiedenen Stränden in Europa sammelt.

Die „Pünktchenbilder“, die Bauermeister in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre entwickelt hat, zeigen uns, wie sie intuitiv Materialien in ihrer Ausdrucksform miteinander verbindet. Die „Pünktchenbilder“ verleiten uns, abzutauchen in ein Universum, wie das lange Hineinsehen in einen Sternenhimmel. Hier wird auch phosphoreszierendes Tempera punktuell aufgetragen. Am Tag ist es ein anderes Bild als in der Dunkelheit, wenn es mit Schwarzlicht angeleuchtet wird.

Die Feinlinien-Zeichnungen aus dem Werk „ORPLID“ von 1979 werden zum ersten Mal als Ganzes ausgestellt. Diese Zeichnungen erinnern ebenfalls an Landschaften. Die Künstlerin zieht mit Tusche eine Linie, macht einen Absatz, zieht weiter und endet scheinbar spontan. Von vorne geht es weiter, mit einer neuen Linie. Keine Linie berührt eine andere. Jede steht für sich und dennoch bilden sie im Gesamten eine Aussage. Sieht man genauer hin, ist durch das gezielte Setzen der Absätze ein Wort zu lesen, wie „Zeit“, „Silence“, „Zukunft“ oder „gewesen“. Würde man diesen Zeichenvorgang mit der modernen Drucktechnik des Computerzeitalters in Vergleich setzen, ist es, als ob man ein kompliziertes Gebilde strukturell auf dem Bildschirm zusammenführt. Bauermeisters Intuition scheint diese einzigartigen Zeichnungen wie ein Drucker wiederzugeben. Aber nicht eine Reihe nach der anderen, sondern diagonal über das Blatt huscht ihre Hand von einer Linie zur nächsten und lässt Rätselhaftes sichtbar werden. So beschreibt es der Kurator der Ausstellung Johann Camut, der bereits seit vielen Jahren die Künstlerin dokumentarisch mit der Kamera begleitet und hier anlässlich der Vernissage in das Werk einführt.

Zur Vernissage der Ausstellung „ point the way : with different material" am 27. Februar 2016 wurde Mary Bauermeister der vierte museumFLUXUS+orden verliehen.

Im museum FLUXUS+ werden neben der Einzelausstellung Werke verschiedener Künstler in einer Dauerausstellung gezeigt. In der Dauerausstellung werden Werke aus Privatsammlungen gezeigt. Sie umfassen Korrespondenzen, Fotos, Bücher, Kataloge, Zeitschriften, Filme, Videos, Aktionsrelikte, Multiple, Objekte, Installationen und Kunstwerke. Es werden Arbeiten zu drei Themenschwerpunkten gezeigt: Fluxus, Wolf Vostell und Zeitgenossen.

Fluxus

Fluxus ist eine internationale Kunstbewegung, die sich um 1960 in New York und Tokio, sowie in den deutschen Städten Köln, Düsseldorf, Darmstadt und Wiesbaden formierte. Übersetzt heißt das lateinische Wort fließend/vergänglich. In diesem Sinne bezeichnet die Kunstrichtung einen fließenden Übergang von Kunst und Leben.

Wolf Vostell

Der Maler, Bildhauer und Happeningkünstler Wolf Vostell war eng mit der Fluxus-Bewegung verknüpft. Im Museum werden jedoch auch andere Phasen seines umfangreichen und vielfältigen künstlerischen Schaffens gezeigt. Er prägte die Maxime: KUNST=LEBEN=KUNST

Zeitgenossen

Die Sammlung des Museums wird durch Arbeiten der vier zeitgenössischen Künstler, Costantino Ciervo, Lutz Friedel, Hella de Santarossa und Sebastian Heiner abgerundet. Jeder von ihnen weist ein außerordentliches, eigenständiges Werk auf, von dem nur ein kleiner Aspekt im Obergeschoss des museum FLUXUS+ zu sehen ist.

Das museum FLUXUS+, ein Museum für moderne Kunst, ist mit seiner Ausrichtung auf die Fluxus-Bewegung und der umfangreichen Privatsammlung ein besonder Ort, den Susanne Schumacher und Lars Schumacher anlässlich der Vernissage von Mary Bauermeister am Samstag, 27. Februar 2016 besuchten.

Bürgerreporter:in:

ART PROJECT aus Hannover-Vahrenwald

Webseite von ART PROJECT
ART PROJECT auf Facebook
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

17 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.