Netzwerk des Sozial- und Caritaswissenschaftlers Heinrich Weber (Autor Manfred Hermanns) I. Teil
Das Netzwerk Heinrich Webers (1888 - 1946) umfasst zahlreiche Persönlichkeiten des wissenschaftlichen, politisch-öffentlichen, caritativen und kirchlichen Lebens. Es verdeutlicht die Spannweite der Wirksamkeit des Sozial- und Caritaswissenschaftlers Heinrich Weber. Es soll aber auch darlegen, in welchen Funktionen die Persönlichkeiten miteinander in Verbindung standen und miteinander kooperierten.
Zu dem Netzwerk zählen aber nicht allein bekannte und berühmte Personen, sondern auch Hunderte von Studenten der Wirtschaftswissenschaft und der Theologie, von denen im folgenden nur einige namentlich und exemplarisch aufgeführt sind, sowie Hunderte von Auszubildenden und Berufstätigen der Sozialen Arbeit, denen Weber für ihr berufliches Wirken hilfreiche Impulse in der Wohlfahrtsschule und in der Fortbildung mit auf den Lebens- und Berufsweg gegeben hat.
Zu Leben und Werk von Heinrich Weber siehe
http://www.myheimat.de/muenster/kultur/sozial-und-...">Sozial- und Caritaswissenschaftler Heinrich Weber
Die Persönlichkeiten des Netzwerks sind in alphabetischer Reihenfolge der Familiennamen aufgeführt:
Johannes van Acken
(* 19.12.1879 in Goch, † 17.05.1937 in Berlin) – Prälat, 1924 Leiter der Hauptvertretung des DCV in Berlin,1930 Direktor des Deutschen Caritas-Institut für Gesundheitsfürsorge und des Elisabeth-Krankenhauses in Köln-Hohenlind, Vertreter der Gesundheitsfürsorge im DCV. Weber traf van Acken in verschiedenen Gremien des DCV, u.a. im Zentralrat, Zentralvorstand und im Wirtschaftbeirat. Bei der Zentralratssitzung im Oktober 1929 in Münster hielt van Acken das Koreferat zu Webers Referat über Caritas und Wirtschaft. (Arch. DCV, Sign. 111 055-1929,4, Fasz. 1929). Bei der Zentralratssitzung im Mai 1931 in Würzburg, bei der Weber jedoch nicht anwesend war, referierte van Acken über das Fortbildungsinstitut der Gesundheitsfürsorge in Köln-Hohenlind. (Arch. DCV, Sign. 111.055-1931/1, Fasz. 1931). Als Vorsitzender der Finanzkommission des DCV befasste sich Weber kritisch mit dem Ausmaß des Fremdkapitals der Amerika-Anleihe für das von van Acken gegründete und geleitete Krankenhaus in Köln-Hohenlind. In Fragen des Kölner Instituts verhandelte Weber öfters mit van Acken, zuletzt wegen des Anstellung eines Sozialhygienikers im Sommer 1934 (vgl. Arch. DCV, Sign. 081/04-w).
van Acken war anwesend bei der Düsseldorfer Konferenz der katholischen Verbände am 13.11.1934, auf der Weber die Pläne der Bischöflichen Finanzkammer der Kirchenprovinzen Köln und Paderborn vortrug. van Acken verfasste dazu einen kritischen Bericht an den DCV, da er eine Zentralisierung der kirchlichen Verbandsarbeit befürchtete. Doch Webers Planungen waren nur eine kluge finanzpolitische Maßnahme in Anbetracht der deutlich zu beobachtenden Behinderungen kirchlicher Vereins- und Wohlfahrtsarbeit. Die 1935 erfolgenden Prozesse des nationalsozialistischen Regimes wegen Devisenvergehens gegen kirchliche Institutionen und Orden sollten Weber Recht geben.
Weber zitiert van Acken mehrfach, so weist er in seinem Buch "Betriebsführung in caritativen Anstalten" (1933, S. 15) hin auf van Ackens Beitrag "Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Ordenskrankenhäuser gegenüber den staatlichen und städtischen Anstalten", der 1919 beim Caritasverl. in Freiburg erschienen ist, und ferner auf seinen Artikel "Das katholische caritative Anstaltswesen der Gegenwart" (1930).
Rudolf Amelunxen
(* 30.06.1888 in Köln; † 21.04.1969 im Kloster Grafschaft, heute Schmallenberg) – Oberpräsident von Westfalen, 24.07.1946 erster Ministerpräsident von NRW. Amelunxen vollzog die Restitution von Heinrich Weber als Professor der Univ. Münster am 22. 09.1945. In dem recht persönlich gehaltenen Ernennungsschreiben schrieb er: “Im Einvernehmen mit der Militärregierung ernenne ich Sie hiermit mit Wirkung vom 1. Februar dieses Jahres zum ordentlichen Professor der Kath.-Theol. Fak. Münster… Ich freue mich, dass durch diese Ernennung das Unrecht, das Ihnen in der verflossenen Terrorzeit zugefügt wurde, teilweise wieder gut gemacht wird. Bei dieser Gelegenheit gedenke ich dankbar unserer einstigen jahrelangen Zusammenarbeit im Volkswirtschaftlichen Prüfungsamt der Univ. Münster. Zu neuer Arbeit ein herzliches Glückauf!” (Univ.arch. Münster, Pers.Akte Nr. 81). Am 26.02.1946 hat Amelunxen Heinrich Weber entsprechend dem Antrag von Dekan Walther Hoffmann aus der Kath.-Theol. Fak. in die Rechts- u. Staatswiss. Fak. der Univ. Münster versetzt. (Univ.arch. Münster, Kurator, Pers.-Akte Nr. 3109).
Maria Elisabeth Ammann
(* 05.04.1900 in München, † 14.10.1972 in Brixen) – seit 1929 Leiterin der Sozialen und Caritativen Frauenschule in München. Maria Ammann war Mitglied in dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV. (Näheres zu Maria E. Ammann bei Manfred Berger: Ammann, Maria Elisabeth, in: Hugo Maier (Hrsg.), Who is who der Sozialen Arbeit. Freiburg i. Br. 1998, S. 41-42).
Heinrich Auer
(* 29.04.1844 in Köln, † 15.05.1951 in Freiburg / Br.) Bibliothekar des Deutschen Caritasverbandes (seit 1913), Mitbegründer und Leiter der “Akademischen Vinzenzkonferenz”. Heinrich Auer gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV als Geschäftsführer an. In dem von diesem Fachausschuss 1921 geplanten "Handbuch der Wohlfahrtskunde" war Auer für die Kapitel "Die jüdische Wohlfahrtspflege", die interkonfessionelle und humanitäre Wohlfahrtspflege" und "die politisch-orientierte Wohlfahrtspflege" als Autor vorgesehen. Durch die in 10 Jahren im Ergebnis erfolgreiche Arbeit erfolgreiche Arbeit dieses Fachausschusses wurde die Caritaswiss., deren Anfänge in den Beginn des 20. Jahrhunderts zurückreichen, erst auf eine eigentlich wissenschaftliche Grundlage erhoben. 1931 verfasste Auer anlässlich des 30. Deutschen Caritastages in Würzburg einen Bericht über die bisherige 10jährige Arbeit (Arch. DCV, Sign. 113,39, Fasz. 1921-1946). Heinrich Auer gab mit Heinrich Weber und Franz Keller die Schriften zur Caritaswiss., 6 Bde. 1925 – 1934 heraus. 1928 beteiligte sich Auer an den Vorarbeiten für die Internationale Presseausstellung, kurz Pressa genannt, die 6 Monate in Köln stattfand, auf der in der Abteilung 19. und 20. Jahrhundert wertvolle Stücke aus der Caritasbibliothek und der Privatbibliothek von Auer gezeigt wurden. Viele Briefe zwischen Heinrich Auer und Heinrich Weber zeugen vom freundschaftlichen Kontakten, was auch in den Briefanreden “Lieber Auer” und “Lieber Weber” zum Ausdruck kommt.
Weber hat intensiven Anteil genommen an dem Leiden von Auer während dessen Haft im Konzentrationslager Dachau (seit 1. Dezember 1942 in “Schutzhaft”). Am 01.12.1945 schrieb Weber an Auer: “Nun bin ich wirklich ausserordentlich froh, dass ich Sie wieder an Ihrer alten Wirkungsstätte weiss. Da ist es mir zunächst ein dringendes Bedürfnis, Sie zu Ihrer Rückkehr in die Bücherwelt des Werthmannhauses in alter Freundschaft und Treue zu begrüssen. … Wir haben im Werthmannhaus oft und oft darüber gesprochen, ob und was man für Sie tun könne. … Umso größer ist nun aber meine Freude, aus Ihrem Brief entnehmen zu können, dass Sie wieder voll und ganz und auch gesund in jener Arbeit und Umgebung sich befinden, in der ich mir allein und aussschließlich Sie vorstellen kann. Möge Ihnen noch eine reiche Zeit fruchtbarer und befriedigender, aber auch ungestörter Arbeit vom lieben Gott geschenkt werden.” Auer antwortete am 02.01.1946: "Herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Brief und Ihre warme Anteilnahme bei meinem schweren Geschick während der letzten Jahre. Seien Sie versichert, dass auch ich volles Verständnis für die schwierige Situation habe, in der Sie sich jetzt befinden, nachdem Sie in Breslau alles verlieren mussten. Ich werde nichts unversucht lassen, um Ihnen einigermassen bei der Neuerrichtung Ihrer Privatbücherei behilflich zu sein... " (Arch. DCV, Sign. 090/2-28).
