Von der Havel nach Havanna
Von der Havel nach Havanna
ein Bericht von Andreas Koch
Wie schon im vergangenen Jahr erhielt der OSC Potsdam e.V. im Januar vom Kubanischen Radsportverband die Einladung zur Internationalen Kubarundfahrt vom 10.02 – 22.02.2009. Die Einladung kam erst so spät, da sie vorher den nationalen Verbänden, in unserem Fall dem Bund Deutscher Radfahrer angeboten wurde. Wir bildeten ein Mixteam mit unseren Holländischen Freunden, mit den Holländern sind wir auch schon in Guadeloupe und Martinique gestartet. Für den OSC Potsdam gingen also Europameister Timo Scholz, Benjamin Plewa und Markus Lerche an den Start. Von den Holländern waren Geert Dijkshoorn, Leander Schreurs und Peter Woestenberg vertreten. Als Mechaniker war Roland Wenz (Spitzname „der kluge Roland“) und als Sportlicher Leiter ging ich mit an Bord der Mannschaft. Durch Timo Scholz wurde noch ein Sponsor, CCN Mc Millian Bikes, gefunden er übernahm einen Teil der Flugkosten.
Timo und Roland flogen schon am Mittwoch den 04.02. Benny, Markus, die Holländer und ich flogen am 06.02. So hatten wir noch einen Tag frei für Havanna. In Havanna angekommen wurden wir schon von Mitgliedern des Kubanischen Radsportverbandes empfangen, sie „schleusten“ uns dann auch an Allen vorbei durch die Sicherheits- und Passkontrollen (war echt VIP mäßig). Das hat leider nicht viel genützt, da wir dann am Kofferband ewig auf unsere Räder warten mussten. Ein Radkarton hat einem Kubanischen Zöllner nicht gefallen und so mussten wir warten bis ein weiterer Zöllner sein OK für den Karton gab und uns passieren ließ. Vor dem Flughafen erwartete uns dann ein etwas älterer Bus, so 40 Jahre alt. Aber egal sollte ja nur ins Hotel gehen, jedoch mussten wir noch auf die Maschine der Venezolanischen Mannschaft warten. Gefühlte 2 Stunden später kamen dann die Venezolaner. So ging es dann endlich ins Hotel, durch die Zeitverschiebung war es bei uns zu Hause bereits 4 Uhr.
Am Samstag lag dann erst mal ein ruhiges Frühstück an, danach ging es dann nach Havanna auf den Malecon und zum Kapitol. Markus, Benny und ich machten uns auf die Suche nach einem Taxi. Das fanden wir dann auch aber der Taxifahrer dachte er ist in Paris oder London und wollte Tatsächlich 10 CUC (fast 10 Euro) für die 5 Kilometer und dabei den Taxameter auslassen. Bei einem Durchschnittlichen Monatsverdienst von 15 CUC fanden wir den Preis dann doch unangemessen und versuchten es bei einer Bushaltestelle. Hier hatten wir dann auch gleich Glück, es kam ein neuer Bus! Der Fahrer wollte von uns kein Geld, da Touristen keine einheimischen Pesos besitzen dürfen und wir nur CUC´s (wie in der damaligen DDR Forumschecks) hatten. So war die Fahrt dann kostenlos. In Havanna stiegen wir dann direkt in der Höhe des Ziels der Kubarundfahrt aus, direkt vor dem Kapitol. Im letzten Jahr hatte ich leider keine Zeit für eine Besichtigung Havannas und so gingen wir erst mal ein wenig durch Havannas Straßen. Hinter dem Kapitol befindet sich eine Zigarrenfabrik, die man besichtigen kann. Die Fabrik enthält einen Verkaufsladen, aber die Zigarren wurden uns auch schon davor angeboten. Der Laden war natürlich sehr edel, bei den Zigarrenpreisen sollte das auch schon etwas Besonderes sein. Rund um das Kapitol erschraken wir dann doch ein wenig von dem Zustand der Häuser. In Paris, London, Berlin oder auch in anderen Großstädten sind das die schicksten und teuersten Wohnungen, aber eben nicht in Havanna. Dort sind es Ruinen aus der Kolonialzeit. Da ich selber in einem über 100 Jahre alten Altbau lebe, faszinieren mich immer wieder solche Gebäude. Aber der Verfall stimmt einen schon sehr traurig. Diese Gebäude hätte ich gern einmal vor 60 Jahren gesehen. Von Timo bekamen wir den Tipp auf das Dach des anliegenden nh Hotels zu fahren, oben befindet sich eine Terrasse mit Cafe. Aber nicht nur das, auch der Hotelpool sowie eine Kuppel mit integriertem Whirlpool befanden sich dort. Das hat schon Stiel. Die Aussicht war echt genial und so blieben wir natürlich auf einen Kaffee. Im Anschluss spazierten wir noch die Promenade herunter. Danach ging es am Armeemuseum vorbei wieder zum Bus. Unser Hotel lag in einem Stadtteil ein wenig außerhalb, hier machten wir dann auch noch einen Rundgang.
