Frühling in Waldperlach, Teil 54
Montag, 19.4.2010: 20°C, sonnig, teils Quellwolken. Heute morgen habe ich wie auch an den vorigen Tagen vom Fenster aus versucht, Vögel zu fotografieren. Und das bei strahlend blauem, kondensstreifenlosen Himmel. Es ist wirklich phantastisch, wie ruhig es ohne Flugzeuge ist.
Die beiden Blackbirds waren wieder unterwegs, diesmal sogar kurzzeitig zusammen. Eine Amseldame hat im Nachbargarten Würmer gejagt und ein paar Finken flogen vorbei. Und dann hörte ich ein ganz leises Geräusch, das mir bekannt vorkam. Zuerst konnte ich es kaum wahrnehmen, aber nach ein paar Minuten wurde es deutlicher, und ich erinnerte mich:
Ich hatte das Geräusch, nur erheblich lauter, 2003 in Friedrichshafen schon einmal gehört. Ich war damals, wie so oft, auf der HAM Radio, einer Amateurfunkmesse. In dem Jahr zum ersten Mal auf dem neuen Messegelände, direkt neben dem Flugplatz. Ich hatte, wie es bei dieser Ausstellung üblich ist, auf dem zum Campingplatz umfunktionierten Parkplatz übernachtet, und wurde kurz nach Sonnenaufgang von Motorenlärm geweckt. Ungewöhnlich gleichmäßigen Lärm, wie ich ihn aus meiner Kindheit kannte, wenn bei Militärmaschinen die Motoren warm laufen gelassen wurden.
Also stand ich auf, rollte meinen Schlafsack zusammen, packte meine Ausrüstung und ging erst einmal in Richtung zur Quelle des Geräusches. Das war nur eine Minute Fußweg entfernt, genauer gesagt, weiter kam man nicht, denn dann stand der Zaun zum Flugplatz im Weg. Und dort hatten sich bereits hunderte von Funkamateuren versammelt, mit Kameras, Feldstechern, ihren Kindern, ein paar Hunden, einer hatte sogar einen Klappstuhl und einen Sonnenschirm dabei, um das Spektakel zu beobachten.
Ein NT-Zeppelin wurde startklar gemacht! Ich schoss natürlich ein Foto nach dem anderen, hatte damals aber (leider) gerade den “Minimalismustick”, heißt, ich hatte eine Umax PhotoRun Kamera dabei, die Bilder mit 160 mal 240 Pixel macht. Hm. Hatte damals riesig Spaß mit dem Teil, vor allem, weil ich sie für nur 5 Mark gekauft hatte. Nur, die Bildqualität….
Egal. Jedenfalls war es genau das Geräusch, das ich heute wieder hörte, nur leiser. Eigentlich so leise, dass selbst ich es kaum wahrnehmen konnte. Aber die Richtung konnte ich erkennen. Und tatsächlich, dort flog ein winziger weißer Fleck, von mir aus gesehen dicht über den Bäumen des nahen Waldes. Ich schoss natürlich sofort Fotos mit maximalem Zoom, aber das Objekt bewegte sich eh in Richtung auf mich zu.
Nach ein paar Minuten war es so groß, dass ich mit etwas Phantasie sogar die Zigarrenform erkennen konnte, und nach einigen weiteren Minuten war es bereits so groß, dass man auf den Fotos sogar die Aufschrift erahnen kann.
Keine Flugzeuge, aber ein Zeppelin in der Luft! Das begeistert mich! Ein echter Technik-Downgrade! Ich dachte an die Steampunk Geschichten und an andere Science Fiction Stories, die solche „Rückschritte” thematisieren, aber als Rückschritt empfand ich das nicht.
Hm, eigentlich wollte ich über das Wetter und den Wachstum der Pflanzen schreiben. Also: Der Rittersporn ist doppelt so umfangreich wie gestern, der Pflaumenbaum blüht und wegen der Hyazinthen kann ich die anderen Blüten im Vorgarten nicht herausriechen. Die übertönen einfach alles.
Bürgerreporter:in:B Göpfert aus München |
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