Heinrich Auer schrieb einen ehrenden Nachruf nach dem Tod von Heinrich Weber, in dem er ihn als “hochverdienten Caritasmann und Gelehrten” würdigte (Caritas, Jg. 47, 1946, S. 52-54).
Emmy Aufmkolk
(geb. 14.07.1903 in Dortmund, † 24.06.1974 in Paderborn) – Professor für Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Paderborn seit 1946. Frau Aufmkolk promovierte 1929 bei Heinrich Weber mit dem Thema “Die gewerbliche Mittelstandspolitik des Reiches”. Seit 28.09.1932 war sie außerplanmäßige Assistentin am Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Univ. Münster. Diese Aufgabe behielt sie bis zum August 1936. Von 1936 bis Ende 1942 war sie die einzige hauptamtliche Mitarbeiterin und Dozentin an dem von Weber geleiteten Institut für kirchliche Verwaltung und Finanzwissenschaft in Breslau.
Wolfgang Graf Ballestrem
(* 16.09.1912 in Thielau/Oberschlesien, † 28.03.2003 in Everswinkel) – Mitarbeiter bei der Hauptvertretung des DCV in Köln und der Bank für Anstalts-Kredit. Graf Ballestrem lernte 1945 Weber auf Schloss Rothestein bei Sooden-Allendorf kennen, wohin beide auf der Flucht von Schlesien in den Westen verschlagen waren. Weber besorgte ihm eine Unterkunft in Recklinghausen und als Verantwortlicher für die Finanzen des DCV die oben genannte Stelle bei der Bank für Anstalts-Kredit. Sein Schreiben vom 22.01.2001 an den Verfasser ist voller Dankbarkeit erfüllt gegenüber Weber: ”Unsere gemeinsame Arbeit bestand darin, die Einrichtungen der Caritas zu besuchen, um eine Bestandsaufnahme zu machen und zu sehen, ob und welche Hilfe erforderlich war… Als ich ihn [Weber] in Münster aufsuchte, empfing er mich infolge eines schweren Schwächeanfalls im Bett liegend. [Er war] so schwach, dass ich ihm für alles seine gütige Fürsorge und Hilfe nicht mehr so danken konnte, wie ich es gern getan hätte.”
Herbert Bednorz
(* 22.09.1908 in Gleiwitz, † 12.04.1984 in Kattowitz) – 1950 Koadjutor des Bischofs von Kattowitz, 1967 Bischof von Kattowitz. Bednorz nahm an dem Lehrgang des von Heinrich Weber geleiteten Bischöflichen Inst. für kirchliche Verwaltung u. Finanzwirtschaft in Breslau 1939/40 teil. Der Kattowitzer Bischof Stanislaw Adamski wollte Kaplan Bednorz durch diese Teilnahme aus der “Schusslinie” der Gestapo bringen. In einem Gespräch mit dem Historiker Josef G. Stanzel berichtete Bednorz als Bischof ”von einer ausgezeichneten und intensiven wissenschaftlichen Arbeitsatmosphäre" und beschrieb vor allem Professor Heinrich Weber als einen Mann sowohl mit wissenschaftlichem Profil als auch als einen vorbildlichen, engagierten, menschlich äußerst angenehmen Theologen und Priester”. (Josef G. Stanzel: Das Institut für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft in Breslau 1936-1945. Vorgeschichte und Nachfolgeeinrichtungen. In: Bernhard Stasiewski (Hrsg.), Adolf Kardinal Bertram. Sein Leben und Wirken auf dem Hintergrund der Geschichte seiner Zeit. Köln 1992, S. 194.)
Joseph Beeking
(* 06.09.1891 in Recklinghausen, † 18.11.1947 in Freiburg i.Br.) – 1921 Generalsekretär und Referent für Jugendfürsorge beim DCV, 1931 Professor für Caritaswissenschaft an der Univ. Freiburg, 1935 an der Univ. Salzburg, 1940 an der Univ. Solothurn. Er war seit 1923 maßgeblich am Auf- und Ausbau des Instituts für Caritaswiss. in Freiburg beteiligt. 1913-19 Studium der Philosophie und der Theologie sowie der Staatswissenschaften an den Univ. Münster und Freiburg i.Br. Beeking und Weber kannten sich wahrscheinlich schon vom Theologiestudium in Münster. Ihre Weihedaten zum Priester liegen nur ein Jahr auseinander, 1912 und 1913. Beeking und Weber trafen sich bei der Generalversammlung des Diözesan-Caritasverbandes am 14.12.1920, auf der Weber den Bericht über die Tätigkeit des Diözesanverbandes vortrug und Beeking über das neugegründete Ludgerus-Liebeswerk spach (Kölnische Volkszeitung 15.12.1920). Beeking und Weber begegneten sich auch bei der Konferenz zur Beratung über die Fragen der Ausbildung zur sozialen Arbeit im Oktober 1921, die von der Reichsgemeinschaft von Hauptverbänden der freien Wohlfahrtspflege veranstaltet wurde und auf der sowohl Weber wie Beeking referierten. Möglicherweise hatten sie sich schon als Schüler in Recklinghausen kennengelernt. Beide waren Schüler des Gymnasiums Petrinum.
Beeking gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV an. Beeking sollte nach dem Plan für das 1921 von Weber konzipierte “Handbuch der Wohlfahrtskunde” zusammen mit Alexe Hegemann den Abschnitt über die Jugendwohlfahrt schreiben. Dieses Handbuch ist aber leider nie erschienen. (Näheres dazu Elli Reichert: Wohlfahrt – Wirtschaft – Caritas. Der Fürsorgewissenschaftler Heinrich Weber. Nordhausen 2008, S. 128/129). 1925 berichtete Beeking im Fachausschuss über den Studienplan des Caritaswissenschaftlichen Instituts an der Universität Freiburg. 1928 verfasste Beeking eine kurze Rezension zu Webers Buch “Das kommunale Jugendamt” (1927). Darin heißt es: “Eine durch gründliche Gediegenheit u. Kürze ausgezeichnete Klärung über die Organisation und Tätigkeit des kommunalen Jugendamts, wertvoll ergänzt durch ein ausführliches Verzeichnis der entsprechenden Fachliteratur.” (In: Caritas, 33. Jg., S. 253). Beekings Buch "Grundriss der Kinder- und Jugendfürsorge" (1929) berücksichtigt u.a. Webers Bücher "Das Lebensrecht der Wohlfahrtspflege" (1920), "Jugendfürsorge im Deutschen Reich" (1923) und "Das kommunale Jugendamt" (1927) sowie die von Weber hrsg. Bände "Neuzeitliche Krüppelfürsorge" (1926) und "Schund und Schmutz als sozialpathologische Erscheinung" (1926). Webers "Lebensrecht der Wohlfahrtspflege" beeinflusst offensichtlich Beekings These vom "Lebensrecht der freien Kinder- und Jugendfürsorge" (1929, S. 72). In seinem Buch "Das Geheimnis der christlichen Erziehung", das Beeking im Schweizer Exil 1940 geschrieben hat, verweist er im Kapitel "Das Wesen der caritativen Erziehung" (S. 85) auf Webers Buch "Das Wesen der Caritas" von 1938.
Ebenfalls zitiert Weber Beeking in mehreren seiner Werke, so erwähnt er ihn bereits im Vorwort seines Werkes "Das Wesen der Caritas" (1938, S. XXX) als denjenigen, der den eigentlichen Wurzelboden der Caritaswissenschaft in der Sozialethik sieht (Beeking: Die Caritaswissenschaft im Organismus der Sozialethik. Eine moralhistorische Studie. In: Jahrbuch der Caritaswissenschaft, 1932, S. 76-85).
Paul Berndorff
(* 22.06.1913 in Köln, † 10.03.1998 in Köln) – Prälat, Pfarrer von St. Gereon in Köln. Berndorff war Lehrgangsteilnehmer an dem Lehrgangskurs 1939/40 im von Heinrich Weber geleiteten “Bischöflichen Institut für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft” in Breslau.
Wilhelm Berning
(* 26.03.1877 in Lingen/Ems, † 23.11.1955 in Osnabrück) – Bischof von Osnabrück. Bischof Wilhelm Berning und Heinrich Weber trafen sich u.a. in der Kommission betr. Finanzverhältnisse der Katholischen Schulorganisation. In der Kommission wurden Vorüberlegungen über die zu gründende Finanzkammer getroffen (Vgl. Bernhard Stasiewski: Akten deutscher Bischöfe über die Lage der Kirche. Bd. II 1934-1935. Mainz: Grünewald 1976, S. 150/151). Als Heinrich Weber 1935 von Kardinal Schulte zum ehrenamtlichen Leiter der Bischöflichen Finanzkammer der Kölner Kirchenprovinz ernannt wurde, richtete Bischof Berning an das Reichs- und Preußische Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung das Gesuch um die Genehmigung dieses ehrenamtlichen Vorsitzes. Berning hob in diesem Schreiben hervor: “Als wirtschaftswissenschaftlicher Fachgelehrter und Geistlicher besitzt er [Weber] für den vorliegenden Fall eine besondere Eignung. Auch dürfte die durch eine solche Tätigkeit sich ergebende engere Verbindung mit den Aufgaben und Problemen des praktischen Lebens seiner wissenschaftlichen Forschung und Lehre förderlich sein und im öffentlichen Interessen stehen.” (Diözesanarch. Münster, Bischöfliche Finanzkammer, Sign. A 1; vgl. auch Manfred Hermanns: Heinrich Weber. Sozial- und Caritaswissenschaftler in einer Zeit des Umbruchs, Würzburg 1998, S. 61). Berning hatte schon zuvor 1934 nach der Versetzung Webers von Rechts- und Staatswiss. Fakultät in die Theol. Fakultät beim Kultusministerium zugunsten Webers vorgesprochen. Am 11. Oktober 1934 bedankt sich Weber ausdrücklich bei Bischof Berning für diese Bemühungen und stellt gleichzeitig einige irrige Begründungen des Ministeriums für die Versetzung richtig (Univ. arch. Münster, Kath.-Theol. Fak., Pers. Akte Nr. 41).
