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Weihnacht in der "Unterschicht" * (Gedicht)

Mutter in der Küche den Braten bewacht,
Vater im Ständer den Baum fest macht,
Kind nervös an den Nägeln kaut,
Die Oma ihm deshalb auf die Finger haut.

Das Kind Vater und Baum im Weg rum steht,
und deshalb in die Küche naus geht.
Die Mutter meint: „du störst mich immer,
geh’ lieber Spielen in dein Zimmer!“

Im Kinderzimmer aber recht langweilig ist,
das Kind `n ganzen Schokonikolaus auffrisst.
Die Oma schreit: „Sag mal Kind, spinnst jetzt total,
und dann hast kein Hunger mehr – Herrgott noch mal!“

Aus dem Radio „leise rieselt der Schnee…“ erklingt,
draußen d’ Sonn’ bei 18 Grad versinkt,
gestapelt im Flur die ganzen Weihnachtspack’l,
ans unterste pieselt grad da Dackel.

Da Vater schreit: „Au - Kruzitürken und Zefix,
klappt denn heut’ auch wirklich nix…
muss ich mir jedes Mal so auf die Finger hau’n
scheiß Weihnachten - nächstes Jahr gibt’s an Plastikbaum!“

Die Oma sieht die o’bieselten Packerl,
und schnappt sich dann auch gleich den Dackel,
der gleich eine hinter die Löffel kriegt
und in hohem Bogen auf’ m Balkon raus fliegt.

Überall in der Wohnung Schweinebratenduft,
die Mutter alle zum Essen ruft,
der Vater sein Braten mit vier Knödel nei haut,
das Kind ohne Hunger auf einem Ripperl rumkaut.

Danach wird gesungen Stihihillehehe Nacht….
während jeder sei o’bieselts Packerl auf macht.
Am Vater haben’s wieder zwei Krawatten geschenkt
die er zu de vom letzten Jahr in Schrank nei hängt.

Das Kind hat sich eigentlich an Computer g’wünscht,
kriegt aber a Paar selbergestrickte Strümpf.
Die Mutter und d’ Oma miteinand’ für die Küch a Gerät,
damit das Kochen in Zukunft leichter geht.

So schauen alle auf ihre Geschenke unterm Baum voller Lichter,
und allenthalben gibt’s a paar lange Gesichter,
Da Vater meint: „Ja mei schaut’s halt ned so,
des Geld von Hartz Vier war halt a no ned do.“

Da Vater schenkt sich die vierte Halbe ei,
und für die Weiber a Norgerl vom Aldi-Wein,
Fürs Kind an Kinderpunsch haben’s gemacht,
und aus’m Radio klingt die „Stille Nacht“

Dann meint die Mutter, dass man scho froh sei kann,
wenn wir heut alle was Warmes zum Essen ham.
Die Oma meint: „ Hauptsach’ ist doch, mir san satt,
denn früher ham ma no viel weniger g’habt.“

Da Vater lallt nach acht Halbe Bier: „ ja mei,
hoffentlich sind die scheiß Tag bald vorbei.“
Zum Kind: „so, du verschwindest aber jetzt ins Bett,
Die Mutter meint: „ des war doch heut trotzdem nett…“

Die Oma singt: „Lasst uns froh und munter sein…“
und alle stimmen sie froh mit ein.
Da Vater denkt, ja mei des ist halt mal so…
aber vor Ostern… da graut mir scho!

O du fröhliche…!

* "Unterschicht" - ehemals eine Bezeichnung gewisser Regierungskreise für gewisse Bevölkerungsschichten!

aus: W.Kreiner
"kein Grund, lauthals zu singen..."
Gryphon-Verlag München
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