So langsam trafen dann auch die Kubanische Nationalmannschaft, die Mexikaner und die Kanadier im Hotel ein. Für den Sonntag stand der Transfer zum Startort Baracoa an. In diesem Jahr hatten wir Glück und die Organisatoren hatten eine Propeller Maschine gechartert die auf der kleinen Landebahn in Baracoa landen konnte. Das Gepäck also Koffer und Räder wurden mit einer anderen Maschine nach Guantánamo geflogen und von dort mit dem LKW weiter transportiert. Für die Mannschaften begann dann ein entspannter Sonntag, der Flughafen Baracoa liegt direkt neben dem Hotel der Teams und so gelangten dann auch alle per Fuß zum Hotel. Die Hotelanlage liegt genau oberhalb der Stelle, an der Christoph Kolumbus 1492 das Land betrat und ist im Gegensatz zu anderen Hotels in einem echt guten Zustand. Das Gepäck kam dann gemeinsam mit unseren Mechaniker, dem klugen Roland, am Nachmittag an und wir konnten mit dem Zusammenbau der Räder beginnen.
Bis zum Beginn der Rundfahrt blieb uns noch der restliche Sonntag und der Montag. Am Abend ging es dann noch in die Altstadt von Baracoa, hier gibt es viele Maler und somit viele kleine Ateliers in denen man die Bilder besichtigen und kaufen kann. Im letzten Jahr erwarb ich hier auch ein Ölbild. Die Bilder sind übrigens, egal wer sie malt, Kubanisches Kulturgut und dürfen nur mit Extra Zertifikat aus dem Land ausgeführt werden. Dieses Zertifikat kann bzw. muss man dann extra erwerben. Am nächsten Tag machten sich die Sportler zum Training auf und ich besichtigte die Schäden der 10 Meter hohen Flutwelle vom Oktober 2008, die Medien berichteten damals. Die Schäden waren und sind schon echt krass, ein Gebäude ist völlig entkernt, der Park sowie der Festplatz wo der Empfang der Sportler im letzten Jahr stattfand sind gänzlich verschwunden, nur einige Häuser haben einen neuen Anstrich erhalten. Kaum vorstellbar mit was für einer Wucht diese Welle dort auf das Land geschlagen ist. Am Nachmittag bekamen wir dann unseren Begleitwagen für die Rundfahrt, es war ein schon etwas gebrauchter Kia. Nach der Übergabe ging es dann auch schon zum festlichen Empfang auf den Stadtplatz. Hier wurde tags zuvor extra eine kleine Bühne zusammengezimmert, aber nicht etwa mit Akkuschrauber und Stichsäge nein mit Hammer, Nägeln und einer Laubsäge.