Adolf Kardinal Bertram
(* 14.03.1859 in Hildesheim, † 06.07.1945 auf Schloss Johannesburg bei Jauernig) – Erzbischof von Breslau. Kardinal Bertram beauftragte Heinrich Weber 1935 mit der Planung und 1936 mit der Leitung des “Instituts für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft”. Weber erstellte zahlreiche Gutachten im Auftrag des Episkopats und des Vorsitzenden der Bischofskonferenz Kardinal Bertram. Er gehörte zu den Vertrauten des Kardinals. Davon zeugt u.a. der Besuch von Oberpräsident a.D. Hans Lukaschek, Professor Weber und Rechtsanwalt Robert Tauche bei Kardinal Bertram in Sachen Warthegau-Katholiken (Vgl. Besucherverzeichnis Kardinal Bertrams in: Ludwig Volk (Bearb.): Akten deutscher Bischöfe über die Lage der Kirche 1933-1945. Mainz 1983, S. XXIV). Im Juni 1938 hat Weber das erste Exemplar seines Buches "Das Wesen der Caritas" ihm übersandt (Brief von Weber an Caritaspräsident Kreutz vom 04.06.1938, Arch. DCV, Sign. 081-04/W).
Kardinal Bertram war in nationalsozialistischer Zeit nicht sehr mutig, er galt als staatsloyal. Justitiar Georg Angermaier stufte ihn als "ganz ein Mann des alten Denkens" ein.
Gerhardt Boldt
(*24.10.1902 in Dortmund; † 10.06.1992 in Dortmund) - Justiziar bei der Deutschen Erdöl-AG 1928 - 1934, dann 1934-1955 bei der Harpener Bergbau AG in Dortmund, 1955 - 1969 Richter beim Bundearbeitsgericht in Kassel. Boldt war beteiligt an den Vorbereitungen zur Gründung der "Sozialforschungsstelle Dortmund". Er referierte über den Entwurf einer Satzung bei der Gründungsversammlung dieses Inst. am 17.04.1946, die unter der Leitung von Heinrich Weber stattfand und auf der Weber zum stellvertretenden Präsidenten und wissenschaftlichen Direktor gewählt wurde (vgl. u.a. Gerhard Boldt: Die Entstehung der Sozialforschungsstelle. In: Sozialforschungsstelle an der Univ. Münster Dortmund 1946 - 1956, o.O., o.J. [1956], S. 7-10.)
Hermann Bolzau
(* 12.07.1883 in Heiligenstadt/ Thüringen, † 13.06.1946 in Köln) – Direktor der Rechtsauskunftsstelle bei der Stadtverwaltung Köln, Vorsitzender der Vinzenzvereine. Er gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV an.
Elisabeth Bonnenberg
(* 06.05.1899 in Rath, Krs. Düsseldorf; † unbekannt) – Sozialarbeiterin. Elisabeth Bonneberg promovierte 1926 bei Heinrich Weber über das Thema “Jugendamt und Wohlfahrtsamt, Grundsätzliche Erörterungen zum organisatorischen Einbau der Jugendfürsorge in die allgemeine Fürsorge”. Die Dissertation wurde noch im selben Jahr als Bd. 9 der “Schriften zur Jugendwohlfahrt” beim Caritasverlag in Freiburg veröffentlicht. Von der gleichen Autorin erschien 1961 noch eine kleine Schrift über den Mädchenschutzverband.
Aloys Braekling
(* 08.06.1881 in Merklinde b. Castrop, Krs. Dortmund, † 11.01.1965 in Paderborn) – seit 1917 Diözesan-Caritas-Sekretär, seit Mai 1924 Caritasdirektor im Erzbistum Paderborn, 1924 Dozent für Sozialwissenschaften an der Philosophisch-Theologischen Akademie Paderborn und gleichzeitig Dozent für Caritaskunde im Priesterseminar in Paderborn, 1948 Päpstlicher Hausprälat. Aloys Braekling gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV und ebenso wie Weber dem 1920 gegründeten "Ausschuß für caritative Schulung" an. Braekling und Weber trafen sich ferner auf der Wohlfahrtstagung des Landesfürsorgeverbandes Westfalen im November 1924, auf der Weber über "Die Zusammenarbeit der öffentlichen und privaten Wohlfahrtspflege" referierte. (Quelle: Teilnehmerliste, in: Gegenwartsfragen der Wohlfahrtspflege, Beiträge zur sozialen Fürsorge, hrsg. von Bruno Jung und Heinrich Weber, H. 1, Münster 1925, S. 7-9).
Theodor Brauer
(* 16.01.1880 in Kleve, † 190.03.1942 in Saint Paul, Minnesota) - Professor für Nationalökonomie an der TH Karlsruhe, ab 1928 für Sozialwissenschaften an der Univ. Köln, Sozialethiker. Theodor Brauer gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV an. Brauer emigrierte in den 1930er Jahren in die USA.
Götz Anton Briefs
(* 01.01.1889 in Eschweiler, † 16.05.1974 in Rom) – Professor für Wirtschafts-wissenschaft, 1928 Mitbegründer des Instituts für Betriebssoziologie und soziale Betriebslehre an der TH Berlin. Heinrich Weber und Götz Briefs korrespondierten miteinander. Als Leiter des Seminars für Gewerkschaftswesen kooperierte Weber mit dem betriebssoziologischen Institut. Ziel war Einblick in die Berufsdynamik zu gewinnen und einen vertiefte Sicht über das Berufsbewusstsein des Arbeitnehmers zu erlangen. Briefs referierte in der von Weber und Bruck geleiteten Westf. Verwaltungsakademie, u.a. zum Thema “Sozialversicherung und Wirtschaftsordnung” am 04.06.1930. Zudem veröffentlichte Briefs in der von Weber hrsg. Schrift “Gegenwartsfragen der deutschen Sozialversicherung” den Beitrag “Sozialpolitik und Wirtschaftsordnung” (1931, S. 100ff.) Im selben Jahr haben am 29. Dezember Heinrich Weber, Götz Briefs und Franz Keller gemeinsam eine Rundfunksendung zum Thema "Katholizismus und Eigentumsbegriff" im Deutschlandsender gestaltet. Briefs emigrierte 1934 in die USA.
Götz Briefs und Heinrich Weber gehörten dem 1920 gegründeten "Ausschuß für caritative Schulung im Zentalausschuss des DCV" an. (Vgl. Hans Josef Wollasch: Beiträge zur Geschichte der deutschen Caritas in der Zeit der Weltkriege. Freiburg 1978, S. 106).
Werner Friedrich Bruck
(* 23.08.80 in Breslau, † 29.05.1945 in New York, USA) – Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaften in Münster. Bruck erhielt am 22.08.1922, also fast gleichzeitig mit Heinrich Weber die Berufung an die Univ. Münster. Er war mit Professor Johann Plenge und Heinrich Weber an der Leitung des Staatswissenschaftlichen Instituts beteiligt. Nach Auflösung des Staatswissenschaftlichen Instituts zwischen 1923 und 1925 wurden Bruck und Weber 1924 gemeinsam zu Direktoren des “Instituts für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften” ernannt. Sie lösten sich in der Geschäftsführung jährlich ab. Nach der Berufung von Friedrich Hoffmann wurde auch dieser in das Direktorium aufgenommen. Die drei Professoren gaben 1926 – 1931 gemeinsam die “Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Abhandlungen” heraus, insgesamt 9 Hefte. Ferner gaben sie die Festschrift “Beamtenschaft und Verwaltungsakademie” anlässlich der Tagung des Reichsverbandes Deutscher Verwaltungsakademien am 1. u. 2. Juni 1928 und den Band “Probleme der Handwerkswirtschaft” (1930) heraus.
Bruck und Weber wurden 1923 als Vertreter der Professorenschaft in den Verwaltungsrat der neu gegründeten Westfälischen Verwaltungsakademie gewählt. Sie übernahmen auch die Studienleitung der Verwaltungsakademie.
