Suttorfs Reitlehrerin Sif Kerger: "Isländer sind sehr offen und gesellig!"
Sif Kerger ist Reitlehrerin in Suttorf und hat bis vor Kurzem längere Zeit in Island. Im Interview für das zweite myheimat-Magazin für Suttorf gewährt Sie Einblicke in das Leben in Island und verrät, was Sie dort am meisten vermisst hat.
Sie sind Reitlehrerin und haben bis vor Kurzem für eine längere Zeit in Island gelebt. Wie kam es dazu, wie lange haben Sie wo gelebt?
Da ich nicht nur Reitlehrerin, sondern vielmehr auch Trainerin für Islandpferde bin, liegt es nahe, dass ich mich ganz besonders für das Land interessiere, aus dem unsere Pferde stammen.
Außerdem gibt es dort sicherlich einige der besten Reiter und Ausbilder für diese besondere Pferderasse, sodass ich mich im Januar 2007 entschied, für zunächst drei bis vier Monate auf das bekannte Gestüt Kirkjubær bei Hella im Süden Islands zu gehen.
Dort gefiel es mir sehr gut, und meine Chefs waren mit meiner Arbeit so zufrieden, dass sie mir anboten, länger dort zu bleiben. Ich musste natürlich erst einmal wieder nach Hause, um hier alle Angelegenheiten zu regeln.
Aber dann war ich bis August 2008 dort angestellt und habe viel lernen dürfen. Danach wollte ich gern noch auf anderen Höfen arbeiten, um weitere Erfahrungen sammeln zu können, und war auch selbstständig tätig.
Zusammen mit meinem Freund, der Isländer ist, kaufte ich dann Anfang 2009 in der Nähe von Blönduós im Norden von Island einen Hof, den wir begannen, zu einem Trainingsstall umzubauen. Leider hat sich dieses Projekt aus verschiedenen Gründen als nicht vorteilhaft herausgestellt und so sind wir im Oktober 2009 mitsamt unserem Sohn Aevar, der im Juni geboren wurde, wieder nach Deutschland aufgebrochen.
Was haben Ihre Freunde und Familie dazu gesagt?
Meine Familie und Freunde waren von meinem Vorhaben zunächst alles andere als begeistert, schließlich hing ja auch einiges daran. Aber nach dem ersten Schrecken konnten sie mich verstehen und unterstützten mich seitdem mit Tat und Rat, worüber ich sehr dankbar bin.
Gewähren Sie uns einen Einblick in das isländische Leben: Was unterscheidet es von dem deutschen?
Was besonders auffällt ist, dass sich vieles nach dem Wetter richtet – ohne dass das als schlimm angesehen wird. Ist das Wetter schlecht, werden bestimmte Dinge eben verschoben. Man sollte im Allgemeinen eher etwas flexibler sein, die deutsche Pünktlichkeit oder Planung sind für die meisten Isländer unbekannt.
Die isländischen Familien sind in der Regel deutlich größer als die deutschen, und das Familienleben wird sehr groß geschrieben. Mir scheint es manchmal so, dass fast jeder mit jedem in irgendeiner Form verwandt ist, oft sind es nur Cousins oder Cousinen entfernten Grades, aber trotzdem wird es betont.
Was unterscheidet Isländer und Deutsche?
Die Isländer sind sehr offen und gesellig, jeder wird sofort zum Kaffee oder auch zum Essen hereingebeten. Das Siezen gibt es dort nicht, und irgendwie ist jeder Fremde sofort ein guter Bekannter, mit dem man über Gott und die Welt reden kann.
Gibt es auch Unterschiede zwischen isländischen Pferdehöfen und deutschen?
Die gibt es zweifelsohne. In erster Linie denkt man bei Island und Pferden sicherlich an die grenzenlose Weite und die Freiheit, die die dort lebenden Pferde genießen dürfen, während in Deutschland alles begrenzt und eingezäunt ist. Das ist für die nicht gerittenen Pferde auch richtig, die Reitpferde allerdings stehen in zum Teil relativ kleinen Ställen.
Witterungsbedingt sind dort Offenställe oder Paddockhaltung für Reitpferde nicht möglich. Leider gibt es dort in einigen alten Ställen immer noch die in Deutschland verbotene Ständerhaltung. Doch zum Glück gibt es nun auch Richtlinien für neue Ställe, in denen die Boxen eine vorgeschriebene Mindestgröße haben müssen, sodass die alten Haltungsformen hoffentlich so nach und nach verschwinden werden.
Was haben Sie in Island am meisten vermisst? Gibt es auch etwas in Island,
dass Sie an Suttorf erinnert hat?
Am meisten vermisst habe ich Vollkornbrot und süßes Popcorn in den Kinos. Da ich in Suttorf wie auch auf Island fast ausschließlich mit Pferden zu tun hatte, habe ich in der Hinsicht nicht viel zu vermissen.
Warum sind Sie wieder zurückgekehrt?
Die Finanzkrise auf Island hat das Leben dort erheblich erschwert, und vor allem, wenn man dort noch nicht richtig Fuß gefasst hat, ist es einfach zu riskant, gerade jetzt starten zu wollen. Außerdem haben wir hier ja noch unseren Hof in Suttorf, der auch weitergeführt werden soll und den wir nun etwas umstrukturieren wollen.
War es leicht, sich wieder in Suttorf einzuleben?
Ja, das war kein Problem. Im Grunde ist ja alles beim Alten, und das ist natürlich auch schön.
Könnten Sie sich vorstellen, für immer nach Island auszuwandern?
Wenn sich die wirtschaftliche Situation auf Island bessert, könnte ich mir durchaus vorstellen, den Schwerpunkt dorthin zu verlegen. Ich denke, ich würde aber nicht alle Zelte hier abbrechen wollen, schließlich haben wir hier Familie und Freunde.
Mal abgesehen von Ihren Island-Erfahrungen: Was macht Suttorf lebenswert?
Wir haben mit unserm Hof hier in Suttorf eine sehr gute Wahl getroffen. Wir sind soweit außerhalb, dass wir niemanden stören und uns mit den Pferden und Reitern voll ausleben können, trotzdem haben wir eine verkehrsgünstige Lage zu Neustadt.
Und was sollte in Suttorf besser werden?
Da fällt mir nichts Konkretes ein.
Seit über einem Jahr schreiben Bürgerreporter aus Suttorf auf dem Mitmachportal der Leine-Zeitung, myheimat. Was halten Sie davon?
Ich selbst habe davon noch nicht viel mitbekommen, halte es aber für eine gute Sache, auch mal von anderen Ereignissen zu erfahren als nur von Fußball und Feuerwehr.