Winter in Waldperlach, Teil 73
Freitag, 11.2.2011: 12°C, bewölkt, gelegentlich Regen.
Der Regen in der Nacht hat die Schneehaufen stark schrumpfen lassen. Bei uns im Garten ist von den „Schneebergen“ kaum noch etwas übrig.
Am Frühlingshügel blühen jetzt bereits über 10 Winterlinge, in den Beeten und in der Wiese gehen die Schneeglöckchen büschelweise auf. Es riecht derart extrem nach Frühling, das kann ich kaum beschreiben!
Heute morgen bin ich kurz von 0800 aufgewacht: Die beiden Elstern haben lautstark bekannt gegeben, dass sie gerade im Paarflug unterwegs sind... Als sie vorbei geflogen waren, sind ein paar Amseln im Nachbargarten aufgetaucht, durch die Wiese gelaufen, haben nach Essbarem gesucht, sind dann ein der Einfahrt und auf der Straße spazieren gegangen und wurden immer mehr. Die meisten, die ich gleichzeitig gesehen hab, waren 8 auf einmal!
Als sie weiter geflogen waren, kamen ein paar Rabenkrähen, die es aber sehr eilig hatten. Krächzend flogen sie heftig flatternd in Richtung Wald. Als sie schon fast außer Sicht waren, flog ein Kolkrabe auf dem selben Kurs, mit langsamen, weit ausholenden Flügelschlägen und ohne ein einziges “Kaarrr” abzugeben. Mir drängte sich dabei der Eindruck auf, dass sich die Rabenkrähen mit ihm nicht so besonders gut verstanden…
Auf die Kohlmeisen und die Blaumeisen, die sich gestern ein „Gesangsduell“ geliefert hatten, hab ich heute morgen vergeblich gewartet. Vermutlich hat ihnen das Wetter nicht gepasst. Die kamen erst wieder am Nachmittag vorbei. Zum Futterhaus und den Meisenknödeln.
Am Nachmittag hat meine Schwester berichtet, dass sie die blauen Blumen, von denen sie letztes Jahr Samen gekauft hatte, weil sie ihr so gut gefallen haben, und auf deren Packung stand, dass sie Schnecken vertreiben würden, was sie auch taten, wie sie experimentell bestätigt hatte, aber deren Namen sie vergessen hatte – ich leider auch – nirgends zu kaufen gibt.
Also hab ich im Internet gesucht. Nach blauen Blumen, die Schnecken vertreibe. Und, obwohl ich es nicht erwartet hatte, wurde sofort fündig: Insgesamt 4 Arten. Da ich zu faul war, die knapp 100.000 Fotos vom letzten Jahr nach den blauen Blumen zu durchsuchen, ich auf den Bildern im Webbrowser aber zu wenig erkannte, hab ich meine beiden Hintergründe ins Labor gerufen und ihnen die Bilder gezeigt: Eindeutiges Ergebnis: „Genau! Die ist es!“ Die Jungfer im Grünen, eine Nigella damascena.
Dann hab ich bei eBay Samen gekauft, und die müssten nächste Woche ankommen.
Hm. Nur, die waren recht preiswert. 200 Samen für einen Euronen. Da ist das Porte mit 1,40 Euronen eigentlich fast zu teuer...
Was macht man da? Mehr kaufen! Also hab ich 3 Packungen, also 600 Samen bestellt. Und das seltsame daran: Normalerweise schimpfen meine Hintergründe immer, wenn ich maßlos übertreibe und um den Faktor 10 mehr von irgendwas kaufe als man jemals verbrauchen kann, aber diesmal waren beide hell begeistert.
Wie auch immer. Jetzt haben wir beschlossen, einen „antiimperialistischen Schutzwall“ gegen die Schneckenplage zu errichten...
Das Experiment meiner Schwester mit den Jungfern im Grünen – bei uns liefen die unter dem Tarnnamen “Blausterne” – hat prima geklappt. Sie hat in einem Beet am Zaun, von der Einfahrt bis etwa zur Mitte des Gartens die Blumen angepflanzt. Abstand zwischen den Pflanzen war etwa 20 bis 50 cm, ab der Mitte des Beetes kamen dann keine Blausterne mehr, um eine Vergleichsmöglichkeit zu haben.
Die Wirkung war durchschlagend: In dem Bereich, in dem die Pflanzen wuchsen, gab es keinen Schneckenbefall. Dort wuchs alles ohne Fraßspuren. Im hinteren Bereich des Beetes wüteten die Schnecken dagegen wie gewohnt.
Da wir nicht wussten, wie leicht die Samen beschaffbar sind, hielten wir alles erst mal geheim. Nicht dass im nächsten Jahr tausende von Leuten alle Samen der “Blausterne” aufkauften und wir den Schnecken wieder wehrlos ausgeliefert wären...
Aber da man Samen der Jungfer im Grünen problemlos bei eBay bekommt – in praktisch beliebiger Menge – gibt es keinen Grund mehr, das Experiment und sein Ergebnis geheim zu halten. Ich kann dir nur empfehlen: Pflanz die Blumen an allen neuralgischen – sprich: von Schnecken bedrohten – Stellen im Garten ein. Die Pflanzen sehen gut aus, haben nur geringen Eigengeruch (ich bilde mir ein, einen ganz leichten Waldmeistergeruch wahrgenommen zu haben) und wachsen auf praktisch jedem Boden.