Margarete Cordemann
(* 07.01.1889 in Minden, † 13.03.1968 in Gelsenkirchen) – Leiterin der Evangelischen Wohlfahrtsschule der Westfälischen Frauenhilfe in Bielefeld, ab 1930 in Gelsenkirchen. Margarete Cordemann war neben anderen in der Ausbildung von Sozialarbeiterinnen tätigen Frauen anwesend bei der Sitzung des Hauptausschusses für die Weiterbildung von Sozialbeamtinnen am 23.10.1927 in Münster, bei der Weber die Gründung einer “Akademie für soziale Frauenarbeit” und deren Anbindung an das Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Univ. Münster vorschlug. Die Anwesenden stimmten der Gründung eines eingetragenen Vereins mit dem Namen “Akademie für soziale Frauenarbeit” zu. Cordemann gehörte neben Weber dem Arbeitsausschuss der Akademie an und hat an der Akademie “Methodenfragen der Fürsorge und Sozialpolitik” gelehrt, im Sommer 1929 eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema “Die Familienfürsorge als Ausgangspunkt und gestaltendes Prinzip der Fürsorge” gehalten (am Standort Bielefeld) und im Rahmen eines Lehrgangs für Medizinerinnen 1931 zum Thema “Warum Familienfürsorge und nicht Spezialfürsorge?” referiert. 1933 wurde die Akademie, die im Volksmund kurz “Sofra” hieß, gezwungen, sich selbst aufzulösen. Cordemann schrieb später: “Der sog. ‘Umbruch’ im Jahre 1933 hat diese kostbare Arbeit zerschlagen, und an dem, was das neue Regime (…) an seine Stelle setzte, wurden wir nicht beteiligt”. (Näheres zur Akademie für soziale Frauenarbeit bei Manfred Hermanns: Sozialethik im Wandel der Zeit, 2006, S. 192-195 und Elli Reichert: a.a.O. 2008, S. 160-167).
Emmerich David
(* 07.05.1882 in Gillenfeld/Eifel, † 04.02.1983 in Köln) – 1931 – 1953 Generalvikar der Erzdiözese Köln. Heinrich Weber korrespondierte 1935 bis 1937 mit Generalvikar Emmerich David in Fragen der Bischöflichen Finanzkammer. Am 08.08.1935 teilte er ihm mit, dass er im Auftrag von Kardinal Bertram eine Denkschrift über “die Reform der klösterlichen und kirchlichen Finanzwirtschaft” erstellt hat. Weber informierte am 06.11.1936 David über die Eröffnung des Bischöflichen Institut für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft.
Im August 1945 mahnt Weber für das Institut einen überdiözesanen Zuschuss aus dem Erzbistum Köln bei Generalvikar David an. Weber betrieb also die Fortsetzung des Instituts im Westen von Recklinghausen aus. (Hist. Arch. des Erzbistums Köln, Sign. Gen I D 7 und Gen I D 10).
Franz Deus
(* 14.02.1901 in Düsseldorf, † 18.03.1970 in Essen) – Leiter der Akademie des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Hattingen. Franz Deus promovierte am 29.12.1926 bei Heinrich Weber mit dem Thema “Fürsorge für Hamborner Stadtkinder durch Entsendung auf das Land und in Heime in der Kriegs- und Nachkriegszeit” zum Dr. rer. pol.
vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Deus
Adolf Donders
(*15.03.1877 in Anholt, Kr. Borken, † 09.08.1944 in Langenhorst, Kr. Steinfurt) - Professor für Homiletik an der Univ. Münster, dort Kollege von Heinrich Weber, Dom- und Universitätsprediger. Caritaspräsident Kreutz bat Donders 1922, sich für die Berufung Webers an die Rechts- und Staatswiss. Fakultät einzusetzen, weil Weber dort eine größere Wirksamkeit als in der Katholisch-Theologischen Fakultät entfalten könnte. Es ist zu erwarten, dass Donders dieser Bitte entsprochen hat (s. Manfred Hermanns: a.a.O. 1998, S. 23/24).
Weber beteiligte sich an der von Max Meinerts und Adolf Donders hrsg. Festschrift für Joseph Mausbach, die den Titel trug "Aus Ethik und Leben" (1931).
Hedwig Dransfeld
(* 24.02.1871 in Hacheney bei Dortmund, † 13.03.1925 in Werl/Westf.) – Bundes-vorsitzende des “Katholischen Frauenbundes Deutschland” (KDF), Mitglied der Nationalversammlung und MdR. Hedwig Dransfeld gehörte bis zu ihrem Tod dem Zentralvorstand und dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV an.
Heinrich Weber schrieb über sie: “Seit Aufkommen der Frauenbewegung war Hedwig Dransfeld die Vertreterin der politischen Interessen der Frau. Sie selbst sah in der Heranziehung der Frau zu aktiver politischer Arbeit einen Fortschritt. Einen großen Teil ihrer hervorragenden Arbeitskraft widmete sie in den letzten Lebensjahren der parlamentarischen Arbeit. … Während ihrer Parlamentsarbeit haben vor allem die Fragen der Schule und des Jugendschutzes in ihr eine eifrige Förderin gefunden.” (Führende Sozialreformer in Rheinland-Westfalen, 1931, S. 147)
Ferdinand Emmerich
(* 21.06.1866, † 10.10.1943) – Domkapitular in Münster. Heinrich Weber hat in dem 1934 von Ferdinand Emmerich hrsg. Bd. “Das Bistum Münster” (1934) den Artikel “Caritas im Bistum Münster” verfasst.
Hans Engelmann
(* 22.04.1868 in Glatz, † 29.03.1948 in Altötting) - Landgerichtspräsident in Schweidnitz bis 1933. Engelmann war nebenamtlich Dozent an dem von Heinrich Weber geleiteten “Bischöflichen Institut für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft” und er veröffentlichte in der von Weber hrsg. Reihe “Kirchliche Verwaltungslehre, Schriftenreihe des Bischöflichen Instituts für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft” den Bd. 7 mit dem Titel “Sammlungsrecht und Kirche. Richtlinien für die Praxis” (Breslau 1940).
Anfang 1945 musste Engelmann mit seiner Frau Margarete ebenso aus Breslau fliehen wie Heinrich Weber.
Martin Faßbender
(* 24.03.1856 in Steinenbrück, † 29.12.1943 in Thesaurus) – Professor für Genossenschaftswesen, 1907-1918 MdR, 1921-1927 Mitglied des preußischen Landtages. Faßbender war von Beginn an Mitglied in dem 1921 gegründeten und von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV. Er hatte bereits Jahre zuvor zur Geschichte der Caritas gearbeitet, die er als einen Pfeiler der Caritaswissenschaft betrachtete (vgl. Martin Faßbender: Zur Geschichte des caritativen Lebens. In: Caritas, Jg. 16, 1910/11, S. 127-129).
Georg Fromm OMI
(* 06.11.1888 in Birkenfelde b. Heiligenstadt, † 24.10.1946 in Wien) – 1933-1939 Provinzial der Pallottiner der deutschen OMI-Provinz, 1939-1946 der sudetendeutsch-tschechischen Provinz. Georg Fromm war als Vertreter der Superioren-Vereinigung in der Anfangszeit Mitglied des Kuratoriums des 1936 gegründeten und von Heinrich Weber geleiteten “Instituts für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft” in Breslau. Schon bald übertrug er das Amt dem Franziskanerprovinzial Georg Simon OFM.
Clemens August Graf von Galen
(* 16.03.1878 in Dinklage, † 22.03.1946 in Münster) – Bischof von Münster, 1946 Kardinal. Weber hatte als 1. Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Münster und als Leiter der Bischöflichen Finanzkammer in vielfältiger Weise Kommunikation mit Bischof von Galen. Als das staatliche Hauptamt für Volkswohlfahrt 1935 eine Planwirtschaft für Wohlfahrtseinrichtungen anstrebte, sandte Weber am 18.04.1935 eine schriftliche Stellungnahme mit dem Titel “Erhebung zwecks Planwirtschaft wohlfahrtlicher Einrichtungen” an Bischof von Galen, in dem Weber das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgesellschaften zur selbstständigen rechtlichen Regelung und zur selbstständigen Verwaltung ihrer inneren Angelegenheiten hervorhebt und die Unabhängigkeit der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege betont (Arch. DCV, Sign. R 959). Am 25.09.1935 schrieb Bischof von Galen in der Sache der Bischöflichen Finanzkammer an Carl Joseph Kardinal Schulte: "Persönlich bin ich der Meinung, dass die Arbeit der Finanzkammer unbedingt in der von Prof. Weber begonnenen Art fortgesetzt und ausgebaut werden muss." (Hist. Arch. des Erzbistums Köln, Gen I D 7)
Infolge seiner erzwungenen Umsiedlung nach Breslau sah sich Weber 1936 genötigt. seinen Vorsitz im Diözesan-Caritasverband Münster niederzulegen. Bischof von Galen entsprach diesem Gesuch Webers nur ungern und erst am 15.04.1937. Der Bischof schrieb in seinem Dankesschreiben an Professor Weber am 30.03.1937 u.a.: “Wenn ich auch die Gründe, die Sie zu diesem Schritt veranlaßten, als berechtigt anerkennen muß, so habe ich mich doch nur ungern und zögernd entschließen können, Ihrer Bitte zu entsprechen. Denn ich weiß aus unmittelbarer Erfahrung, mit wieviel sachkundigem Eifer und weiser Tatkraft Sie jahrelang die Leitung des Diözesan-Caritas-Verbandes wahrgenommen haben, und mit welchem Erfolge Sie unermüdlich tätig waren, die Caritasarbeit in unserem Bistum nach innen und außen weiter auf- und auszubauen.” (Arch. DCV, Sign. 519,9 W). Aus Anerkennung seiner caritativen, pastoralen und theologischen Verdienste hat sich Bischof von Galen beim Apostolischen Stuhl dafür eingesetzt, dass Weber zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt wurde. Diese Ehrung erfolgte am 20.06.1938.
