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Unglaublich heiliges Zeug; oder: Der Stoff aus dem Glossen sind

Eine Meldung im Vermischten regt meine Fantasie an: Im italienischen Perugia wird die heilige Windel verehrt. Keine Real-Satire, sondern Ernst. Wenn das keine Vorlage für eine Feiertags-Glosse zu Christi Himmelfahrt ist, was dann? Vor meinem inneren Auge entstehen immer absurdere Ideen: heilige Fingernägel, heiliger Popel, eine heilige Vorhaut sogar und schließlich die Schusspointe. Was für ein Brüller!

Die Recherche ernüchtert mich schlagartig: heilige Finger- und Zehennägel sowie heilige Milchzähne werden über das ganze alte Europa verteilt verehrt. Die heiligen Sandalen des Herrn sind in Prüm Gegenstand frommer Verehrung – daher wissen wir, dass Jesus Schuhgröße 38 gehabt haben muss. Und in nicht weniger als 14 Kirchen, Domen und Kathedralen werden Stücke der Heiligen Vorhaut sicher verwahrt. Unter anderem in Antwerpen, in Hildesheim und im Kloster Andechs.

Wer das „unglaublich“ findet, der hat den heiligen Nagel (Reliquie im Petersdom) auf den Kopf getroffen. Die Häufung von heiligen Christus-Reliquien ist geradezu inflationär. So hätte der Heiland während seiner Jugend praktisch immer eine Fährte ausgefallener Milchzähne hinterlassen müssen, um den Bedarf an Reliquien überhaupt decken zu können. Ganz nebenbei bemerkt: offenbar ist ihm kein einziger bleibender Zahn jemals abhanden gekommen. Klar, nach geltender Lesart ist Christus „intakt“ zum Himmel aufgefahren, also in körperlicher Vollständigkeit, was im Mittelalter auch prompt zu einem Expertenstreit über die Vorhaut ausgelöst hat. Nicht im allgemeinen, sondern wie der im Auffahren begriffene Messias wieder in den Besitz seiner im zarten Knabenalter, wie es sich für eine frommen Juden geziemt, entfernten Vorhaut gekommen sein könnte. Unvorstellbar, dass er unvollständig zur Rechten Gottes sitzt, zu richten die beschnittenen und die Gois. Wie es sich mit der Authentizität der heiligen Nabelschnur verhält, konnte ich allerdings nicht ergründen. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei ausnahmsweise um eine plumpe Fälschung.

Also war es nichts, mit der Vatertags-Glosse, denn alles, was irgendwie von Jesus stammen könnte, von ihm getragen oder auch nur berührt wurde, oder auch nur in Berührung mit einer „echten“ Reliquie kam, eine so genannte Reliquie dritter Klasse, ist schon heilig, so abstrus der eigentliche Gegenstand auf den sich ungläubig Wundernden auch wirken mag. Nur beim heiligen Stuhl in Rom handelt es sich eindeutig nicht um eine Reliquie. (tb)

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5 Kommentare

Der Kirchentag ist eine Werbe-Plattforn zum Missionieren.
Etwas Friede&Freude für die Show reichen da aus - den Eierkuchen gemeinsam futtern ist dagegen überflüssig ;)

Das mit dem gemeinsamen Abendmahl ist so eine Sache. Sind doch die Evangelen - laut Herrn Ratzinger - keine Christen im eigentlichen Sinne und die ev. Kirche keine Kirche im eigentlichen Sinne. Also mehr oder weniger Heiden...

Der Herr Ratzinger war ja Vorsitzender der Glaubenskongregation. Er selbst sah sie als Rechtsnachfolger der heiligen katholischen Inquisition. Er meinte, die Inquisition sei damals ein sehr Fortschrittliches Rechtssystem gewesen. Schließlich sei es das erste Mal in der Rechtsgeschichte gewesen, dass ein Deliquent zu den Vorwürfen der Anklage befragt worden sei. Wie diese fortschrittliche hochnotpeinliche Befragung ausgesehen hat, lässt sich im Hexenhammer nachlesen. Sehr fortschrittlich.

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