Der Empfang begann mit einer Lobesrede auf Kuba und den Sozialismus vom Bürgermeister der Stadt Baracoa, dann eine Rede vom Doppel-Olympiasieger von 1976 über 400 und 800 m, Alberto Juantoreno Danger aus Kuba. Dann wurden die einzelnen Teams vorgestellt und es gab ein paar Tanz- und Sporteinlagen der örtlichen Vereine. Danach fand noch die Sportliche Leiter Sitzung mit der Auslosung der Materialwagennummern statt, 1. Sieg, wir wurden als Materialwagen 1 gezogen. Nach der 1. Etappe richten sich die Nummern nach der Gesamteinzelwertung des besten Teamfahrers.
Dann endlich der Starttag und es zogen Wolken auf, aber nicht nur das es begann auch noch zu regnen. Benny und Peter hatten sich ein Magen Darm Virus eingefangen und die Stimmung ging gegen null. Aber so ist das eben im Sport. Der Start fand dann im Regen statt und die 1. Etappe nach Guantánamo führte auch gleich über 2 Berge der 3. und 2. Kategorie. Timo lag dann nach 12 Kilometer mit 2 anderen Fahrern auf der Straße, Riesenpech denn der Berg ging los und die Spitze war weg. Aber so ein Europameister kämpft sich dann da durch und so gelang der Anschluss an die 2. Gruppe.
Die 1. Gruppe in der sich Geert und Leander befanden splittete sich dann noch am 2. Berg und Geert und Leander konnten dem hohen Tempo nicht mehr folgen. Ja und wie sollte es anders sein nach der Abfahrt schien die Sonne und das dann 13 Tage lang. Der Sieg der 1. Etappe ging dann an einen Kanadier. Benny musste aufgeben und Peter kämpfte sich als letzter ins Ziel. Das war echt Klasse trotz seiner Magenprobleme gab er nicht auf. Ein wenig Respekt erlangten wir bei den anderen Mannschaften durch den Umstand, dass unser Mechaniker der kluge Roland einige Etappen mit dem Rad fuhr. Er fuhr dann immer eine Stunde vorher los und wurde meistens kurz vor dem Ziel vom Feld eingeholt. Nun war ich schon zum 3. Mal in Guantánamo und immer wieder aufs Neue fasziniert von diesen Gebäuden, den alten Autos und diesen lebensfrohen Menschen. Wir fuhren durch die Altstadt vorbei an wunderschönen jedoch stark verfallenen Häusern zu unserem Hotel. Der kluge Roland kümmerte sich gleich um die Räder, diese mussten gewaschen und wieder flott gemacht werden. Ich fuhr dann mit zum Tanken und das ist nicht einfach bei so einer Rundfahrt. Benzin gibt es immer nur an einer Tankstelle im jeweiligen Ort und dann auch nur mal 12 oder 15 oder wenn man Glück hat auch mal 20 Liter. Das eigentlich nervige ist die Wartezeit, im Hotel wird man schon mal unter der Dusche vorgeholt weil es zum Tanken geht und dann passiert an der Tanke erst mal eine knappe Stunde nix. Aber in der Karibik sind die Leute eben gelassener und so macht man eben ein Schläfchen im Auto oder beobachtet einfach die Kubaner bei ihrem Treiben.
Die nächsten Etappen verliefen für uns mit ein paar Reifenschäden aber sturzfrei, Pech hatte dann Markus er hatte in der letzten von 5 Zielrunden in Santiago de Cuba Reifenschaden und fing sich gleich wieder ein paar Minuten Rückstand ein. Peter erholte ich auch von Tag zu Tag und kam wieder zu Kräften, Benny kämpfte noch ein wenig mit seinem Virus aber half dann dem klugen Roland schon bei den Rädern. Die Etappenstädte hatten alle auf ihre Art und Weise ihren Reiz, Santiago de Cuba (mit der Universität von der die Revolution gestartet wurde), Manzanillo, Bayamo, Holguin, Camagüey (wunderschöne Altstadt mit sehr schönen zum Teil erhaltenen Häusern und interessanten Bahnhof), Ciego de Avila und Moron. Die vielen Zuschauer am Straßenrand, Kinder, Pioniere, Schüler, Studenten alles was Beine hatte stand an der Strecke. Das ging natürlich runter wie Öl, so ein Publikum. Entlang der Strecke waren dann ständig Bilder und Denkmäler von den Helden der Revolution, Che ist allgegenwärtig und überall hängen Sprüche von Fidel und Che „Socialismo or muerte“ Sozialismus oder Tod. Ja gut da kann jeder drüber denken wie er will, ich denke die jungen Menschen glauben an solche Sprüche schon lange nicht mehr. Dazu ist der westliche Einfluss doch schon zu groß geworden, die Jugend weiß schon was es alles in der Welt zu kaufen gibt nur eben in Kuba nicht oder nur gegen Devisen.
