Adventliche Auszeit international
Dem Einen oder der Anderen mag es aufgefallen sein, dass ich mir gerade eine Auszeit gegönnt habe. Statt mich gelegentlich mit MH zu beschäftigen, widmete ich mich der MHH, der Medizinischen Hochschule Hannover. Es ging um nichts Ernstes, aber die Dinge zogen sich hin, obwohl die MHH generell - ganz im Sinne ihrer Patienten - schnell arbeitet.
Aber das soll hier nicht das Thema sein. Mir ist bei dem Aufenthalt dort zum ersten Mal wirklich bewusst geworden, in welchem Maße unser Leben durch Zugewanderte mit bestimmt wird. Ich will es gleich vorweg sagen: Diejenigen, die ich in der MHH getroffen habe, waren alle sehr nett und kultiviert; es gab keine Ausreißer. Insofern war es ein Glück, dass die Hochschule mir kein Einzelzimmer zur Verfügung stellen konnte (es gibt eine lange Warteliste und zum Warten hatte ich keine Zeit), denn in isolierter Lage wäre mir so manche Erfahrung nicht möglich gewesen, die ich im (sehr großen) Vierbettzimmer machen konnte. Während meines Aufenthalts wechselte zudem die Belegung, denn, wie gesagt, die MHH arbeitet schnell.
Wenn Ausländer Schwierigkeiten bereiten, dann in erster Linie durch ihre mangelnden deutschen Sprachkenntnisse. Da war der 19-jährige Rumäne, der sich nach nur einem Monat Arbeit in Hannover die Fingerkuppen abgetrennt hatte. Er sprach ein wenig Englisch, jedoch das beseitigte nicht die Sprachbarriere zwischen ihm und den Schwestern. Zum Glück fanden sich aber ein Assistenzarzt und eine Sozialarbeiterin, die des Rumänischen mächtig waren.
Große Verständigungsschwierigkeiten hatte auch ein 80-jähriger Russe aus Usbekistan, der zwar bereits seit 20 Jahren in Hannover lebt, aber keine Kontakte zu Deutschen hat. Er versuchte den MHH-Aufenthalt zu nutzen, indem er mich zu seinem Deutschlehrer erkor: "Wie sagen 'mittellos'?" - "'Mittellos' heißt ohne Geld." - "Dann 'farblos', Geld keine Farbe?" Gar nicht so einfach, doch machbar. Auch immer vorausgesetzt, schon Gelerntes wird behalten. Das war beispielsweise mit dem Wort 'Strohhalm' (Trinkhilfe) nicht der Fall; es musste jeden Tag neu gelernt werden.
Ein Spätaussiedler aus Polen, der perfekt Deutsch sprach (und auch ein wenig Russisch) machte dann seine Witze: "Du verstehst nur Bahnhof!" Was dem Russen natürlich neue Rätsel aufgab, denn er kannte die Grundbedeutung des deutschen Wortes 'Bahnhof' (russisch: вокзал).
So international wie die Patienten ist auch das ärztliche Personal der MHH. Bei meinen Operationen unter örtlicher Betäubung wurde ich nacheinander von drei verschiedenen Ärztinnen mit deutlichem ausländischen Akzent behandelt, darunter einer Russin und einer Chinesin.
Insgesamt buche ich die Auszeit in der MHH unter der Überschrift 'interessante Erfahrungen' ab.
Ein sehr schöner Beitrag, Peter!
Auf jeden Fall wünsche ich dir gute Besserung!
Wie sagt man so schön: Deutsche Sprache - schwere Sprache ;-)
Mein Vater hatte jahrzehntelang einen lieben Kollegen der aus Spanien kam.
Ramon hieß er und er war unser Teddybär - kugelrund und gutmütig ;-)
Aber Deutsch wollte er partout nicht lernen. So einige Brocken waren möglich aber sich mit ihm zu unterhalten war unmöglich.
Als er sein Rentenalter erreichte und zurück nach Spanien ging, ging er tatsächlich zurück ohne Deutsch zu sprechen und er war hier bestimmt an die 35 Jahre...
Tina, da muss ich mich aber auf die Seite des Paketfahrers stellen!
Die Loreleypromenade zu finden, ist aber auch ein schwieriges Unterfangen.
Für Ortsunkundige ja schon fast unmöglich *lach*