Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus)
2009 war ein gutes Jahr für Hainschwebfliegen. Nachdem, vergleichbar mit 2008, die Bienen ausblieben oder nur in sehr geringer Anzahl auftraten, teilten sich die Schwebfliegen mit den Hummeln die Blütenpollen und den Nektar, den früher die Bienen gesammelt hatten. Überhaupt scheinen die Hummeln weniger Probleme mit den Varroamilben zu haben, als die Bienen. 2008 trug noch etwa jede zwanzigste Hummel eine Milbe, doch 2009 konnte ich bei ihnen keine Varroamilben mehr beobachten.
Dafür nahm die Anzahl der Schwebfliegen stark zu. Von den rund 6000 Arten, die es von ihnen weltweit gibt, lebt bei uns eine besonders interessante: Die Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus). Sie betreibt Mimikry, täuscht ihren Fressfeinden das Aussehen einer Wespe vor. Hier funktioniert die Abschreckung, die Hainschwebfliege besitzt keinen Stachel, ist an sich völlig wehrlos.
Dennoch lässt sie sich von den Wespen sehr leicht unterscheiden. Sie hat zwei Flügel, die beiden Hinterflügel sind zu Schwingkölbchen ausgeprägt, die den Schwebfliegen einen sehr stabilen Flug mit einer hohen Schlagzahl ermöglichen. In der Literatur werden bis zu 300 Schläge pro Sekunde angegeben, ein Wert, den ich bisher nicht nachmessen konnte, da die Fliegen einfach nicht stillhalten und nicht hinreichend lange vor meinem optisch Drehzahlmesser im Schwebeflug warten. (Vielleicht sollte ich das Messgerät als Blüte tarnen?) Auffällig ist zudem ein kleiner Rückenschild auf dem Brustsegment und eine Scheinader (Vena spuria) auf den Flügeln. Gut zu erkennen in Bild1.
Die Schwebfliegen nützen ihre phantastischen fliegerischen Fähigkeiten, um für sie spannende Dinge, etwa mögliche Futterquellen, zu untersuchen. Man spricht hier von ‚explorativem Verhalten’. Im Bild2 sieht man eine Hainschwebfliege vor einer Blüte in der Luft stehen.
In der Literatur findet man gelegentlich die Behauptung, Hainschwebfliegen würden gelbe Blüten bevorzugen, ein Verhalten, das ich nicht bestätigen kann. Die von mir beobachteten Schwebfliegen flogen mit nahezu gleicher Wahrscheinlichkeit weiße, gelbe, rote und blaue Blüten an. Möglicherweise handelt es sich bei der Geschichte mit den gelben Blüten um einen Auswahleffekt, wie er bei empirischen Untersuchungen gelegentlich vorkommt: Vielleicht gab es in dem Gebiet, in dem diese Untersuchung angestellt wurde, überwiegend gelbe Blüten, oder die andersfarbigen Blüten hatten einen derart geschmacklosen Nektar, dass die Schwebfliegen dort nur einmal und nie wieder landeten. Das selbe, nur mit umgekehrten Vorzeichen, kann hier in Waldperlach auch geschehen sein: Vielleicht wachsen hier bevorzugt gelbblühende Blumen mit schlecht schmeckendem Nektar? Falls ich im Sommer Zeit finden sollte, werde ich mal Hainschwebfliegen in einer anderen Gegend beobachten...
Wieso begeistern mich diese Tiere derart? Weil sie sich ausschließlich optisch orientieren. Wie sie DAS mit den wenigen Neuronen in ihrem Gehirn schaffen, ist mir ein Rätsel. Mit digitaler Bildverarbeitung muss man schon einen echten Riesenaufwand treiben, um ein auch nur halbwegs vergleichbares Ergebnis zu erzielen.