Dann kam endlich unsere Etappe, nach dem Geert in Holguin schon Vierter war, sollte es nun in Sancti Spiritus endlich für uns klappen. Leander und Timo befanden sich auf den vergangenen Etappen schon öfter in Spitzengruppen, Leander konnte auch Sprintwertungen gewinnen, aber die Gruppen wurden immer wieder gestellt. Nun aber gelang Geert mit dem Kubaner Adonis Cardoso sowie dem Venezolaner Heverh Rivas die Flucht. Im Begleitwagen blätterten wir gleich in den Ergebnissen, um zu schauen wie die einzelnen Fahrer platziert sind. Das ist oft entscheidend, ob eine Ausreißergruppe überhaupt eine Chance hat. Der Kubaner Adonis Cardoso war mit ca.3, 5 Minuten Rückstand recht gut platziert und vor ihm lagen 2 Venezolaner. Somit war uns auch klar, warum der Venezolaner Heverh Rivas keinen Meter führte. Benny und ich hatten ein ungutes Gefühl, ob die 3 mit der Flucht durchkommen würden, schließlich waren es noch über 40 Kilometer. Aber das Feld ließ sie erst mal gewähren und ihr Vorsprung wuchs auf 3:10 Minuten an. Wir versorgten also unsere restlichen Fahrer im Feld mit Trinkflaschen und klärten mit den Kanadiern, dass sie unsere Fahrer bei einer Panne unterstützen. Dann fuhren wir vor zur Spitzengruppe. Geert setzte wirklich alles daran, dass die Gruppe durchkommt. Er fuhr sehr lange Führungen, der Venezolaner hing nur hinten drauf, ja er hatte halt Teamorder nicht zu führen. Dann kam die 20 Kilometer Marke und der Vorsprung sank auf 2:20 Minuten, da wird man im Begleitwagen leicht nervös. Aber es war Rückenwind, für eine Fluchtgruppe ideal, für das Feld eher ungünstig, weil der Wind nicht bei den Führenden im Feld ankommt. 10 Kilometer Marke und wieder 3:05 Minuten, erst mal tief durchgeatmet und die Hoffnung bestand wieder. Doch dann passierte etwas für Kuba nicht unübliches, von der 10 bis zur 5 Kilometer Marke waren es nicht 5 sondern 8 Kilometer und bis zum Ziel dann noch mal 7 Kilometer. Da fängt man schon mal an ins Lenkrad zu beißen. Die Zuschauer und der Jubel flogen in diesem Moment nur so an uns vorbei, die Anspannung ob Geert (der Sprinter) gewinnt oder nicht war viel zu groß um das alles jetzt zu genießen. Dann die letzte Kurve eine lang ansteigende Zielgerade und ausgerechnet der ausgeruhte Venezolaner griff an, Geert folgte, der Kubaner gab auf. Das Letzte was wir sehen konnten, war das Geert am Hinterrad des Venezolaners hing, dann wurden die Begleitwagen rausgewunken (Begleitwagen dürfen bei Radrennen nie durchs Ziel fahren und müssen immer vorher die Rennstrecke verlassen). Somit wussten wir nicht, wer gewonnen hatte, dann begann das warten. Bei den Zuschauermassen war aber kein Geert zu finden, inzwischen überquerte das Feld die Ziellinie und ganz zum Schluss kam Markus. Timo kam völlig entnervt an und erzählte von einem Reifenschaden und das kein Neutraler- noch irgendein anderer Materialwagen anhalten wollte, er sprang dann mit seinem Rad vor den letzten Wagen und bekam ein Reserverad. Als er wieder losfuhr sah er Markus mit einem Platten stehen. Ja das war echt Pech, wir waren vorn und hinten gab es ausgerechnet in dieser Rennsituation gleich 2 platte Reifen und die Kanadier hatten wohl beide Sportler übersehen. Aber dann kam Geert mit dem Daumen noch oben, jaaaa …endlich …… der Jubel, endlich ein Etappensieg! Minimalziel war erreicht. Die Siegerehrung fand am Platz der Revolution (den gibt es auch in jeder Stadt) statt und alle waren erleichtert, der Kubaner schob sich übrigens auf Platz 3 mit 57 Sekunden Rückstand in der Gesamtwertung nach vorn und verdrängte die beiden Venezolaner.