Max Joseph Größer
(* 15.08.1887 in Hannover, † 19.03.1940 in Berlin) – Pallottinerpater, Generalsekretär des St. Raphaels-Vereins. Max Größer muss Heinrich Weber spätestens bei der Zentralratssitzung des DCV am 01./02.10.1936 in München kennengelernt haben, bei der Größer als Gast teilnahm (Arch. DCV, Bericht über die Sitzung des Zentralrates des DCV 1936). Größer sorgte sich in dieser Zeit um die Auswanderung katholischer Juden in andere Länder Europas und in die USA. Er benötigte dazu die Hilfe des DCV (Vgl. Manfred Hermanns: Weltweiter Dienst am Menschen unterwegs. Friedberg 2011, insbesondere S. 120-148).
Felix von Hartmann
(* 15.12.1851 in Münster / W., † 11.11.1919 in Köln) – 1911-1912 Bischof von Münster, ab 1912-1919 Erzbischof von Köln. Heinrich Weber wurde am 01.01.1912 von ihm zum Priester geweiht.
Alexandrine (Alexe) Hegemann
(* 17.11.1877 in Münster, † 02.02.1926 in Freiburg i.Br.) – Referentin für Kinderfürsorge beim DCV, Vorsitzende des “Zentralverbandes katholischer Kinderhorte Deutschlands”. Alexe Hegemann gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV an. Hegemann sollte - nach dem Konzept von Heinrich Weber aus dem Jahr 1921 für ein “Handbuch der Wohlfahrtskunde” – zusammen mit Joseph Beeking den Abschnitt über die Jugendwohlfahrt schreiben.
Clara Hellraeth
(* 1865, † 1942) – Justizrätin, Mitbegründerin und Vorsitzende des Münsterischen Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder. Clara Hellraeth gründete auch die Kreisfürsorgerinnenschule Münster (Wohlfahrtsschule Münster), an der Heinrich Weber seit 1916 Wirtschaftswiss. und Wohlfahrtskunde lehrte. Frau Hellraeth gehörte seit der Gründung 1916 dem Vorstand und seit Juli 1923 auch dem Diözesanauschuss des Diözesan-Caritasverbandes an, an dem Heinrich Weber zunächst als Sekretär, ab 1920 als Caritasdirektor und ab 10.08.1923 als 1. Vorsitzender wirkte (vgl. Caritas-Verband für das Bistum Münster e.V., Berichtsjahr 1924, Münster 1925). Als Vorsitzende des Fürsorgevereins Münster nahm sie teil an der Wohlfahrtstagung der Provinz Westfalen am 27./28. November 1924 in Münster, auf der Weber über "Die Zusammenarbeit der öffentlichen und privaten Wohlfahrtspflege" referierte.
Rudolf His
(* 15.07.1870 in Basel, † 22.01.1938 in Münster) – Professor für Bürgerliches Recht an der Univ. Münster. Rudolf His unterstützte als Dekan Heinrich Weber tatkräftig bei dem Konflikt mit Professor Johann Plenge und beantragte in einem Schreiben an den Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung vom 21.12.1923 im Auftrag der Rechts- und Staatswiss. Fak. die Ausweitung der Funktionsbeschreibung der Professur Webers auf wirtschaftliche Staatswissenschaften über die ursprüngliche Aufgabenstellung Gesellschaftslehre und soziales Fürsorgewesen hinaus. Dekan His teilte alle weiteren Fakultätsbeschlüsse und Ministererlasse, die häufig Heinrich Weber betrafen, der Kath.-Theol. Fakultät der Univ. Münster in einem Schreiben vom 14.09.1925 mit.
Als nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 Druck auf Weber ausgeübt wurde, einen Antrag auf Versetzung in die Kath.-Theol. Fakultät zu stellen, der am 01.11.1933 stattgegeben wurde, schrieb His zuvor als Dekan der Rechts- und Staatswiss. Fakultät, dass die Fakultät das Ausscheiden von Prof. Weber“ lebhaft bedauert, da wir ihn in langjähriger Zusammenarbeit als Menschen und Kollegen schätzen gelernt haben” (Univ.arch. Münster, Kath.-Theol. Fak. I/4c). An Ministerialdirektor Gerullis vom Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hatte er am 18.07.1933 geschrieben: “Er [Weber] hat sich als Lehrer und Prüfer durchaus bewährt und sich um Einrichtung, Ausbau und Verwaltung des Instituts für Wirtschafts- u. Sozialwissenschaften große Verdienste erworben. Er hat insbesondere das Gebiet der Sozialpolitik und des Fürsorgewesens gepflegt (…). Die Fakultät würde es dankbar begrüßen, wenn Prof. Weber auch fernerhin die wissenschaftliche Arbeitsmöglichkeit auf seinem Spezialgebiet und durch geeignete Maßnahmen gewährleistet würde.” (ebd., ferner Bestand 30, Nr. 8 Fakultätssitzungen). Aber das bereits nationalsozialistisch besetzte Ministerium ließ sich nicht umstimmen. Es wollte den einflussreichen Heinrich Weber in seinen Wirkmöglichkeiten bewusst beschneiden.
Franz Hitze
(* 16.03.1851 in Hanemicke bei Olpe, † 20.07.1921 in Bad Nauheim) – Sozialpolitiker, erster Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls für christliche Gesellschaftslehre an der Univ. Münster. Franz Hitze hat selbst Heinrich Weber als Nachfolger vorgeschlagen, weil er Erfahrungen in der praktischen Seelsorge hätte und über gute, vertrauensvolle Beziehungen zum Diözesanklerus, u.a. durch seine häufigen Vorträge zu sozialen Themen verfüge (Univ.arch. Münster, Pers. Akte 41).
Heinrich Weber hat die sozialpolitischen Verdienste seines Vorgängers gewürdigt in dem Artikel “Das Sozialleben. Führende Sozialreformer in Rheinland-Westfalen” von 1931 sowie in einem eigenen Beitrag zu Franz Hitze in dem von der Historischen Kommission des Provinzialinstituts für westf. Landes- u. Volkskunde herausgegebenen Band “Rheinisch-westfälische Wirtschaftsbiographien” (1932, S. 318-338). Ferner hat er drei wirtschaftswissenschaftliche Dissertation über Franz Hitze erstellen lassen (Alfons Bergmann: Franz Hitze und die Handwerkerfrage, 1924; Karl Gosebruch: Franz Hitze und die Gemeinschaftsidee, 1927; Maria Moennig: Die Stellung der deutschen katholischen Sozialpolitiker des 19. Jahrhunderts zur ‘Staatsintervention’ in der sozialen Frage, 1927). Weber und Tischleder haben zudem ihr Buch "Wirtschaftsethik" (1931) dem Andenken von Franz Hitze und Heinrich Pesch gewidmet.
Friedrich Hoffmann
(* 13.10.1880 in Kiel, † 17.09.1963 ebd.) – Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Univ. Münster, 1931 in Greifswald, 1935 wieder in Münster. Nach seiner Berufung nach Münster wurde Friedrich Hoffmann in das bisher von Werner Friedrich Bruck und Heinrich Weber geleitete Direktorium des Instituts für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften aufgenommen. Mit Werner Friedrich Bruck und Heinrich Weber gab er die “Münsterer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Abhandlungen” heraus, insgesamt 9 Hefte. Gemeinsam schrieben die drei Institutsdirektoren am 19. März 1926 einen engagierten Brief über die "schwere Notlage des wirtschaftswissenschaftlichen Lehrbetriebs an der Univ. Münster" an den Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, in dem sie die Aufgaben und vielfältigen Seminare des Instituts für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften darlegten und um die Erhöhung des Instituts-Etats und der Zahl der Assistenten ersuchten (Univ.arch. Münster, Kurator, Fach 14. Nr. 1).
1931 hat Hoffmann zu der von Otto Most, Bruno Kuske und Heinrich Weber hrsg. “Wirtschaftskunde für Rheinland und Westfalen” einen Beitrag zum Hochschulwesen geliefert (S. 408-415).
Walther G. Hoffmann
(* 08.02.1903 in Hartmannsdorf, Schlesien, † 02.07.1971) - Professor für Volkswirt-schaftslehre an der Univ. Münster. Als Dekan der Rechts- u. Staatswiss. Fak. hat Walther G. Hoffmann sich in einem Schreiben vom 06.09.1945 an den Oberpräsidenten der Provinz Westfalen Amelunxen für die Restitution von Heinrich Weber eingesetzt. In einem weiteren Schreiben vom 13.12.1945 an den Oberpräsidenten teilte er mit, dass die Rechts- u. Staatswiss. Fakultät beschlossen hat, für Professor Weber im “Interesse einer sofortigen Restituierung” den freien Lehrstuhl des verstorbenen Professors Neuwiem vorzuschlagen (Univ. arch. Münster, PA Heinrich Weber, Sign. 223, Bd. 2).
Hoffmann hat zusammen mit den Professoren Heinrich Weber und Adolf Katzer (Theoretische Physik) und dem Studenten Hermann Pünder (Sohn des Kölner Oberbürgermeisters Hermann Pünder) im Herbst 1945 die Studentenhilfe Münster e.V., das spätere Studentenwerk Münster wiederbegründet. In den folgenden Jahren hat er als Geschäftsführender Vorstand dort Aufbauarbeit geleistet. Er war beteiligt an den Vorüberlegungen zur Gründung der Sozialforschungsstelle Dortmund der Univ. Münster und wurde nach dem Tod Heinrich Webers dessen Nachfolger als Direktor dieses Forschungsinst.
