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Radioaktivität in Waldperlach, Teil 22

Waldperlach, 2.4.2011:

Messwerte:

2.4.2011,
1700:
Lab: 0,10 μSv/h
Out: 0,10 μSv/h

Hier ist alles im grünen Bereich

Tepco hat jetzt das Loch im Keller von Reaktor 2 gefunden, durch das die radioaktive Brühe ins Meer (und ins Grundwasser) läuft. Ich vermute mal, dass das nicht das einzige Loch ist. Nicht gefunden wurde bisher die entscheidende Stelle: Wo kommt das Wasser aus dem Reaktor heraus? Überduckventil, gebrochenes Rohr des Primärkreislaufs oder doch ein Loch unten im Reaktordruckbehälter, durch das sich der geschmolzene Kern einen Weg ins Freie gesucht hat? Wetten, dass es irgendwo ein Wettbüro gibt, bei dem man auf eine dieser Möglichkeiten setzen kann?

Jetzt hab ich doch einmal Nachrichten im Fernsehen angesehen. Auf „Eins Extra“, falls das jemand etwas sagt. So makaber die Nachrichten aus Fukushima auch sind, ich musste trotzdem extra breit grinsen: Die Sprecherin hat „Atomkraftwerk“ gesagt. Nicht nur ein mal! Anscheinend ist jetzt Schulz mit den dümmlichen Euphemismen…

Interessant war auch die Angabe eines Japanischen Regierungssprechers zur Strahlenbelastung durch das austretende Wasser: Er meinte, die Belastung sein 1000 mSv/h (1000 Millisievert pro Stunde). Das ist aus zwei Gründen seltsam: 1000 Millisievert pro Stunde ist 1 Sievert pro Stunde. Wieso setzt er die Vorsilbe „Milli“ ein? Kaufleute machen das gerne, wenn sie eine Zahl größer erscheinen lassen wollen, als sie ist. 1000 klingt eben nach viel mehr als 1. Aber bei Strahlenbelastung? Wo weniger besser ist? Mir leuchtet die Motivation nicht ein. Was mich noch mehr stört: Sievert pro Stunde ist die Einheit der Ortsdosisleistung. Also die Energiedosisleistung multipliziert mit einem Gewichtungsfaktor. Was ich hier auch messe. Aber: Das sagt nichts aus über den Gehalt an radioaktiven Substanzen im Wasser aus dem Reaktor. Das dagegen nennt man Aktivität und misst man in Becquerel pro kg. (Von mir aus auch pro Liter, das ist egal). Also in Zerfällen pro Sekunde pro kg. Um die Aktivität zu bestimmen, braucht man eine Probe des Wassers, die wiegt man und misst (z.B. mit einem Geigerzähler) die Anzahl der Zerfälle pro Zeit. Und das ist eine (sich mit der Zeit verändernde) Materialeigenschaft. Die Ortsdosisleistung (ODL) dagegen ist eine – wie ihr Name schon vermuten lässt – ortsabhängige Eigenschaft.

Aus der ODL kann man nicht auf die Aktivität der Strahlungsquelle schließen, und sie nimmt mit der Entfernung zur Quelle ab. Angenommen, die haben 4 Meter vom Abwasser entfernt 1 Sv/h gemessen, dann ist die ODL im Abstand von 2 Metern bereits 4 Sv/h und in 1 Meter 16 Sv/h.

Wenn sich ein Arbeiter eine Stunde lang 4 Meter entfernt vom Abwasser aufhält, bekommt er in dem Rechenbeispiel eine Dosis von 1Sv ab. Und das ist abartig tierisch viel! Bei dieser Dosis sterben innerhalb von 30 Tagen 10% der Leute, die dieser Strahlung ausgesetzt waren (LD10/30). Zum Vergleich: Hier in Waldperlach liegt die ODL bei etwa 0,09 μSv/h. Da bekommt man in einem Jahr eine Dosis von knapp 0,8 mSv ab. Also in einem Jahr weniger als ein Tausendstel der Dosis, die dort ein Arbeiter in einer Stunde einsteckt. Die Strahlung ist dort also rund 10.000.000 mal so hoch wie hier.

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