Der Tag danach war für Geert der schwerste Tag, es ging von Sancti Spiritus hinauf nach Topes de Collantes. Zwei Berge der 2. Kategorie mit Bergankunft. Geert war noch völlig platt von der langen Flucht uns so verlor er auf den letzten 15 Kilometern Berg hoch ganze 19 Minuten. Naja er kommt ja auch aus einem Land, dass 50 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, da wird man auch nicht als „Bergziege“ geboren. Er hatte dann erst mal den Namen „Mister 19 Minutes“ verpasst bekommen. Timo, der diese Etappe übrigens vor 9 Jahren mal gewann, hielt sich ganz gut. An den steilsten Passagen gab es dann Helfer, die die Fahrer anschoben und Ihnen gleichzeitig die Trinkflaschen klauten. Wir kannten das schon vom letzten Jahr und stellte uns mit dem Begleitwagen hinter diese Stellen um die Fahrer noch mal versorgen zu können. An diesem Berg wurde die Begrenzung für den Foodbereich durch den Internationalen Kommissar der UCI Rainer Noehlen (er hat einen Deutschen und Venezolanischen Pass) aufgehoben, bei normalen Etappen gilt Verpflegung erst ab Kilometer 50 und bis 20 Kilometer vor dem Ziel. Leander, Peter und Markus waren dann recht dicht zusammen und kamen fast gemeinsam ins Ziel. Oben wurden dann die Räder auf LKWs geladen und die Rennerfahrer wurden mit Bussen bergab transportiert. Unten stiegen Sie dann in den Tourbus um und es ging 90 Kilometer über sehr schlechte Straßen zum nächsten Hotel.
Cienfuegos eine schöne Stadt mit Yachthafen und schönen Hotels sowie einer wunderbaren Altstadt. Unser Hotel lag ein wenig außerhalb, es war einer dieser Tschechischen Hotelbauten aus den 70er Jahren. Die Zimmer waren hier richtig groß und noch relativ in Ordnung. Am Nachmittag fuhren Timo und ich, die Anderen lagen am Pool, noch zum nahe gelegenen Strand. Ein Spaziergang im karibischen Wasser musste einfach sein, unsere Erinnerungen an Tobago wurden wieder geweckt. In solchen Momenten kann man dann richtig entspannen und das Leben genießen. Auf den nächsten Etappen versuchten Timo, Peter und Leander noch mal ihr Glück in verschiedenen Fluchtgruppen aber diese wurden immer wieder gestellt, Geert war ganz schön platt und für Markus hieß es durchhalten und ab und zu Flaschen holen. Bei den Zielspurts am Ende der meisten Etappen, hielten wir uns dann doch lieber raus, denn die Sturzgefahr war einfach viel zu groß. So kam es dann auch auf der 9. Etappe nach Santa Clara in der engen Gasse zum Ziel zu einem Massensturz. Wir standen mit unserem Auto im Konvoi und hörten über Radio Tour vom Sturz, Benny machte sich gleich mit einem Satz Laufräder zur Sturzstelle auf den Weg. Die ganzen Zuschauer stürmten nun auch zwischen den zum stillstand gekommenen Autos nach vorn. Die Ungewissheit nicht zu wissen wem was passiert ist, ist ein ungutes Gefühl. Nach einigen Minuten kam Benny wieder „keiner von uns dabei, aber ein Venezolaner wird mit der Trage abtransportiert“, wir hatten also Glück aber es hat richtig gekracht.
