Gespräch mit GOTT

„Hallo Du…“

„Wer spricht da mit mir?“

„Ich bin’s, dein Vater.“

„Ja, und wieso kommst dann nicht einfach rein und redest ganz normal mit mir? Das hallt ja so, wie wenn du aus dem Keller mit mir redest!“

„Ich ruf dich nicht aus dem Keller an, mein Sohn, sondern aus dem Himmel.“

„Mein eigener Vater im Himmel, dass ich nicht lach. Vor einer Stunde warst aber noch ganz schön auf der Erde hier und hast blöd daher geredet!“

„Mein Sohn, ich bin es doch – Gott, dein Vater im Himmel!“

„Aha – das ist ja interessant!
Du bist das also?
Meldest dich jetzt endlich mal bei mir!
Wie oft hab ich dich eigentlich schon darum gebeten, mir mal eine Antwort zu geben, hä…?
Nix – kein einziges Mal hast dich gemeldet oder mir wenigstens mal ein Zeichen gegeben.
Und jetzt tätst daher kommen und mit mir quatschen wollen – grad jetzt, wo ich mitten in der Arbeit steck und nicht weiß, wo mir der Kopf steht?
Ja sag a mal, wie bist denn du eigentlich drauf?“

„Aber mein Sohn…“

„Komm, hör auf mit dem g’scherten ‚mein Sohn’ so salbungsvoll oder was weiß ich…?
Reicht mir schon, wenn der Pfarrer in der Kirche immer so schmierig daher geredet hat.
Magst dich vielleicht jetzt bei mir einschleimen?
Hast ein schlechtes Gewissen, weilst dich nie gemeldet hast bei mir?
Aber mir reicht schon, wenn mein eigener Vater ständig so blöd daher redet!
Da brauchst du jetzt nicht auch noch damit anfangen.
Mit mir kannst ganz normal reden.
Oder bist vielleicht schwul?
Du…, also das sag ich dir… dann kannst dich gleich wieder schleichen.
Ich bin da nämlich ganz anders drauf!“

„Ich weiß…“

„Aha…, das weißt du also?
Hast womöglich immer heimlich zugeschaut, wenn mal eine deiner besten Erfindungen, die du jemals gemacht hast, so ein Ripperl halt, bei mir im Bett gelegen ist?“

„Natürlich…, ich sehe alles!“

„Aha…, ja da schau her.
Der Liebe Gott - ein Spanner!
Also, mein richtiger Vater hätte sich jetzt bei einem solchen Geständnis eine riesen Watsch’n eingefangen, auch wenn er mein Vater ist!
So was gehört sich einfach nicht! Und da ist mir dann auch dein 4. Gebot wurscht, bloß dass du dich auskennst! “

„Aber mein Sohn…, ich war doch stets bei dir und habe dir dabei geholfen, dass alles nach deinen Wünschen funktioniert!“

„Aha…, du warst das also! Und warum haben sich dann deine besten Erfindungen, diese Ripperl, jedes Mal so angestrengt, dass alles funktioniert, wenn in Wirklichkeit du das warst?
Waren also deren Anstrengungen komplett für die Katz?
Ja, und überhaupt… dann warst ja auch du dafür verantwortlich, wenn’s mal nicht klappte, oder?
Hast dir einen Ast gelacht dabei, was?“

„Das, mein Sohn, hatte alles seine Gründe und ich weiß, dass du kaum verstehen wirst, was ich aus unergründlicher, tiefer Weisheit an dir vollbrachte.“

„Ach komm…, hör doch auf mit deiner unergründlichen, tiefen Weisheit. Erst stattest mich aus mit allen möglichen Schikanen, lässt zu dass es einen riesigen Spaß macht mit diesen Ripperl und dann haust plötzlich mittendrin einen Wurm rein, dass nix mehr geht und die ganze Stimmung beim Teufel ist – ja sogar die Gefahr besteht, dass mein Ripperl deswegen fremd geht?
Da soll sich einer auskennen!“

„Jetzt reiß dich aber mal bisschen zusammen und überlege dir, was du sagst, mein Sohn. Und riskiere nicht, dass ich dir zürne!“

„Schrei du mich gefälligst nicht so an!“

„Dann begegne mir mit der gebotenen Ehrfurcht!“

„Ja, ja…, schon gut. Aber jetzt sag ich dir mal was: Du kommst daher und meldest dich endlich mal nach vielen Jahrzehnten. Wie oft hab ich dich schon angerufen und du hast keinen Mucks von dir gegeben – geschweige denn eine Antwort für mich übrig gehabt.
So weit kann’s nicht her sein mit deiner unergründlichen, tiefen Weisheit.
Wie oft hab ich dich als Kind schon vorm Schlafengehen angerufen und inbrünstig gebeten, du mögest mich vor Dummheiten bewahren. Es ist dir aber nicht ein einziges Mal gelungen, bloß dass du das weißt! Ich hab jedes Mal meine Watsch’n dafür gekriegt und du hast womöglich auch noch dabei zugeschaut?“

„Auch hier, mein Sohn, kannst du nicht erkennen, wofür das gut war!“

Ja, sag a mal, spinnst jetzt komplett? Wofür soll das denn gut gewesen sein, wenn ich zwei Tage mit einer dicken Backe von der Watschen rumgelaufen bin, die ich von meinem Vater eingefangen hatte oder nimmer sitzen konnte, von den Schlägen mit dem Rohrstock auf mein Hintern, die mir der Lehrer verpasste? Weißt eigentlich wie sich das anfühlt, wenn’s dir die kurze Lederhose stramm ziehen? Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was du da tagelang für dicke Striemen am Hintern hast? Du redest dich da leicht - du hast ja keine Striemen aufm Hintern. Du hockst da droben vielleicht auf deiner weichen Wolke rum und hast keine Ahnung, wie es da herunten zugeht! “

„Oh doch…, ich weiß genau, wie es auf Erden zugeht und oftmals gerate selbst ich in große Zweifel, ob das alles so richtig war, was ich da geschaffen habe. Jedenfalls hatte ich mir das alles ursprünglich mal ganz anders gedacht!

So, wie denn?

„Nun…, friedvoller, etwas ruhiger vielleicht?

„Na ja – das kannst vergessen! Das wirst nicht mehr erleben.

„Ich weiß…, deshalb schau ich mir das noch ne Weile an, bis ich ne Entscheidung treffe, wie das alles dort unten weitergehen soll und was da dann alles weg muss, weil es sich als nicht so gelungen herausstellte…

„Nun…, das musst selber wissen – aber an diesen Ripperl änderst nix, das verspricht mir, die lässt so, wie sie sind, denn die hast nahezu perfekt hinbekommen – bisschen straffer hättest sie vielleicht machen können…, vielleicht auch bisschen ruhiger ?
Aber im Großen und Ganzen passt’s schon, wie sie sind! Macht auf alle Fälle richtig Spaß jedes Mal mit denen.
So – jetzt muss ich aber wieder was tun, muss ja Geld verdienen, damit ich was zum Beißen hab, denn dein Manna fällt ja nimmer vom Himmel.

„Na gut, mein Sohn, ich werde ein wachsames Auge auf dich werfen!“

„Also dann…, Servus… und meld dich wieder mal bei mir wenns’t Zeit hast, du Gott du.

Wolfgang Kreiner© 2001
aus: „kein Grund lauthals zu singen“
Gryphon Verlag München
ISBN 978-3-935192-25-5

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Kreiner aus München

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