Theodor Holling
(* 10.03.1888 in Papenburg, † 28.08.1964) – Caritasirektor des Diözesan-Caritas-verbandes Münster, Domkapitular. Theodor Holling war Konsemester von Heinrich Weber und seit dem gemeinsamen Studium mit ihm befreundet. Er wurde zusammen mit Joseph Tenspolde Nachfolger von Heinrich Weber als Caritasdirektor und hat seine Aufbauarbeit tatkräftig und organisatorisch geschickt fortgesetzt. Bei der Zentralratssitzung des DCV im November 1925 in Speyer hielt Holling in Anwesenheit von Weber ein Referat über “Katholische Lehrerschaft und Caritasverband”, in dem er häufig vertretene Anliegen von Weber zur Förderung der Caritasgesinnung, zur caritativen Bildung und zu organisatorischen Maßnahmen aufgriff (Arch. DCV, Sign. 111.055-1925/3, Fasz. 1925). 1934 hat er in dem von Professor Ferdinand Emmerich hrsg. Band "Das Bistum Münster" einen kenntnisreichen Artikel über das “Gegenwartsschaffen der Caritas im Bistum Münster” (S. 132-138) veröffentlicht.
Hildegard Hübinger
(* 24.09.1890 in Duderstadt, † 15.02.1944 in Fulda) – Leiterin der Caritasschule Freiburg (1919-1925), Geschäftsführerin des Fachausschusses für caritative Schulung. Hildegard Hübinger gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswiss. des DCV an. Sie sollte nach dem Plan für das von Heinrich Weber 1921 konzipierte ”Handbuch der Wohlfahrtskunde” die Kapitel über die “sozial-hygienische Fürsorge” schreiben. Dieses Handbuch ist aber nie erschienen. (Näheres Elli Reichert a.a.O., S. 128/129). Ferner trafen sich Hübinger und Weber in dem 1920 gegründeten "Ausschuss für caritative Schulung im Zentralausschuß des DCV" (Vgl. Hans-Josef Wollasch: Beiträge zur Geschichte der deutschen Caritas in der Zeit der Weltkriege. Freiburg 1978, S. 106). Frau Hübinger hat Weber in einem Brief vom August 1921 gebeten, sie in die Konferenz Sozialer Frauenschulen aufzunehmen. Weber antwortet ihr, dass sie sich in dieser Sache unmittelbar an die Vorsitzende der Konferenz Dr. Alice Salomon wenden möge. (Arch. DCV, Sign. 113.39.025 Fasz. 01).
Hubert Jedin
(* 17.06.1900 in Großbriesen, Kr. Grottkau/ Schlesien, † 16.07.1980 in Bonn) – 1930-1933 Dozent für Kirchengeschichte an der Universität Breslau, 1933-1936 Archivar des Erzbistums Breslau, 1936-1949 Bibliothekar am Campo Santo Teutonico in Rom, 1949-1965 Professor für Kirchengeschichte an der Univ. Bonn. Weber hatte Jedin 1936 als Dozenten für das Bischöfliche Institut für kirchliche Verwaltung u. Finanzwirtschaft gewonnen, Jedin musste aber schnell vor dem Zugriff der Gestapo emigrieren. Jedin erwähnt in seiner Autobiographie, dass Weber ihn ermuntert hätte, “die Wechselwirkung zwischen der Wirtschaftsentwicklung (z.B. der Entstehung der Geld- und später der Kreditwirtschaft) und der spirituellen Aktivität der Kirche im Zusammenhang zu untersuchen und darzustellen”. (Hubert Jedin: Lebensbericht. Mainz 1984, S. 90).
Kuno Joerger
(* 16.05.1893 in Heidelberg, † 04.11.1958 in Freiburg i. Br.) – Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes (DCV). Kuno Jörger und Heinrich Weber arbeiteten in mehreren Gremien des DCV zusammen, u.a. im Zentralrat, Zentralvorstand, Wirtschaftsbeirat und im “Ausschuß für caritative Schulung im Zentralausschuß des DCV” und in dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss für Caritaswiss. Am 10.10.1931 schrieb Joerger in der Angelegenheit der internationalen Konferenz für Sozialarbeit und Wohlfahrtspflege u.a. an Weber: “Es freut mich sehr, dass Sie diesen Aufgaben der internationalen Wohlfahrtsarbeit ein so reges Interesse entgegenbringen.” (Arch. DCV, Sign. 113,1 – 0.25).
Karl Wilhelm Jötten
(* 04.03.1886 in Essen, † 13.05.1958 in Münster/W.) – Professor für Hygiene und Bakteriologie an der Medizinischen Fakultät der Univ. Münster. Er gründete 1924 das hygienische Institut. Mit Heinrich Weber gab er 1932 das “Lehrbuch der Gesundheitsfürsorge” heraus. Das Lehrbuch ging aus einem Vortragszyklus hervor, der von diesem Institut in Verbindung mit der medizinischen Fakultät, dem Fürsorge-Seminar, dem Landesfürsorgeverband und der Landesversicherungsanstalt der Provinz Westfalen stattfand. Weber hat darin einen Artikel zum Thema “Die Gesundheitsfürsorge im Rahmen der sozialen Fürsorge (S. 7-24) und Jötten Beiträge zu “Gesundheitsfürsorge und Statistik” (S. 25-53) und zur “Schulgesundheitsfürsorge” (S. 94-113) veröffentlicht. Im letzteren Artikel widmet sich Jötten vor allem den Krankheiten im schulpflichtigen Alter, besonders den Infektionskrankheiten und der Tuberkulose. Zuvor hatte Jötten einen Artikel über "Die Ursachen der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit und ihre Bekämpfung" in dem von Heinrich Weber hrsg. Bd, "Gesundheitsfürsorge und Kommunalverwaltung" (Beiträge zur sozialen Fürsorge, H. 15, 1931) verfasst. Im Rahmen der Akademie für soziale Frauenarbeit hat er im November 1931 mitgewirkt an dem Lehrgang für Medizinerinnen zum Thema "Die Ärztin vor sozialen Aufgaben". Er referierte über "Die wirtschaftlichen und sozialen Krankheits- und Todesursachen im Spiegel der Statistik".
Bruno Karl August Jung
(* 02.04.1886 in Essen, † 13.12.1966 in Göttingen) – Landesrat der Provinzialverwaltung von Westfalen und Dezernent des Landesfürsorgeverbandes Westfalen, seit 1926 Oberbürgermeister von Göttingen. Weber arbeitete mit Jung im Bereich der Fürsorge für die Provinz Westfalen zusammen. Sie gestalteten weithin die gemeinsame Tagung der öffentlichen und privaten Wohlfahrtspflege im November 1924 in Münster, die die neuere Wohlfahrtsgesetzgebung der Weimarer Republik erörterte und für die Provinz Westf. umzusetzen versuchte. Jung und Weber gaben 1925 - 1927 gemeinsam die “Beiträge zur soziale Fürsorge” im Auftrag des Westf. Provinzialverbandes heraus, darunter Werke zur allgemeinen Problematik der Wohlfahrtspflege, wie zu speziellen Themen wie Kindergesundheitsfürsorge, Blindenwesen, Behindertenfürsorge, Alkoholismus wie zum großstädtischen Gesundheitsamt. Noch als Oberbürgermeister von Göttingen hat Jung selbst einen Artikel zum Thema "Aufgaben und Ziele einer modernen Blinden- und Taubstummenfürsorge" im Bd. 15 der "Beiträge zur sozialen Fürsorge" mit dem Titel "Gesundheitsfürsorge und Kommunalverwaltung" (Münster 1931, S. 129-140) verfasst.
Johannes Kaps
(* 12.08.1906 in Breslau, † 24.11.1959 in München) – Konsistorialrat in Breslau, 1956 Privatdozent am Kanonistischen Institut der Univ. München. Johannes Kaps veröffentlichte in der von Heinrich Weber hrsg. Schriftenreihe des Bischöflichen Instituts für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft Bd. 3 mit dem Titel “Das Testament der Geistlichen” (1938, 3. Aufl. 1941). 1936 absolvierte er den Studienkurs des von Heinrich Weber geleiteten Instituts für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft. Im WS 1939/40 wirkte er mit an dem Studienkurs als Dozent mit dem Thema "Diözesanverfassung und -verwaltung" (vgl. Josef G. Stanzel, a.a.O., S. 196).
Franz Keller
(* 24.07.1873 in Karlsruhe, † 06.06.1944 in Freiburg i. Br.) Professor für Moraltheologie und Leiter des Instituts für Caritaswissenschaft an der Univ. Freiburg/Br. Dieses Institut begründete er 1925. Franz Keller gehörte dem Zentralvorstand und dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss für Caritaswissenschaft an und war dort einige Jahre Webers Stellvertreter im Vorsitz. Ferner arbeitete mit Heinrich Weber im Ausschuss für caritative Schulung im Zentralausschuss des DCV. 1925 berichtete Keller im Fachausschuss Caritaswissenschaft über das mit Hilfe des DCV errichtete Institut für Caritaswissenschaft an der Univ. Freiburg. Er gab mit Heinrich Weber und Heinrich Auer die Schriften zur Caritaswissenschaft, 6 Bde. 1925 – 1934 heraus, ferner hat Heinrich Weber in dem von Keller hrsg. “Jahrbuch der Caritaswissenschaft” 1930 und 1933 veröffentlicht. Wie sehr Weber dieses Jahrbuch geschätzt hat, geht aus seinem Kommentar in seinem Buch "Das Wesen der Caritas hervor: "Das Jahrbuch, dessen 1.Band 1927 erschien, will aus wissenschaftlicher Schau gleichsam einen jährlichen Rechenschaftsbericht über die theoretische und praktische Caritasarbeit geben... Als Gesamtwerk ist das Jahrbuch für die Caritaswissenschaft von nicht zu unterschätzender Bedeutung." (Weber; Das Wesen der Caritas, 1938, S. XVI). Weber hat Keller in vielen seiner Werke zitiert.