Geert wurde an diesem Tag zur Dopingprobe ausgelost. Diese befand sich in unserem Hotel in der 9.Etage. Im letzten Jahr gab es im Hotel noch 2 Fahrstühle die funktionierten und von Fahrtuhlführern bedient wurden, in diesem Jahr funktionierte noch einer. Die Schlange davor verlief durch den ganzen Eingangsbereich. Für mich stellte sich die Frage, was die Fahrstuhlführer aus dem defekten Fahrstuhl wohl jetzt für einen Job erledigt. Da es mit dem Fahrtsuhl ewig dauern würde, lief ich also mit meiner Mappe, in der unseren ganzen Lizenzen waren, die 9 Etagen hoch. Oben eine kleine Überraschung, die Zimmer waren saniert, neue Fenster, neuer Fußboden, neues Bad und neue Möbel. Dann kam das Prozedere Styroporkiste öffnen, 2 Flaschen entnehmen, Nummern vergleichen, Urinbecher aus der Vakuumpackung entnehmen und dann dürfte Geert im Beisein vom Dopingarzt den Becher füllen. Danach muss der Sportler den Inhalt des Bechers auf die Glasflaschen verteilen, diese verschließen und wieder in die Styroporkiste tun und alles verschließen. Danach folgen das Protokoll und die Fragen nach der Einnahme von irgendwelchen Medikamenten, Kontrolle der Lizenzen, die Unterschriften des Sportlers und des sportlichen Leiters und dann ist man auch schon fertig. Das kann aber auch manchmal Stunden dauern, Doppelolympiasieger Robert Bartko kann davon ein Lied singen, wenn man mal nicht kann ist eben warten angesagt, bis es eben geht. Ein Blick in unsere Zimmer in der in der 5. Etage ergab, dass diese noch in dem Originalzustand von vor 40 Jahren sind. Essen gab es übrigens im Restaurant in der 10. Etage, also wieder laufen. Am Abend machten wir noch einen kleinen Rundgang durch Santa Clara mit Stopp in einer Bar für einen kleinen Cuba Libre. Auf dem Rückweg zum Hotel, kam aus einem sehr schönen großen alten Haus Musik. Das machte uns neugierig und wir schauten nach, es stellte sich heraus, dass es sich um das Kulturhaus von Santa Clara handelte und dies war gerade saniert worden. Eine nette ältere Dame führte uns dann im ganzen Haus herum, Timo der gut Spanisch spricht (er lebte bereits 6 Jahre in Costa Rica) übersetzte uns alles. Wir staunten echt nicht schlecht zu was die Kubaner doch fähig sind, das Haus sah echt klasse aus und war liebevoll saniert worden. Zum Schluss durften wir noch der Probe einer Mambo Tanzgruppe zuschauen.
