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Die blaue Katze (eine Weihnachtsgeschichte)

Die blaue Katze

Eine Weihnachtsgeschichte von Harry Lohmann

Langsam schiebt sie sich auf und der schmale Kopf einer sehr alten Frau erobert den brotlaibgroßen Spalt der alten Eichenholztür.
Ich strecke vorsichtig und sehr langsam meine zittrige, kaltbläuliche Hand aus, auf dass die Alte einen erschreckten Schritt zurück macht und nur ängstlich und zögend herausbringt :
„ Bitte ? „

„Ein frohes Fest und Gottes Segen „ sage ich und schon ist sie hinter der großen, schweren und alten Tür verschwunden.
Sie hat sie offengelassen, vertrauensvoll, aber nur soweit, dass ich nicht, ohne einen auffälligen Laut zu hinterlassen, eintreten könnte.
Noch ehe ich diesen Gedanken zu Ende bringen kann, ist sie wieder da.
Sie hat große und gütige, blaue Augen und ihr Haar hat sich in feinen Stähnen von dem sorgfälltig gebundenen Knoten am Hinterkopf gelöst.
In ihrer Hand hält sie etwas für mich bereit und ich sehe, als sie diese langsam öffnet, das es ein Stück „Leben“ ist, ..... grau, weich und großporig.
Sie legt es mir wie einen großen Schatz in meine noch zittrigen und kaltbläulichen Hände.
Sorgfälltig verstaue ich es in der großen Tasche meines zerschlissenen Rockes; ohne jedoch auch nur ein Auge von ihm zu lassen, aus Angst davor, nur einen Krumen davon zu verlieren.

Erst dann trete ich einen Schritt vor, ohne auf den abermals ängstlichen Schritt zurück zu achten, der von der Alten
ausgeht.
Ich nehme ihre schmale aber warme Hand und führe sie vorsichtig an meine Wange.

So harre ich einige Sekunden, bevor ich mich zögernd umdrehe und angemessen langsam die feuchte, dunkle Strasse hinuntergehe.
Hier und da dringt aus den Stuben der Menschen die weihnachtliche Festlichkeit hell erleuchteter Kerzen durch die Dunkelheit.
Die Dunkelheit umgibt mich wie ein gewohnter Freund, dessen Nähe ich sehr zu schätzen achte.
Diese Dunkelheit, die manche Menschen in eine Stimmung magischer Ängstlichkeit versetzt, gibt mir das Gefühl einer mich beschützenden Anonymität. -

Endlich finde ich ein geeignetes Plätzchen auf einem Hinterhof.
Eine schmale, feuchte Stiege mit vier Stufen, die in einen Keller führt, gibt mir hier Schutz vor der tropfenden Feuchtigkeit.

Noch bevor ich mich auf den kalten Stein niederlasse, hole ich das „Stückchen Kostbarkeit“ mit zittrig - kaltbläulichen Fingern aus meiner zerschlissenen Rocktasche und erst jetzt setze ich mich auf den Rand der oberen Stufe.
Behutsam lege ich das kleine Stück Brot vor mich hin.
Dann falte ich meine Hände und noch während ich anfange ein Gebet zu sprechen, schließe ich beide Augen. -

Gott ist allgegenwärtig und allmächtig und heute ist sein Sohn geboren.
Ich muß mich wohl seinem gütigen Willen hingeben, denn mein Schiksal liegt in seiner Hand. Und dafür danke ich.

Als ich dann die Augen öffne, greift meine Hand auf den leeren Platz der Kellerstufe.
Ich schaue auf und sehe, das eine Katze leise um die Hausecke des Hinterhofes schleicht, die Anonymität der Dunkelheit ausnutzend, langsam und geschmeidig :

eine Katze mit kaltbläulichen, zerschlissenem Fell.

Frohe Weihnachten all den vielen myheitmatlesern und Fans

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5 Kommentare

Danke für das Lob, das tut gut !

Lieber Harry,das hast du wirklich verdient.Und wer hat dieses wunderschöne Katzenbild gemalt?

Das ist ein Bild der Katze einer Freundin, das ich per Software zum Aquarell gemacht habe. Aber nicht weitersagen !!!
Liebe Grüße

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