Maria Kiene
(* 08.04.1889 in Schwäbisch-Hall, † 28.09.1979 in Freiburg i. Br.) – Referatsleiterin für Kinderfürsorge beim DCV, Mitbegründerin katholischer Berufsorganisationen. Maria Kiene gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV an.
Arthur Hugo Klieber
(* 14.02.1877 in Neustruppen, † 15.08.1930 in Berlin) – Generaldirektor des Deutschen Caritasverbandes. Arthur Hugo Klieber und Heinrich Weber trafen sich auf mehreren Ebenen des Deutschen Caritasverbandes, u.a. im Zentralrat und Zentralvorstand. Ferner gehörte Klieber bis zu seinem Tod dem von Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV an. Die Herausgabe des “Jahrbuches für Caritaswissenschaft” übertrug der Ausschuss dem Caritaswissenschaftler Franz Keller in Verbindung mit Generaldirektor Arthur Hugo Klieber und dem Geschäftsführer des Ausschusses Heinrich Auer.
Theodor Kochmeyer
(*05.04.1853 in Erxleben/Sachsen; 17.08.1929 in Münster i.W.) – Pfarrer in Münster, Liebfrauen-Überwasser, Stadtdechant und Ehrendomkapitular in Münster. Msgr. Kochmeyer war Gründungs- und Vorstandsmitglied des 1916 gegründeten Diözesan-Caritasverbandes Münster. Am 09.07.1923 wurde er bei seiner Generalversmmlung in den Diözesanausschuss gewählt. (Caritas-Verband für das Bistum Münster e.V., Berichtsjahr 1924, Münster 1925, S. 7/8).
Friedrich Kortz
(* 24.02.1866 in Essen; 16.04.1932 in Köln) – Oberstudiendirektor in Köln. Friedrich Kortz war Mitglied in dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV. Ferner gehörte er als Vorsitzender des Ausschusses für Armen- und Familienpflege wie Weber dem Zentralvorstand des DCV an.
Max Kraß
(* 1873, † 1949) - Landesrat (Landesversicherungsanstalt Münster). Weber und Kraß waren Teilnehmer der Wohlfahrtsveranstaltung des Landesfürsorgeverbandes der Provinz Westfalen am 27. und 28. November 1924 in Münster (Quelle: Teilnehmerliste, in: Gegenwartsfragen der Wohlfahrtspflege, Beiträge zur sozialen Fürsorge, hrsg. von Bruno Jung und Heinrich Weber, H. 1, Münster 1925, S. 7-9). Kraß hat mehrere Artikel zu diesen "Beiträgen" in den folgenden Jahren verfasst, u.a. Die Kinderfürsorge der Landesversicherungsanstalt Westfalen, in: Die Kindergesundheitsfürsorge in der Provinz Westfalen, H. 3, Münster 1925, S. 66-73; Die Bekämpfung des Alkoholismus durch die Landesversicherungsanstalt Westf., in: Alkoholismus u. soziale Fürsorge, H. 8, Münster 1927, S. 100-103; Die Landesversicherungsanstalt Westfalen in der Tuberkulosebekämpfung, in: Tuberkulose und Tuberkulosefürsorge, H. 9, Münster 1927, S. 56-59.
Joseph August Krautscheidt
(*02.11.1910 in Siegburg; † 15.01.1981) – 1939 Assessor der Vermögensverwaltung des Generalvikariats Köln, Domvikar, 1952 erster Generalvikar des neugegründeten Bistums Essen. Joseph Krautscheidt war 1938/39 Lehrgangsteilnehmer an dem von Heinrich Weber geleiteten Institut für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft in Breslau. (Vgl. Josef G. Stanzel, a.a.O., S. 194).
Engelbert Krebs
(* 04.09.1861 in Freiburg i.Br., † 29.11.1950 ebd.) – Professor für Dogmatik an der Univ. Freiburg i.Br. Engelbert Krebs war Mitglied in dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswiss. des DCV. In seinem Buch "Das Wesen der Caritas" berücksichtigt Weber das von der christlichen Caritas handelnde Büchlein "Das Kennzeichen der Jünger" (1921) von Engelbert Krebs. Er schreibt dazu: "Das Buch ist vom theologisch-wissenschaftlichen Standpunkt geschrieben. Es ist entstanden aus Vorträgen, die der Verfasser auf einem caritaswissenschaftlichen Lehrgang 1919 in Freiburg hielt." (S. XVII).
Benedict Kreutz
(* 15.01.1870 in St. Peter/ Schwarzwald, † 25.071949 in Freiburg i.Br.) – zweiter Präsident des Deutschen Caritasverbandes. Benedict Kreutz promovierte 1921 mit dem Thema “Das ländliche Gemeindeheim. Eine Studie zur ländlichen Wohlfahrtspflege” bei Johann Plenge und Heinrich Weber. Weber schrieb dazu in seinem Gutachten am 20.06.1922 u.a.: "Die Arbeit stellt eine durchaus selbständige, wissenschaftliche Behandlung einer wohlfahrtspflegerischen Frage dar, die bislang im Schrifttum überhaupt noch nicht untersucht wurde. Der Verf. ist erstmalig den geschichtlichen Zusammenhängen nachgegangen (...) Mit dem behandelten Stoff ist er offenbar vollkommen vertraut und hat das Problem in übersichtlicher Weise möglichst allseitig vom soziologischen, ökonomischen, organisatorischen, staats- und sozialpolitischen Standpunkt aus beleuchtet, sodaß die Arbeit jedem Wohlfahrtstheoretiker und -praktiker beachtenswert sein wird." (Univ.arch. Münster, Rechts- u. Staatswiss. Fakultät Promotionsakten Nr. 392).
Kreutz setzte sich durch Schreiben an Bischof Johannes Poggenburg und Professor Dr. Alfred Donders im Juli 1922 dafür ein, dass Webers Professur in der Rechts- und Staatswiss. Fakultät und nicht in der Kath.-Theol. Fakultät der Univ. Münster angesiedelt wurde.
Kreutz und Weber arbeiteten auf vielen Ebenen des Deutschen Caritasverbandes eng miteinander, u.a. im Zentralrat und Zentralvorstand. Sie stimmten alle Planungen brieflich oder mündlich aufeinander ab. Auf der Zentralratssitzung im April 1923 wurden vom Zentralvorstand Kreutz und Weber sowie Oberpräsident Dr. Würmeling, Amtsgerichtspräsident Riss und Frau Margareta von Bertrab als Sachverständige zur Vorbereitung eines Entwurfs des Reichswohlfahrtsgesetzes gemeinsam vorgeschlagen.
Die Verbundenheit der beiden Freunde Kreutz und Weber kommt u.a.in den Glückwünschen zum Ausdruck, die Kreutz nach der Ernennung Webers zum päpstlichen Hausprälaten am 20.06.1938 ihm sendet: “Mit unserer Gratulation verbinden wir die erneute Versicherung unseres tiefempfundenen und wärmsten Dankes für Ihre so überaus schätzenswerte und erfolggekrönte Mitarbeit im grossen deutschen Caritaswerk, ganz besonders auch als Vorsitzender der Finanzkommission und Mitglied des Wirtschaftsrates.” (Arch. DCV, Sign. 519,9 W, Fasz. 1).
Weber konnte Kreutz auch 1936 als Mitglied des Kuratoriums des neugegründeten “Instituts für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft” gewinnen. Auch während des Zweiten Weltkrieges blieben Weber und Kreutz in ständigem Kontakt und trafen sich zu Besprechungen in Berlin, Köln oder Freiburg. Nach Webers Flucht aus Breslau war Benedikt Kreutz einer seiner ersten Briefadressaten, wie aus der Antwort von Kreutz an Weber vom 06.03.1945 hervorgeht: “Mein lieber Freund! Von ganzem Herzen bin ich Dir dankbar, dass Du von Schloss Rothestein uns gleich Nachricht gegeben hast. Dein Brief hat allerdings vom 14. II. bis gestern, den 5.III. gebraucht. Wir haben uns recht um Dich gesorgt. … Nun bist Du wenigstens in Sicherheit.” (Arch. DCV, Sign. 081/04-W).
Bereits am 11. und 12. August 1945 fanden in Köln-Hohenlind zwischen Prälat Benedict Kreutz und Heinrich Weber Besprechungen über die Weiterführung der Arbeit des DCV statt, an denen ferner Generalsekretär Kuno Joerger und Domkapitular Dr. Franz Müller vom Caritas-Diözesanverband Köln teilnahmen. Auf Webers Anregung hin wurde 1946 die Hauptvertretung des DCV für die britische Zone ins Leben gerufen und zu ihrem vorläufigen Sitz Recklinghausen, d.h. der Nachkriegswohnsitz von Weber bestimmt. Diese Neustrukturierung war erforderlich geworden, da mit dem Untergang des Deutschen Reichs dem Spitzenverband des DCV der Ansprechpartner verloren gegangen war. An die Stelle des Zentralstaates traten jetzt der Kontrollrat und die Militärregierungen der Besatzungsmächte. Geleitet wurde die Hauptvertretung gemeinsam von Heinrich Weber und Prälat Franz Müller.