Die nächsten Hotels hatten auch ihre Blütezeit, als Olaf Jentzsch die Kubarundfahrt gewonnen hatte, das war im Jahr 1983. Es mangelte abwechselnd an Toilettenbrillen, Beleuchtung, warmen Wasser oder auch Duschköpfen. Aber trotzdem zieh ich den Hut vor den Kubanern, so eine große Rundfahrt bei den Mitteln und Möglichkeiten auf die Beine zu stellen, verdient trotz aller widriger Umstände meinen Respekt. Am letzten Abend in Pinar del Rio genehmigten wir uns dann auch mal eine Cohiba Zigarre und feierten noch ein wenig Abschied. Der nächste Tag begann dann wieder mal recht zeitig, es lag wieder eine 80 Kilometer lange Überführung bis zum Startort an, 7 Uhr war Abfahrt vom Hotel. Die Etappe ging dann, wie die letzte Etappe der Tour de France, ganz gemächlich los. Die ersten beiden Stunden hatten wir einen Schnitt von 30,5 Km/h, während wir bei einer 196 Kilometer Etappe auch schon einen Schnitt von 47 Km/h hatten. Es war also recht ruhig, erst kurz vor Havanna begann das wirkliche Radrennen. Die Fahrt durch Havanna war noch einmal besonders beeindruckend, es ging unter anderem durch das Botschaftsviertel. Die Kolonialhäuser sind dort alle restauriert und glänzen in einer Pracht. Das Umfeld also die Straßen und der Mittelstreifen ließen noch mal von einer glanzvollen Vergangenheit Havannas träumen. Aber viel Zeit war nicht, die letzten Kilometer der Rundfahrt waren angebrochen. Ständig wurde attackiert, aber weg kam keiner, das Tempo war einfach zu hoch. Dann ging es eine sehr breite Straße runter zum Wasser, durch das hohe Tempo war das Feld fast in einer Reihe aufgefädelt. Die 3 Kilometer Marke, noch eine Rechtskurve und es ging zur leicht ansteigenden Zielgeraden Richtung Kapitol. Den letzten Spurt gewann Noslen Funes (Kuba) vor Keven Lacombe (Kanada), Geert wurde 13. und Peter 15.
Nun musste es ein wenig schnell gehen, wir (Peter, Markus, Benny und ich) sollten schon um 16 Uhr zum Flughafen gebracht werden. Vorher mussten ja noch die Räder gepackt werden. Die 5 Kilometer bis zum Hotel wollten die Jungs mit dem Rad fahren, leider wollte man uns mit den Rädern nicht durch den Tunnel, der unter der Hafeneinfahrt durchging, fahren lassen. Den Weg außen herum kannte keiner und es begann eine Diskussion mit der Polizei. Zum Glück kam der Tour Krankenwagen, dessen Fahrer mit der Polizei sprach, zu guter letzt lud man vier Rennräder in den Krankenwagen ein und ein weiteres hingen wir außen an unser Auto. Die Rennfahrer stiegen dann alle in den Saniwagen und die Fahrt durch den Tunnel begann, der Sani raste dann mit Tempo 100 und wir mit dem Rad, was Benny und der kluge Roland draußen am Auto festhielten, hinterher. Nach dem Tunnel wurde dann alles ausgeladen und die Jungs konnten weiter fahren, ja so einfach ist Kuba manchmal. Im Hotel mussten wir dann allerdings bis 15.30 Uhr auf den LKW mit den Radkoffern warten und so fuhren wir dann eben erst später zum Airport. Da der Flieger wieder Verspätung hatte war das auch kein Problem. Das Problem kam erst in Paris, dort hatten wir nur 30 Minuten zum umsteigen und sind dann mit vordrängeln bei den Pass- und Sicherheitskontrollen sowie einem Dauerlauf von Terminal zu Terminal an einem bereits geschlossenen Schalter angekommen. Aber dann kamen 2 Flughafenmitarbeiterinnen und telefonierten ganz aufgeregt. Der Bus mit den Passagieren, die schon auf dem Weg zum Flieger waren, kam dann wegen uns noch mal zurück. Glück gehabt, dachten wir. Doch Benny hatte dann in Berlin Tegel ein wenig Pech, ganz allein stand er bis zum Schluss am Kofferband, nur sein Koffer war noch in Paris. Die Fluggesellschaft brachte ihm den Koffer am nächsten Tag nach Hause. Zusammenfassend war die Kubarundfahrt wieder ein toller Erfolg für den OSC Potsdam e.V. und die Sportler sowie Betreuer, es war sehr erlebnisreich, wir hatte jede Menge Spaß und durften noch einmal ein Kuba erleben, von dem Keiner weiß wie lange es noch so sein wird wie es jetzt ist. Vom neuen amerikanischen Präsidenten Barack Obama würde ich mir die Aufhebung der Kuba Blockade wünschen. Ich denke dies wäre ein wichtiger Schritt um das Überleben der Kubaner aus eigener Kraft zu sichern. „We hope for the future“!
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Bürgerreporter:in:Andreas Koch aus Potsdam |
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