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Glosse: Die Krise der Krise, oder: die Inflation der Inflation

Früher war alles besser. Auch die Krisen. Erinnern wir uns doch an die Mutter aller Krisen, die Weltwirtschaftskrise in den zwanziger Jahren. Da standen die Arbeitslosen Schlange vor den Arbeitsämtern, Broker und Manager begingen Selbstmord und die Not war allenthalben sichtbar, greifbar, fühlbar, als hätte die Krise einen besonderen Geruch, an dem man sie erkennt. Eine Art Hungergeruch sozusagen.

Und die Krise heute? Vor den Agenturen für Arbeit herrscht gähnende Leere, Broker bekommen ihre Boni und riechen kann man gar nichts. Im Gegenteil, die Leute kaufen ein, als gäbe es kein Morgen.

Woran erkennt man eigentlich eine Krise? An der Inflation haben es die Leute früher gemerkt. Da reichte, was am Morgen noch ein Monatslohn war, am Nachmittag gerade noch für einen Hut. Da wurden Hamsterkäufe auf dem Lande getätigt. Was natürlich nicht bedeutet, dass dort Hamster gekauft wurden. An denen ist ja viel zu wenig dran. Sondern Hühner, Eier, Schinken im Tausch gegen den am Nachmittag gekauften Hut oder Zigaretten. Was im Übrigen für die Bauern gar keine so schlechte Zeit war.

Jetzt habe ich mir sagen lassen, so eine Deflation wäre ja viel schlimmer, wie eine Inflation. Wie soll ich mir das vorstellen? Ich bekomme plötzlich mehr für mein Geld? Mieten sinken? Und die Gewerkschaften fordern eine Lohnsenkung von nur fünf Prozent und es gibt Streik, weil die Arbeitgeber auf acht-Komma-neun Prozent bestehen? Oder arbeiten die, die sonst streiken müssten, dann etwa freiwillig länger, um die Bonzen immer tiefer in die Deflation zu treiben? Teuflischer Gedanke! Verkehrte Welt!

Nein, da ist mir unsere Krise mit Preissteigerungen und Streiks schon lieber. Die Zeit der Bescheidenheit sei vorbei, propagiert Verdi-Chef Bsirske. Dann sollten wir uns wenigstens eine richtige Krise leisten. So mit Schlangen von Arbeitslosen und Hungergeruch und allem. Halt eine Krise, wo für jeden was dabei ist. Und dann macht bestimmt auch jeder mit. Krise für alle! (tb)

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3 Kommentare

Vielleicht war ich etwas zu flapsig. Ich hatte gehofft dem Leser wäre klar, dass ich nicht scharf auf eine Krise bin. Ich möchte mich des Eindrucks erwehren, hier säße ein reicher, kleiner Schnösel, der praktisch von oben auf das Prekariat herabblickt. Ich weiß durchaus aus eigener Erfahrung wo unten ist. Es ging mir eher darum zu zeigen, dass der Karren gerade mit voller Fahrt gegen die Wand gedonnert wird. Man muss weder Taxifahrer noch Journalist sein um zu erkennen, dass das nicht gut gehen kann. Die Verantwortlichen bringen ihr Schäfchen ins Trockene und der Rest der Republik freut sich über Handy-Freiminuten. Bänker machen Business as usual - nach der Krise ist offenbar vor der Krise. Oder lass es mich so sagen: The Krise must go on! Es verdienen genügend daran, dass es anderen gerade nass reingeht...

Aber danke, (th), für Deine Anmerkungen. Tom

Die jüngste Glosse und die meisten Klicks. Die Krise scheint zu ziehen...

Mit "Krise für alle" wirkt der Text - aus heutiger Sicht - fast prophetisch!

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