Zum Hundertjährigen
Am heutigen Sonntag, dem 24. August 2014, wäre meine Mutter 100 Jahre alt geworden. Väterlicherseits aus einer masurischen und mütterlicherseits aus einer samländischen Familie stammend, wurde sie dennoch in Berlin geboren. Schon während des 1. Weltkrieges gab es Flüchtlinge, die es vorzogen, Ostpreußen nach dem Russeneinfall zu verlassen und vorübergehend den 'sicheren Westen' aufzusuchen. Sobald die Gefahr gebannt war - nach der Tannenberg-Schlacht und der Schlacht bei den Masurischen Seen - kehrte man aber wieder nach Ostpreußen zurück.
Der heutige Augusttag ist auch ein Erinnerungstag an meinen Vater, denn er starb auf den Tag genau vor 56 Jahren.
Das Bild zeigt mich als Eineinhalbjährigen mit meinen Eltern in Boppard am Rhein. Mein Vater hatte als Reserveoffizier der schweren Artillerie den langen Weg von Ostpreußen über Polen, durch die Ukraine bis vor die Tore Moskaus mitgemacht. Schließlich führte ihn sein Weg zurück zum Reservelazarett in Boppard, wo er wieder genesen sollte. Das gelang nicht ganz. Er wurde "nicht ostverwendungsfähig" geschrieben und führte fortan eine Batterie schwerer Artillerie in Lorient an der französischen Atlantik-Küste. Die Kapitulation am 10. Mai 1945 (zwei Tage nach dem offiziellen Kriegsende) erlebte er als Abteilungs-Adjutant.
Ich kann mich noch sehr genau an den Besuch erinnern, den meine Mutter und ich in Boppard abstatteten. Das Reservelazarett war - wie auch schon im 1. Weltkrieg - in einem Hotel untergebracht. Heute nennt es sich das Best Western Premier Bellevue Rheinhotel.
Das Bild fertigte ein Fotograf am Marktplatz, schräg gegenüber der Kirche St. Severus. Ich könnte den Weg vom Lazarett dorthin noch heute finden. Für einen kleinen Jungen war der Besuch bei einem Fotografen natürlich etwas Besonderes, aber wie sich herausstellen sollte, gleichzeitig auch ärgerlich: Das vom Fotomeister versprochene 'Vögelchen' kam nämlich nicht aus der Plattenkamera. Das und die Tatsache, dass er mir einreden wollte, ich hätte es nur nicht gesehen, obwohl ich doch genau aufgepasst hatte, führte dazu, dass ich zum Abholen der fertigen Aufnahme bei "dem Lügner" nicht mitgehen wollte.
Über einen Ausflug mit dem Rheinschiff von Boppard nach Koblenz hatte ich bereits berichtet:
http://www.myheimat.de/neustadt-am-ruebenberge/ged...
Sowohl Koblenz als auch Boppard habe ich erst nach Jahrzehnten anlässlich eines Lehrgangs an der Schule der Bundeswehr für Innere Führung (jetzt, Zentrum Innere Führung) wiedergesehen. Der Abschlussumtrunk führte uns damals zufällig nach Boppard.
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