Die innige Freundschaft von Kreutz und Weber kommt besonders deutlich im Schreiben von Kreutz während der Krankheit Webers Krankheit am 09.08.1946 zum Ausdruck: “Du machst mir mit Deiner Erkrankung recht Sorge. Ich nehme innigen Anteil und möchte Dich doch gütigst bitten, mich wissen zu lassen, wie es Dir geht. Ich deute es zwar als ein gutes Zeichen, dass man mich nicht fernerhin unterrichtet hat. Doch Du weisst, wie sehr ich Dir verbunden bin und wie sehr Dein Leid auch mein Leid ist. … Ich schliesse Dich täglich in meine Gebete ein, denke viel an Dich.” (Arch. DCV, Sign. 113,1.025, Fasz. 1919-1962).
Kreutz schrieb nach dem frühen Tod von Weber an Webers Haushälterin Frau Lumme: “Sie glauben nicht, wie er mir heute fehlt. Seine klare Sicht, seine unwandelbare Treue zur Gesamtbewegung, seine persönliche Freundschaft zu mir stärkten in mir immer das Gefühl der Selbstsicherheit” (Arch. DCV, Sign. 519/9 W).
Wilhelm Kromphardt
(* 30.05.1897 in Schönebeck, Elbe, † 26.02.1977 in Heidelberg) - Professor für Wirtschaftswissenschaften an den Univ. Münster, Rostock (1937-1945), Hannover (1946-1949), Göttingen (1949-1956), Heidelberg (ab 1956). Kromphardt war 1924 Assistent an dem von Bruck, Hoffmann und Weber geleiteten Inst. für Wirtschafts- u. Sozialwissenschaften. Er habilitierte sich 1926 in der Rechts- und Staatswiss. Fakultät der Univ. Münster. Seine Habilitationsschrift "Die Systemidee im Aufbau der Casselschen Theorie" wurde als Heft 4 in der von Bruck, Hoffmann und Weber hrsg. Schriftenreihe "Münsterer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Abhandlungen" 1927 veröffentlicht. Er war fortan Privatdozent und ab 1931 außerordentlicher Professor in der Rechts- u. Staatswiss. Fakultät und damit Kollege von Weber.
Bruno Kuske
(* 29.06.1876 in Dresden, † 18.07.1964 in Köln) – Professor für Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftsgeographie an der Univ. Köln und 1920 - 1933 Direktor des Rhein.-Westf. Wirtschaftsarchivs. Zusammen mit Heinrich Weber und dem Politiker Otto Most veröffentlichte Bruno Kuske 1931 die zweibändige “Wirtschaftskunde für Rheinland u. Westfalen”, die eine zusammenfassende Darstellung des damaligen Standes und der Entwicklung des rheinisch-westfälischen Wirtschaftslebens brachte. Es war ein wichtiges Nachschlagewerk über Wirtschaft, Verwaltung und Politik des Rheinlandes und Westfalens. Ferner gaben sie gemeinsam einen “Grundriß der rheinisch-westfälischen Wirtschaftskunde” als Kurzausgabe der “Wirtschaftskunde für Rheinland und Westfalen” im gleichen Jahr heraus.
Ferner begegneten sich Kuske und Weber bei der Gründung der Sozialforschungs-stelle Dortmund im April 1946, bei der Kuske ein Referat über die grundsätzliche Bedeutung dieser Forschungsstelle hielt. Kuske leitete fortan die wirtschafts-geschichtliche und wirtschaftsräumliche Abteilung des Instituts.
Maria Laarmann
(* 01.08.1891 in Essen, † 13.06.1958 in Düsseldorf) – Regierungsrätin im Dezernat für Jugend- und Wohlfahrtspflege beim Regierungspräsidenten in Münster, ab 1947 Ministerialrätin im Sozialministerium des Landes NRW. Nebenberuflich lehrte Maria Laarmann an der Wohlfahrtsschule in Münster, an der auch Heinrich Weber seit 1916 Volkswirtschaft und Wohlfahrtskunde unterrichtete und deren Vorsitzender er seit 1923 war. Beide nahmen teil an der Wohlfahrtstagung der Provinz Westfalen am 27./28. November 1924 in Münster. Ferner nahm Frau Laarmann am 23.10.1927 teil an der Sitzung des Hauptausschusses für die Weiterbildung von Sozialbeamtinnen, auf der die Gründung der Akademie für soziale Frauenarbeit beschlossen wurde; sie gehörte außer Weber und Cordemann dem Arbeitsausschuss dieser Akademie an und war als Studienleiterin und Referentin bei der Akademie tätig. Im Winter 1930/31 leitete sie z.B. die Vortragsreihe “Die Arbeiterbewegung in der Gegenwart unter Berücksichtigung ihrer wirtschaftlichen, sozialen und Bildungsaufgaben (Arch. DCV, Sign. 319.4 F07/04 Fasz. 1). 1931 hat Maria Laarmann einen Beitrag zum Thema “Die soziale Verwaltung in Rheinland und Westfalen” zu der von Otto Most/ Bruno Kuske und Heinrich Weber hrsg. “Wirtschaftskunde für Rheinland und Westfalen” geschrieben (1931, S. 252-263).
Ernst Lange
(* 1876 in Wallisfurth, † 1973) – Prälat, Domkapitular, Caritasdirektor des Diözesan-Caritasverbandes Breslau. Ernst Lange gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV an. Als Heinrich Weber 1935 auf den Breslauer Lehrstuhl für Caritaswissenschaft berufen wurde, wandte sich Lange, der Weber freundschaftlich verbunden war, an den Caritasverband in Freiburg mit der Bitte, für den Diözesan-Caritasverband Breslau die im Caritasverband erschienenen Publikationen zur Verfügung zu stellen und einen Geldbetrag von etwa 1.ooo RM zu bewilligen. (Arch. DCV, Sign. 113.39.025 Fasz. 01).
Heinrich Lechtape
(* 31.05.1896 in Recklinghausen, † 16.01.1936 in Münster i.W.) – Privatdozent für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Univ. Münster. Der dem Solidarismus nahestehende Soziologe und Sozialpolitiker Heinrich Lechtape war Assistent bei Heinrich Weber am Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Er verfasste im Dezember 1924 ein Gutachten “über den Ausbau eines Seminars für Arbeitgeberfragen” bei diesem Institut. Er wies darauf hin, dass an vielen Universitäten Vorlesungen über Gewerkschaften, aber fast keine über Arbeitgeberverbände gehalten wurden. Er selbst hielt im WS 1924/25 ein Kolleg über Arbeitgeberverbände. 1926 veröffentlichte er in der von Bruck, Hoffmann und Weber hrsg. Reihe “Münsterer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Abhandlungen” den Band “Die deutschen Arbeitgeberverbände, ihre volkswirtschaftliche Funktion und ihre soziologischen Grundlagen”. Zuvor hatte er eine kleine Schrift über “Die Frage der Steuergerechtig-keit” verfasst, in der er die Fragen der Steuerpflicht, der Gerechtigkeit der Besteuerung, der Steuertheorien und des sozialpolitischen Zwecks der Besteuerung unter sozialethischen Gesichtspunkten behandelte. 1928 legte er seine Habilitationsschrift zum Thema “Die menschliche Arbeit in der wissenschaftlichen Sozialpolitik” vor, zu der Heinrich Weber ein Gutachten verfasste. Er schrieb darin am 04.06. 1928 u.a.: “Der Verfasser beweist durch die Abhandlung, dass er die sozialpolitische Literatur, namentlich die neuere, recht gut kennt und sich namentlich mit den neueren Ideenströmungen der wissenschaftlichen Sozialpolitik vertraut gemacht hat. Als Ganzes gesehen, zeigt die Arbeit die Fähigkeit des Verfassers sich kritisch mit einer bislang noch völlig ungeklärten wissenschaftlichen Frage auseinander zu setzen.” (Univ. arch. Münster, Rechts- u. Staatswiss. Fakultät PA Nr. 9). 1931 hat Lechtape zu der von Heinrich Weber, Bruno Kuske und Otto Most hrsg. “Wirtschaftskunde für Rheinland und Westfalen” einen Beitrag zum Baugewerbe geliefert (S. 549-550). Die Kölnische Volkszeitung veröffentlichte am 22.01.1936 einen Nachruf, der die wissenschaftlichen Leistungen von Lechtape insbesondere in der Soziologie und Sozialpolitik hervorhob. Zudem hat Ludwig Heinrich Adolf Geck 1956 in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (8. Jg., S. 634-641) das wissenschaftliche Werk von Lechtape gewürdigt.
Johann Leicht
(* 19.12.1868 in Bischburg; † 14.08.1940 in Bamburg) – Domkapitular in Bamberg, 1913-1918 und 1920-1933 MdR. Johann Leicht und Heinrich Weber begegneten sich 1920 – 1933 im Zentralvorstand des DCV.
s. Fortsetzung in Teil II und Teil III
Bürgerreporter:in:Manfred Hermanns aus Hamburg |
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